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Chiefland - Wildflowers

Chiefland- Wildflowers

Uncle M / Cargo
VÖ: 08.02.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Befreiendes Lächeln

Als musikbegeisterter Vielhörer kennt man etliche Songs bereits, obwohl man sie nicht kennt. Zumindest ein bisschen. Der Mix aus Storytelling mit Spoken-Word-Passagen, Breaks und wuchtigen Gitarrenwänden zum Beispiel ist seit Defeater oder La Dispute keine bahnbrechende Neuerung. Bemerkenswert aber ist der Moment, wenn man als nicht vorinformierter Hörer einer Chiefland-Platte auf einmal überrascht feststellt, dass man deren ziemlich international tönenden, melodischen und kreativen Post-Hardcore auf "Wildflowers" in Niedersachsen verorten darf. Klar, The Tidal Sleep oder auch Fjørt zeigten unlängst, dass das Genre im weitesten Sinne auch hierzulande längst eine hohe Qualität bietet. Im weiteren Sinne deswegen, weil Chiefland auf ihrem Debüt nicht ganz so kompromisslos vorgehen wie die genannten Referenzbands, weil sie dem angewinkelten Ellenbogen ein wenig mehr Raumbreite bieten.

Der Opener "Moving parts / Fever dream" startet die Reise durch aufsteigende und immer wieder abwärts driftende Gefühlswelten ziemlich alltagsnah ganz früh am Morgen. Der Blick noch verpeilt, aber nach vorn gerichtet, kann man die ersten Ärgernisse des Tages bereits nicht mehr ignorieren. Zu angespannt sind die Nervenstränge. Die Stimme grantelt, erhebt sich, schreit den ersten Frust heraus. Das Schlagzeug groovt sich nachhaltig und drückend ein, während die Gitarren zwischen raffinierten Licks und lärmender Ballung pendeln. "Withered" und dem fast hymnischen "Cathedrals" gelingt dieser Spagat zwischen angespannter Gefasstheit und losgelöstem Aufbrausen bemerkenswert gut. Dass Chiefland in ihren Songs einen feinen Spannungsbogen erschaffen, müßig zu erwähnen. Was nur indirekt für "Northbound" gilt, diesen durchweg kräftig polternden Mutmacher, der tägliche Überwindung nicht nur als notwendige Reaktion sieht, weil es ja immerzu weitergehen muss, sondern als Chance: "Make your mark on the world / Edge it to stone / 'Cause this is your home."

Chiefland setzen die Enttäuschung aus so mancher tiefschürfenden Lebensphase frei und zeigen nicht nur in "Fragile feet", wie gut sie Härte und Wucht mit dem Gespür für Melodie und Harmonie verbinden können. Thematisch fordern die Göttinger auf, vor allem den Blick fürs Große und Ganze zu schärfen und nutzen das Bild der wilden Blumen, um den Zeigefinger zu heben für mehr Anstrengung in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Die Natur tritt dazu gleich mehrmals als Rückzugsort in Erscheinung. Hier kreisen die Gedanken, hier setzt sich das Individuum aufs Intensivste mit sich selbst, mit Rückschlägen wie Zukunftsskizzen auseinander. Wunderbar eingefangen in "Indian summer", einem Stück, das vom feinfühligen Eröffnungs-Chor über bittersüße Atmosphäre bis hin zu plötzlicher Wut und dem feinen, in Post-Rock und Dynamik getränkten Finale so ziemlich alles bietet, was das Genre-Herz begehrt. Was von "Wildflowers" bleibt und vovon das Album lebt, sind die Erfahrungen, der Schweiß, das Abschütteln und schlussendlich ein Lächeln: die befreiende Reaktion.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Moving parts / Fever dream
  • Northbound
  • Indian summer
  • Fragile feet

Tracklist

  1. Moving parts / Fever dream
  2. Northbound
  3. Untied
  4. Cathedrals
  5. Withered
  6. Indian summer
  7. Homestead pt. 1
  8. Fragile feet
  9. Blueprinted
  10. Unison
  11. Bottled memories
  12. Homestead pt. 2

Gesamtspielzeit: 36:12 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Das kommt ...
2019-03-01 09:23:58 Uhr
... dabei raus, wenn die Welle der "The Wave" Bands abebbt und ein paar deutsche Kasper jetzt erst mehr schlecht als recht versuchen, den Sound nachzuspielen.
Kurdt
2019-03-01 00:48:34 Uhr
Brettig

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27674

Registriert seit 08.01.2012

2019-02-28 20:21:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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