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Yak - Pursuit of momentary happiness

Yak- Pursuit of momentary happiness

Third Man / Virgin EMI / Caroline / Universal
VÖ: 08.02.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Am Ende wird sich alles lohnen

Die Geschichte zu Yaks neuem Album klingt wie eine dieser klassischen Rock’n’Roll-Tragödien, wie man sie eigentlich eher aus den exzessiven 70ern kennt. 2016 veröffentlichte die englische Band ein gefeiertes Debutalbum voller schnellen Garagenrocks. Daraufhin wollte man sich schnell an die Arbeit zu einem Nachfolger machen. Hauptfigur der folgenden Ereignisse wurde dann Sänger Oli Burslem, der erst in Japan war, um neue Songs zu schreiben, und dann in Australien, um diese mit Kevin Parker von Tame Impala aufzunehmen. Dieser Plan ging jedoch gehörig daneben: Burslem war eigenen Angaben zufolge durchgehend besoffen oder verkatert, keinen einzigen neuen Song schrieb er, und die Zusammenarbeit mit Tame Impala beschränkte sich auf die Aufnahme einer (trotz allem großartigen) Coverversion des alten Dixie-Nightingales-Song "All I need is some sunshine in my life". Zurück in London, pleite und obdachlos, lebte Burslem ein Jahr lang in seinem Auto. "Pursuit of momentary happiness", der Titel des neuen Albums, verweist dann auch auf diese Erfahrung, von Tag zu Tag am Rande der Existenz zu leben. Denn schließlich wendete sich doch noch alles zum Guten. Virgin EMI nahm die Band unter Vertrag und finanzierte ein Album voller Songs über diese kritische Zeit. Die Story für ein legendäres Meisterwerk ist also schon mal geschrieben. Aber am Ende kommt es ja auf die Musik an.

Und an diesem Punkt bekommt die Geschichte von Yaks zweitem Album eine zweite entscheidende Wendung. Jason Pierce, aus seiner Zeit bei Spacemen 3 und Spiritualized hinlänglich mit dem gefährlichen Leben als Rockstar vertraut, hörte von Yaks Schicksal und besuchte die Band im Studio. Explizit als Feature wird er zwar nur auf einem Song genannt, aber sein Einfluss ist das definierende Element des ganzen Albums. Der Opener "Bellyache" ist das gelungene Aushängeschild für Yaks neuen Sound. Die Gitarren klingen genauso nach Garage wie auf dem ersten Album, genauso abgefuckt und durcheinander, wie Burslems Leben wohl war. Sein Gesang hat aber genug Witz und Desinteresse, um mit der nötigen Coolness über den Ereignissen zu schweben. Und die Bläser am Ende passen nicht nur erstaunlich gut in dieses Chaos, sondern lassen einen auch zum ersten Mal an die reich instrumentierten Kompositionen von Spiritualized denken.

Bei dieser Kombination aus Garage Rock und Space Rock bleiben Yak aber noch lange nicht stehen. Beim dritten Song angelangt, dem Titeltrack, fühlt man sich zwischendurch wie in einem melancholischen Progressive-Rock-Album, bevor das folgende "Words fail me" in eine Pianoballade mündet, die Alex Turner und den Last Shadow Puppets wohl gut gefallen dürfte. Diese Experimente sind manchmal eher spannende Hörerlebnisse als komplett überzeugende Songs, vor allem, wenn man sich überlegt, unter welchen Umstände die so erhaben klingenden Texte zu dieser Musik entstanden. Lyrisches Highlight ist "Pay off vs the struggle", in dem Burslem den positiven Aspekt seiner negativen Erfahrungen auf den Punkt bringt: "When I get to where I wanna be / Oh it’s gonna taste much better."

"Pursuit of momentary happiness" ist ein Album voller Überraschungen. Ein ungeordnetes, passendes Zeitdokument einer harten, aber aufregenden Zeit. Es ist kein perfektes Album, bei dem man sich wünscht, dass Yak für immer so bleiben. Viel eher eines, bei dem man gespannt ist, wohin sich das alles noch entwickeln kann. Dass das Potenzial für ein wirklich großes Album da ist, zeigt sich im letzten Drittel der Platte. In "Encore" singt Burslem "You gotta leave when the audience wants more", als wäre er Frank Sinatra, und im wirklich letzten Song "This house has no living room" hat Jason Pierce dann doch noch seinen offiziellen Gastauftritt, bevor sich sein Gesang nach epischen neun Minuten in Vogelzwitschern und Orgelklängen verliert.

(Theo Flint)

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Highlights

  • Pay off vs the struggle
  • Encore
  • This house has no living room

Tracklist

  1. Bellyache
  2. Fried
  3. Pursuit of momentary happiness
  4. Words fail me
  5. Blinded by the lies
  6. Interlude
  7. White male carnivore
  8. Pay off vs the struggle
  9. Encore
  10. Layin' it on the line
  11. This house has no living room

Gesamtspielzeit: 41:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

noise

Postings: 968

Registriert seit 15.06.2013

2019-02-09 15:40:05 Uhr
Das Debut ist ein richtiges gutes abwechslungreiches Album gewesen. Und was ich von der neuen bislang gehört habe läst auf ein weiteres gutes hoffen. Vielleicht nicht so stark wie ihre erste, aber sicherlich hörenswert.
Sehr interessante Band. Könnte eins der ersten Highlights 2019 werden.
mbv
2019-02-07 20:33:58 Uhr
Kevin Shields / Tame Impala? Aha.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-02-07 20:26:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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