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Trent Reznor & Atticus Ross - Bird box (Abridged)

Trent Reznor & Atticus Ross- Bird box (Abridged)

The Null Corporation
VÖ: 07.01.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Der unsichtbare Schwarm

Ein sanftes Rauschen im Hintergrund, davor die Anschläge des Klaviers, im doppelten Wortsinn. Einzelne Noten werden unvermittelt laut gespielt, verleihen der Tonkette eine seltsame Unruhe, die einen zusammenzucken lässt. Synthesizer füllen den Hintergrund nach und nach aus, bringen sich in Stellung. Die Melodie bewegt sich im Kreis, immer wieder auf die gleichen Gedanken zurückkommend. Grelle Töne erscheinen, umschwärmen den Kopf wie Vögel. Man glaubt kurzzeitig, gebleckte Zähne im Sound gesehen zu haben. Aber noch ist er nicht so weit. Er zieht sich zurück. Für einen Moment. Schlägt dann die Augen auf. Und knurrt. Der Bass seines Organs ist erdrückend, die fletschenden Zähne erzeugen digitale Verzerrung. Die Vögel werden aufgescheucht, und ein Schwarm undefinierbarer Wesen aus der Hölle rauscht durch den Gehörgang. Dann ein Gefühl der trügerischen Leere, bevor das animalische Surren wieder beginnt. Man fühlt sich alles andere als sicher. Willkommen in der Welt von "Bird box", in die "Outside" knapp 13 Minuten lang einführt.

Trent Reznor hat sich gemeinsam mit dem mittlerweile zum Nine-Inch-Nails-Bandkollegen gewordenen Atticus Ross ein ordentliches Standbein als Filmscore-Produzent aufgebaut. Der Survival-Horror "Bird box", welcher von Netflix im Dezember 2018 mit Sandra Bullock in der Hauptrolle veröffentlicht wurde, schreit natürlich mit seiner Angst-Thematik nach den aufwühlenden Klanglandschaften der beiden Veteranen. Die wie so oft lieber klotzen statt zu kleckern: Selbst diese mit dem Zusatz "(Abridged)" versehene Version läuft nicht unter einer Stunde ins Ziel. Laut Reznor soll später im Jahr eine spezielle physische Version mit der in etwa doppelt so langen Vollversion erscheinen – kein Schock für diejenigen, die sich durch den legendär umfangreichen Soundtrack zu "The girl with the dragon tattoo" gekämpft haben. "Bird box" unterhält bereits in der Kurzfassung vortrefflich zwischen beruhigten Klavierstücken und Laptop-Noise, ohne dass das Film-Vorwissen zum Genuss vonnöten wäre. Es ist ein eigenständig funktionierendes Werk.

Beeindruckend ist vor allem, wie selbstsicher sich diese zehn Kompositionen in ihrer Stimmung wandeln. Fängt "Looking forwards and backwards" als idyllischer Ruhepol an, wird graduell fast unbemerkt der Druck erhöht, die Dissonanz schleichend untergejubelt. Den größeren Schockmoment bietet hingegen "Close encounters", dessen unvermittelt hereinbrechende Lärmattacke beinahe schon als musikalischer Jump Scare durchgeht. Lediglich "A hidden moment" fällt mit bezeichnendem Titel völlig aus dem Rahmen und erinnert mit seiner Platzierung als Auge des Sturms beinahe an "A warm place" auf Nine Inch Nails' "The downward spiral". Überhaupt haben diese Stücke im Vergleich zu den Vorgängerwerken wieder etwas mehr von der Dynamik der Instrumentals von Reznors Hauptband, ohne dass die mittlerweile eigenständige Handschrift des Duos Reznor/Ross abhanden käme. Während die Filmkritik "Bird box" eine etwas zu sehr abflachende Spannungskurve und eine Prise zu viel Kitsch attestierte, kann man von musikalischer Seite nur wieder den Hut ziehen. Ein schrecklich unterhaltsamer Score.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Outside
  • Looking forwards and backwards
  • A hidden moment

Tracklist

  1. Outside
  2. Undercurrents
  3. Looking forwards and backwards
  4. What isn't anymore
  5. Sleep deprivation
  6. Careful what you wish for
  7. A hidden moment
  8. And it keeps on coming
  9. Close encounters
  10. Last thing left

Gesamtspielzeit: 65:43 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Birdbox
2019-02-18 02:54:15 Uhr
Der Film soll ja eine Allegorie auf die Gefahren der 5G-Technologie sein. Wie steht ihr dazu?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24572

Registriert seit 08.01.2012

2019-02-14 21:27:02 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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