Feels - Post Earth
Wichita / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 22.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Keine Gnade
Die Smog-Metropole Los Angeles beheimatet jede Menge extravagante Gestalten, aber unweit der kalifornischen Küste auch viele sonnig durchflutete Gemüter. Kommt die politische Einstellung der Bürger zum Tragen, ist der Sonnenstaat Kalifornien sicher Vieles, aber bestimmt vergleichsweise liberal und nun wirklich keine Trump-Hochburg. Schockiert fragen sich mittlerweile etliche der rund 40 Millionen Einwohner des US-Staates, was genau Amerika und andere Teile der Welt politisch eigentlich geritten hat, diplomatischen Harakiri zu betreiben, und warum die in einer vernetzten Welt luftleere Blase des Nationalismus wieder Gehör findet. Nur zweieinhalb Minuten und nicht einmal das Vollgas-Pedal benötigen Feels für einen weitblickenden Ritt mit ihrem "Car" und für die treffende Analyse der gesellschaftlichen Spaltung der Vereinigten Staaten.
Sehr wohl aber kehrt der Vierer aus L.A. mit trockenen Gitarrenriffs zwischen Punk, Garage und Stoner den Initiatoren ihren Schmutz frontal ins Gesicht. "Post Earth" spricht nicht nur als Titel dieses Werks eine deutliche Sprache, nein, Feels stellen ihr zweites Album auch gleich unter das Motto, welches die Wohlfühltage der westlichen Welt endgültig für beendet erklärt. Aufbruch aller Orten müsse nun die Maxime sein: "You have to leave all your trash behind / Even your plastic cruzifix." Stellvertretend für alle sinnlosen Religionskriege pflichtet man bei und behauptet, dass der gute alte Vater Grunge, der das Titelstück als melancholisch-wütenden Brocken in die frühen Neunziger zerrt, ein passendes Rädchen im Getriebe sein könnte, das einst schon Hüsker Dü, Melvins oder Nirvana half, wachzurütteln. Irgendwann nachdem diese wegweisenden Bands verschwunden waren, begann schließlich die große Lethargie. Subtil kriecht der Schmutz auch im beinahe funkig angehauchten "W.F.L." bis unter die Fingernägel.
Feels a.k.a. die drei Damen Amy Allen (Bass), Laena Geronimo (Gesang und Gitarre), Shannon Lay (Gitarre und Gesang) und ihr Trommler Michael Perry Rudes, sind häufig dem leicht dissonant arrangierten Krawall zugeneigt, geben sich aber dennoch experimentierfreudig und zugleich filigran, fahren ihre Riffs und die Regler in den richtigen Momenten zurück, um Atmosphäre zu ermöglichen, wie beim schönen Post-Punk von "Find a way", das Sorge und Hoffnung zugleich proklamiert. Mit "Post Earth", das Joanna-Newsom-Produzent Tim Green produzierte, finden Feels diesen Weg, indem sie ihre trockenen Gitarrenfiguren zugleich überall und nirgends hinterlassen, und just damit und dem Schlussstück "Flowers" drohend wie trauernd zugleich im Gedächtnis bleiben. Auch das über fünfminütige "Sour" kreuzt gniedeligen 70s-Punk mit psychedelischer Hingabe und scheint vieles zu kennen, bis auf Gnade. Aber die wäre gegenüber den Entscheidern angesichts des Zustandes der Welt auch völlig unangebracht.
Highlights
- Car
- Find a way
- Post Earth
- Flowers
Tracklist
- Car
- Awful need
- Deconstructed
- Find a way
- W.F.L.
- Sour
- Last chance
- Post Earth
- Toll booth
- Anyways
- Flowers
Gesamtspielzeit: 35:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
kyuss |
2019-02-24 11:19:26 Uhr
Klasse Scheibe—— klare 8! |
pipikaka |
2019-02-23 17:43:51 Uhr
Geil! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-02-21 20:12:58 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Soccer Mommy; Waxahatchee; Snail Mail; Rilo Kiley; Dover; The Hives; Estrons; Queens Of The Stone Age; Hole; Gurr; Black Lips; La Sera; The Clash; The Stooges; The Zombies; Melvins; Hüsker Dü; The Jam; Bikini Kill; Epsilons; Royal Blood; Nirvana; The Distillers; Brody Dalle; The Vines; Built To Spill; Ty Segall Band; Thee Oh Sees; The Kills; Car Seat Headrest; Sic Alps; The Perverts; White Fence; Mikal Cronin; Courtney Barnett; Allison Crutchfield; No Age; The Strange Boys; Night Beats; Ariel Pink's Haunted Graffiti; The Dirtbombs; The Vandals; RKL; Dinosaur Jr.; The Byrds; Surfer Blood; Kurt Vile; David Bowie; Warpaint; The Velvet Underground
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