Sleaford Mods - Eton alive
Extreme Eating / Cargo
VÖ: 22.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Keine Fresse unpoliert
Im Netz mal wieder so richtig blöd angepöbelt worden? Also abgesehen vom Plattentests.de-Forum, wo bekanntermaßen grundsätzlich nichts wirklich böse gemeint ist? Sleaford Mods hätten da eine Idee. Post-Uniform ausleihen, Karton unter den Arm klemmen und beim blamablen Troll klingeln, der beknackterweise seine Adresse verraten hat. Und wenn der gerade die Empfangsbestätigung unterschreiben will, kracht's. Keeping it real mit Sleaford Mods – da bleibt keine Fresse unpoliert. So jedenfalls geschehen in "Stick in a five and go" von Jason Williamsons und Andrew Fearns selbstbetitelter EP aus 2018, der mit "Eton alive" der erste Longplayer auf eigenem Label folgt. Beachtliche Schlagzahl – aber was bleibt einem übrig, wenn man neben den eigenen Songs nun auch noch den Sozialkommentatoren-Job des allzu früh verblichenen Mark E. Smith mit übernehmen muss?
Grund dazu gibt es mehr als genug auf dem Album, das rund einen Monat vor dem umkämpften Brexit-Stichtag erscheint. Klasse Kampf? Nix da – im verpeinlichten Königreich ist vielmehr die Kacke am Dampfen, weswegen sich das Duo aus Nottingham weiterhin standhaft weigert, nennenswert von seinem rigiden elektronischen Beatbox-Punk inklusive Gift und Galle spuckendem Frontmann abzurücken. Da kann Williamson in "Firewall" noch so missmutig "But what you open / Isn't necessarily what it sez on the box" nölen: Nur wo Sleaford Mods draufsteht, ist auch Sleaford Mods drin. Also vom ersten Ton an ungerührt durchlaufende Preset-Rhythmen, Synthie-Fettspritzer und knorrig rumorende Loops, zu denen sich Fearn vielleicht gerade in diesem Moment am Sack kratzt, ohne ansonsten einen Finger zu rühren. Was ja auch irgendwie fast wieder Punk ist.
Wenigstens ein Vielfaches mehr als die "shine boys for fakers" und "bingo punks wiv Rickenbackers", gegen die Sleaford Mods in "Kebab spider" zu Felde ziehen, während der Track zu maschinellem Geknarze und schlankem Riff-Sample schmatzend durchdreht. Selbstverständlich mit aller gebotenen Strenge, auch wenn zumindest einige Stücke nicht ganz so skelettiert und nihilistisch pumpen wie "Tied up in Nottz" oder "Face to faces". Das fast schon versonnen daherblubbernde "When you come up to me" versucht mit gedrückter Keyboard-Melodie und einem vergleichsweise einfühlsam sprechsingenden Williamson sogar so etwas wie eine zwischenmenschliche Annäherung, die letztendlich aber zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch ungelogen ein Anflug von Wohligkeit – bis es im folgenden "Top it up" wieder heißt: "Everybody is a fuckin cock." War ja klar.
Wer also nur im Entferntesten dachte, nach prominenten Slots auf Festival-Hauptbühnen und Features für Platzhirsch-Acts wie Leftfield oder The Prodigy hätten sich Sleaford Mods mit dem Establishment arrangiert, kann sich auf "Eton alive" erneut durch abgesägte Harmoniefetzen, Parolenbeats im Pissedunst und eine angenehm hohe Anzahl von F-Wörtern wühlen. Dass ihre grob gestrickte, knorpelige Musik neben potenzierter Drum'n'Bass-Wucht und HipHop auch in Post-Punk und Lad-Rock wurzelt, tut der zweckmäßigen Monotonie dabei keinen Abbruch: Für Abwechslung sorgen allenfalls der raue Basslauf des knackigen "Flipside" oder die auf dem vorletzten Loch pfeifende Tröten-Einlage im dicken Groover "OBCT". Moral des Ganzen: Fressen, um am Scheißen zu bleiben. Und um auch künftig großartige Alben wie dieses zu machen.
Highlights
- Kebab spider
- OBCT
- When you come up to me
- Flipside
Tracklist
- Into the payzone
- Kebab spider
- Policy cream
- OBCT
- When you come up to me
- Top it up
- Flipside
- Subtraction
- Firewall
- Big Burt
- Discourse
- Negative script
Gesamtspielzeit: 38:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-04-25 18:47:19 Uhr - Newsbeitrag
SLEAFORD MODS will be back on the road in September. German Tourdates announced.11.09. Festsaal Kreuzberg, Berlin https://festsaal-kreuzberg.de/ 13.09. Conne Island, Leipzig https://www.conne-island.de/.09 16.09. Backstage Werk, Munich www.backstage.eu. 19.09 MAU, Rostock https://mauclub.de/. 21.09. Live Music Hall, Cologne https://www.livemusichall.de/. 22.09. Faust, Hannover http://www.kulturzentrum-faust.de/. 2019 has already been an exhilarating year for the outspoken thinking man’s duo Sleaford Mods, with a critically acclaimed Top Ten album under their belts and a triumphant London show at the 100 Club that sold out in minutes, they are now poised to hit the road again in september and play six shows in Germany. |
hos enshicer |
2019-04-24 11:02:37 Uhr
Kuhle Band.Viel besser als diese Idles! |
MasterOfDisaster69 Postings: 936 Registriert seit 19.05.2014 |
2019-04-24 03:34:55 Uhr
shit music gets here 7 out of 10 ! why ? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-02-14 21:28:14 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Rainer Winkler |
2019-01-07 23:40:25 Uhr
Himmel ach Herrgott. Ach Gottchen. Das geht ja gar nicht in deinem beschränkten Oberstübchen. Oh kein Gott nein. |
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Referenzen
Kate Tempest; Farai; Von Südenfed; The Fall; The Streets; Dan Le Sac Vs. Scroobius Pip; Idles; Shame; King Krule; Archy Marshall; Art Brut; Jamie T; The D.O.T.; The Prodigy; Audio Bullys; As A New Revolt; Mark Stewart; Roots Manuva; Loyle Carner; Happy Mondays; Baxter Dury; John Cooper Clarke; Saul Williams; Gil Scott-Heron; Blurt; The Pop Group; The Ex; Crass; Prinzhorn Dance School; Shopping; Bush Tetras; ESG; Delta 5; Sneaks; Deutsch Amerikanische Freundschaft; Escape-ism; Fat White Family; Warmduscher; The Moonlandingz; Sudden Infant; Gang Of Four; Public Image Limited; Wire; Pere Ubu; Swell Maps; Slaves; Big Flame; The Great Leap Forward; Half Man Half Biscuit; Bogshed; Head; Rip Rig & Panic; Float Up CP; Young Fathers; Dizzee Rascal; Wiley; B. Dolan; Sage Francis; Aesop Rock; Kano
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