Children Of Bodom - Hexed
Nuclear Blast / Warner
VÖ: 08.03.2019
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zero fucks given
Markku Uula Aleksi Laiho – der Einfachheit halber bekanntermaßen Alexi genannt – ist nicht nur ein Rotzlöffel, der in Interviews und Bühnenansagen offenbar nach der Benutzung des Wörtchens "Fuck" pro Minute bezahlt wird. Der Finne ist ebenso ein Sturkopf, der seine Band Children Of Bodom seit Teenager-Jahren nach seinen Vorstellungen vorantreibt. Und dabei nicht davor zurückschreckt, 2015 seinem kongenialen Gitarrenpartner Roope Latvala kurz vor den Aufnahmen zu "I worship chaos" den Stuhl vor die Tür zu setzen. Nachdem jene Platte allerdings insbesondere in Sachen Gitarrenarbeit nicht überzeugen konnte, wurde umgehend mit Daniel Freyberg ein Ersatz verpflichtet, von dem noch die Rede sein wird. Denn Laiho ist eben nicht nur ein sturer Rotzlöffel, sondern mitunter gar lernfähig. Zudem beklagte sich der kreischende Duracell-Hase an den sechs Saiten doch kürzlich tatsächlich über die Anstrengungen des permanenten Tour-Lebens.
Man muss allerdings nicht davon ausgehen, dass die neu gewonnene Selbstreflektion sich in irgendeiner Form im Bandsound widerspiegeln würde. Und nun kommt der eingangs erwähnte Freyberg ins Spiel, der Laiho nach eigener Aussage dazu antrieb, sein eigenes Gitarrenspiel wieder deutlich ernster zu nehmen. In der Tat ist "This road" ein Opener nach Maß für "Hexed", das zehnte Studioalbum der Finnen, zumal Keyboarder Janne Wirman wieder deutlich präsenter klingen darf als in der jüngeren Vergangenheit. Der wahre Signature-Song ist allerdings "Under grass and clover", bei dem sich Laiho die Seele aus dem Leib keift und dazu gemeinsam mit Freyberg Riffs heraushaut, die einfach so urtypisch für diesen hyperaktiven Melodic Death sind.
Nicht weniger großartig ist "Glass houses", das nicht nur im Vorbeigehen einen dezenten Uffta-Part einstreut, sondern erneut durch eine höchst ausgewogene Abstimmung zwischen Gitarren und Keyboard reüssiert. Man mag die Aussage im Vorfeld, "Hexed" sei eine Rückbesinnung auf die Zeit von "Hate crew deathroll", als Promo-Getöse abtun, doch ein klein wenig werden Erinnerungen an jene Platte aus dem Jahr 2003 wach, die den Skandinaviern so etwas wie den Durchbruch verschaffte. Und ja, da ergeben auch Midtempo-Songs wie "Hecate's nightmare" und das ausdrücklich nicht auf Laihos Lyrics abzuzielende "Platitudes and barren words" einen gewissen Sinn. Auch wenn sich der Mittelteil der Platte bisweilen arg abwechslungsarm gibt und zum Beispiel der Titeltrack bestenfalls solide daherhoppelt.
Dennoch wirkt "Hexed" über weite Teile befreiend und befreit. Anscheinend hat Alexi Laiho wieder die Lust am Songwriting gefunden, angetrieben vom ohrenscheinlich motivierten neuen Bandkollegen. So macht es einfach Spaß, mal wieder das Hirn auszuschalten und einfach die Bude zu zerlegen. Innovationspreise gewinnt die Band damit natürlich nicht, zumal auch die Neueinspielung von "Knuckleduster", der B-Seite der Single "Trashed, lost & strungout" aus dem Jahr 2004, nur mäßig überzeugt – anscheinend sind die Skandinavier nur dann Meister herrlich verschrobener Coverversionen, wenn es um Fremdmaterial geht. Manchmal jedoch muss es auch mal erlaubt sein, völlig befreit von vermeintlich niveauvollen Hintergrundstorys und Plattenkonzepten einfach nur gepflegt auszurasten. Der schon 40 Jahre alte Frontmann, der einst als hoffnungsvoller Gitarrenjungstar die Cover der Fachmagazine zierte, dürfte es in seinem typischen Duktus "fuckin' great" finden.
Highlights
- Under grass and clover
- Glass houses
- Platitudes and barren words
Tracklist
- This road
- Under grass and clover
- Glass houses
- Hecate's nightmare
- Kick in a spleen
- Platitudes and barren words
- Hexed
- Relapse (The nature of my crime)
- Say never look back
- Soon departed
- Knuckleduster
Gesamtspielzeit: 44:46 min.
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