Spielbergs - This is not the end

By The Time It Gets Dark / The Orchard
VÖ: 08.02.2019
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wer hatte die Pommes?
Nein, die Band hat nix, aber auch gar nix mit Steven Spielberg persönlich zu tun. Aber: Wenn Du als norwegisches Trio mit solch einem assoziativen Bandnamen um die Ecke kommst, schadet es für die Stilkritik sicher nicht, einen oder mehrere Songs der Kategorie "Blockbuster" in petto zu haben. Für Spielbergs auf "This is not the end" kein Problem. "We are all going to die" ist schließlich ein Rock-Brett. Ohne eine Sekunde Anlauf rollen Drums und Stromgitarre los und Sänger Mads Baklien ruft im Wissen um die Endlichkeit des Seins: "What do you want? / What do you wait for?" Nach zweieinhalb Minuten hämmern die Sticks stoisch auf die Zwölf und als kein Ersthörer mehr damit rechnet, fliegt ein gutes Dutzend "Oh ohs" am Mikrofon vorbei und imaginäre Festival-Punk-Fäuste recken sich gen Himmel. Temporär. Effektiv.
Spielbergs haben mit dem Song im Februar 2018 gezeigt, wie aus Lebenszeichen Ausrufezeichen werden. Die Norweger schoben alsbald "Distant star" und die gleichnamige EP nach. Der superchunkige Titeltrack mit den charmanten Schrammelgitarren verbindet Pop-Punk mit Indierock-Flair und endet in den Überresten von Van-Halen-Keys. Beide Stücke übertrug das Osloer Trio von der EP aufs Debütalbum – sicher auch, weil sie einige musikalische Parameter der Band ganz gut abstecken und seit jeher der Grund sind, warum Spielbergs Fans von Japandroids, Beach Slang und Cloud Nothings als Empfehlung in die Blogs und Timelines dieser Welt gespült wurden.
Was "This is not the end" zugutekommt: Für ein Erstlingswerk sind die drei Herren mit Mitte Dreißig schon in einem vergleichsweise gesetzten Alter. Sänger Mads Baklien ist eigentlich Bibliothekar, verdingte sich zudem einst als Tourmusiker bei Lukestar und Christian Løvhaug trommelte zuweilen bei der inzwischen aufgelösten Folk-Pop-Formation Team Me. Kurzum: Zwar fehlt hier die jugendliche Sorglosigkeit, dafür fühlt es sich bei Spielbergs sehr natürlich an, wenn Liebe und Verbitterung auf Freude und Existenzialismus treffen, wenn Rock-Habitus und Melodieseligkeit zusammenfinden, Punk ohne Nietengürtel Einzug hält und Garage-Rock und Pop-Hooks die gleichen Amps verwenden.
Der Opener "Five on it" klingt ein wenig so, als würde J. Mascis mit den frühen R.E.M. vor einer breiten Gitarrenfront fusionieren, während die Saiten in "Not for long" über einen Drehwurm nach dem anderen klagen. In "Sleeper" ertönen in der Ferne Post-Rock-Exzerpte, als Baklien mit der Akustischen an die Singer-Songwriter-Dream-Pop-Front wechselt. "Bad friends" und "4AM" sind zwei kompromisslos gut performte Dreieinhalb-Minuten-Hits. Das können sie zweifelsfrei. "McDonald's (Please don't fuck up my order)" serviert statt bleich-labbrigen Fritten sieben Minuten E-Gitarren-Medidativ und ungesalzenes Noise-Rauschen am Ende. Zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig. Am stärksten sind Spielbergs nunmal laut und hymnisch. "You all look like giants" trägt in den ersten zwei Minuten nicht nur ein Foo-Fighters-Schweißband, sondern setzt ein wunderbares Break in die Mitte und Baklien ein Fauchen in den Rachen. Und ein Song mit dem Namen "Forevermore", von einer Rockband als Closer auserkoren, muss exakt eines sein: epochal. Wie gut, dass nun jeder weiß, warum die Band Spielbergs heißt.
Highlights
- Five on it
- We are all going to die
- You all look like giants
- Forevermore
Tracklist
- Five on it
- Distant star
- Not for long
- We are all going to die
- Familiar
- You all look like giants
- Bad friends
- McDonald's (Please don't fuck up my order)
- Sleeper
- 4AM
- S.K.
- Forevermore
Gesamtspielzeit: 49:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2019-12-17 19:31:10 Uhr
Leider nein.Die "Running all the way home"-EP ist übrigens auch ziemlich spitze. Vor allem der Titeltrack. Warum es der nicht aufs Album geschafft hat, weiß womöglich nicht mal die Band selbst. |
Sunshine Postings: 27 Registriert seit 16.06.2013 |
2019-12-17 17:06:04 Uhr
War noch jemand bei einem der Konzerte und kann berichten?In Wiesbaden waren leider nur so 20-30 Leute. Sehr schade, denn die sind richtig gut live. Sie haben dann allerdings nur ein recht kurzes Set gespielt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28471 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-05-02 18:51:49 Uhr - Newsbeitrag
Liebe Medienpartner & Freunde,nach ihrem grandiosen Debütalbum ”This is not the End" (01.02.2019 - By the Time It Gets Dark) haben viele eine Tour dieser spannenden neuen Band aus Oslo bereits herbeigesehnt. Im Dezember kommen SPIELBERGS nun endlich zum ersten Mal für eine Handvoll exklusiver Konzerte nach Deutschland. Spielbergs - This is not the End Tour 2019 präsentiert von SPARTA Booking, VISIONS und laut.de 02.12.2019 - Düsseldorf - The Tube 03.12.2019 - Hannover - Lux 05.12.2019 - Wiesbaden - Kreativfabrik 06.12.2019 - München - Backstage Club 07.12.2019 - Berlin - Cassiopeia |
MasterOfDisaster69 Postings: 1013 Registriert seit 19.05.2014 |
2019-04-15 16:07:25 Uhr
genau. passt schon. nichts wirklich neues.Aber wenn man in den Referenzen schon alte Socken wie R.E.M zitiert, dann doch bitte auch The Wedding Present, die haben schönes Gitarrengeschrammel schon vor 30 Jahren genauso schön fabriziert... siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=PuNYyNqCSSg 7/10 |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2883 Registriert seit 14.06.2013 |
2019-02-22 20:05:58 Uhr
Seh kurzweiliges Album mit einigen Hits. Schön passgenau zwischen We Were Promised Jetpacks und Japandroids. |
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Referenzen
Dead To Me; Culture Abuse; No Age; Beach Slang; Sorority Noise; Cloud Nothings; Japandroids; Itoldyouiwouldeatyou; Superchunk; The Hold Steady; Antarctigo Vespucci; Foo Fighters; Biffy Clyro; The Appleseed Cast; Restorations; The Sigourney Weavers; Basement; Middle Class Rut; We Were Promised Jetpacks; Hjerteslag; Titus Andronicus; Young Jesus; Hookworms; Dinosaur Jr; J Mascis; Strange Ranger; R.E.M.; Hot Water Music; Death By Unga Bunga; Weezer; The Dirty Nil; Pkew Pkew Pkew; Rise Against; Frank Turner
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