Luciel - ... and that's all I remember

Herzog / Believe / Soulfood
VÖ: 15.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Besser spät als nie
Trends kommen in Deutschland erfahrungsgemäß mindestens zwei Jahre später an. Egal, für wie zeitgeistig sich die nationalen Künstler halten – die Franzosen, Österreicher und Engländer sind uns in Sachen Pop meistens einen Schritt voraus, von den Amerikanern ganz zu schweigen. Und so kam nicht nur die mittlerweile alles beherrschende Trap-Welle erst 2017 so richtig im heimischen Mainstream an, auch der nicht totzukriegende Neo-Soul-Hype erreicht erst jetzt langsam eine Qualität, die mit dem Standard aus Übersee mithalten kann. Ein Glück, dass es Bands wie Luciel gibt.
Die Kölner haben zwar bereits mit Genre-Größen wie Snarky Puppy gespielt, veröffentlichen allerdings erst jetzt ihr Debütalbum "... and that's all I remember". Und das keinen Tag zu früh: Die warmen Arrangements aus Funk, Soul, Jazz und Oldschool-HipHop haben Künstler wie Tom Misch zwar bereits vor Jahren durchgespielt, im nationalen Kosmos ist die Band damit aber fast schon eine Ausnahmeerscheinung. "On and on" gibt mit amerikanischem Sound, viel Soul und Polyrhythmik bereits den Takt für die folgende knappe Stunde vor: zurückhaltende Rhodes-Flächen, ein knackig-grooviger Bass und eine jazzige Mehrstimmigkeit im Gesang, die an die charakteristischen Stilmittel Jacob Colliers erinnert.
Besonders das Schlagzeug hebt die Rheinlönder jedoch auf ein ganz neues Level: Mit bis auf Sekundenbruchteile synkopierten Beats und viel Gefühl für Zwischenräume sorgt Tim Dudek für ein zeitgemäßes Neo-Soul-Klangbild, das in seinen besten Momenten Erinnerungen an Genre-Größen wie Anderson Paak oder The Roots weckt. Auch der 80er-Trend der letzten Jahre findet sich auf Songs wie "Dream not" oder dem Adele-Cover "Rolling in the deep" mit seinem Disco-Rhythmus wieder. "I don't wanna run" fügt mit seinem technisch perfekten Gitarrensolo dem Album dann noch den nötigen Jazz hinzu, damit das Stück nicht bei reiner Popmusik strandet. Dafür geben süßliche Soul-Balladen wie "Questions" mit 6/8-Takt und John-Mayer-Arrangements genug Eingängigkeit, um eine breite Hörerschaft zu finden. Die minimalistische Kunst des Weglassens gelingt Luciel dabei oftmals in Perfektion – und macht ihr Debüt größer als so manches überproduzierte Monumentalwerk.
Highlights
- On and on
- I don't wanna run
- Questions
Tracklist
- On and on
- Rolling in the deep
- Dream not
- I don't wanna run
- Love and pride
- Better things
- A new place
- Questions
- Our love is blind
- Sexy bus
- Breakfast
Gesamtspielzeit: 56:32 min.
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Referenzen
Tom Misch; Snarky Puppy; Bilal; Incognito; Anderson Paak; Thundercat; The Roots; John Mayer; Ady Suleiman; Elder Island; Mac Miller; Jordan Rakei; J Dilla; Nick Hakim; Aaron Taylor; Fil der Protagonist; D'Angelo; Laura Misch; Mac Ayres; James Tillman; Brasstracks; Adele; FKJ; Jacob Collier; Barney Artist; Badbadnotgood; Chance The Rapper; Flying Lotus
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