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Tiny Ruins - Olympic girls

Tiny Ruins- Olympic girls

Ba Da Bing! / Marathon Artists / Soulfood
VÖ: 01.02.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Neulich im Flixbus

Als Hollie Fullbrook noch eine Teenagerin war, kam sie auf einer ewigen Busreise durch die USA mit einem Mann ins Gespräch. Er war Ex-Insasse und erzählte ihr banal scheinende Anekdoten aus dem Gefängnisalltag, wie er etwa mit anderen Häftlingen die Olympischen Spiele schaute. Viele Jahre später wird die Neuseeländerin seine Geschichte in einen Song verpackt haben: "You only had your Olympic girls / The frosted sheen of leotard twirls / Running revolt and winning gold." Die Inspirationsquelle für Tiny Ruins' drittes, nach besagtem Track benanntes Album "Olympic girls" ist ungewöhnlich, aber offenbar sehr ergiebig. Gab Fullbrook zu Beginn noch die Alleinunterhalterin mit Akustikklampfe, versammelt sie unter ihrem Künstlernamen schon seit der zweiten Platte "Brightly painted one" eine ganze Band, die nun noch viel mehr zur Entfaltung kommt. Der Opener und Titelsong beginnt als zart gezupfte Folk-Ballade, blüht mit Schichten von E-Gitarren, Keyboards und lebendiger Percussion aber zu einem ganz besonderen Stück verzärtelten Pops auf. Tiny Ruins wahren den Kern klassischer Singer-Songwriter-Musik, bleiben immer gemächlich und verständnisvoll, erweitern ihn aber auch um eine im Genre nicht immer so präsente Spielfreude.

Selbst in den reduziertesten Titeln können sie ihre Ambition kaum verdecken. Das erneut von einem Mann im Gesetzeskonflikt handelnde "Bounty" jagt seinen aus der Zeit gefallenen Folk etwa auch gewagtere Gitarren-Verrenkungen entlang. "School of design" gerät als vollständig akustische Ballade sogar zum frühen Highlight – dringlich gespielt, von Störklängen akzentuiert und fast schon plastisch in seiner Beschreibung einer sterilen Schule, deren Anblick die Erzählerin zum Ausbruch treibt: "I was struck by a feeling / It's hard to describe / The urge to bust through the ceiling / Raise glass to the sky." Generell verfügt Fullbrook über eine grandiose, farbenfrohe Bildsprache, singt eindrücklich von aus blauen Waschsalons schwebenden Frauen, "smoker pink" gefärbten Himmeln oder Blumen, die ums Licht konkurrieren. Da ist es eine einfach nur perfekte Harmonie von Form und Inhalt, wenn letztgenannte in "One million flowers" die makellose musikalische Entsprechung bekommen: ein bunter, psychedelischer Walzer mit ausgeschmückten Melodien zwischen Jahrmarkt und französischem Nachtclub, sowie einem astreinen Bass-Solo. Fulbrooks wundervoll warme Stimme wird vom Reigen der Instrumente dabei nie verschluckt, sie tanzt vielmehr bei ihnen mit.

"Olympic girls" strotzt nur so vor kreativen Einfällen, in der Sprache wie im Arrangement. "I wrote your name in cursive on the air / Flailing my arms around me", verbildlicht "Sparklers" das Gefühl frischer Verliebtheit, während im Hintergrund synthetisch verzerrte Flöten erklingen. "How much" geht von dunklem Americana-Pop und bedröppelten Slide-Gitarren in einen finalen Jam mit der ganzen Band über, "Kore waits in the underworld" gibt eine frühe Bewerbung für den exzessivsten Glockenspiel-Gebrauch 2019 ab. In "Holograms" nimmt es Fullbrook dann mit dem Sensenmann persönlich auf, verbirgt hinter ihrer Zukunftsvision von der Wiedergeburt in tanzenden Hologrammen aber eine ernste Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit. Es ist Tiny Ruins' bester und rundester Song, ein leicht jazziges Dream-Pop-Stück, das die musikalische Klasse der Band gleichermaßen wie Fullbrooks lyrische Finesse auf den Punkt bringt. Wer immer noch nicht überzeugt ist, wird auch danach kein Fan mehr, kann die Entstehungsgeschichte des Albums aber wenigstens als Inspiration fürs Lösen der eigenen Kreativblockaden nutzen. Vielleicht hat der kommunikationsfreudige Sitznachbar bei der nächsten Flixbus-Fahrt doch etwas Gutes.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Olympic girls
  • School of design
  • Holograms
  • One million flowers

Tracklist

  1. Olympic girls
  2. School of design
  3. How much
  4. Sparklers
  5. Holograms
  6. Kore waits in the underworld
  7. Bounty
  8. One million flowers
  9. My love Leda
  10. Stars, false, fading
  11. Cold enough to climb

Gesamtspielzeit: 43:32 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Chris Cross
2019-02-16 17:55:19 Uhr
einfach nur langweilig

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-02-14 21:29:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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