Soen - Lotus

Silver Lining / Warner
VÖ: 01.02.2019
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Super Plus
Supergroup. Was auch immer zu dieser Bezeichnung befähigen mag, es verleiht einer Band so einen herrlich elitären Touch. Auch wenn sie das überhaupt nicht will. Was heißt das überhaupt? Mitglieder anderer bekannter Bands nehmen gemeinsam 'ne Platte auf. Juhu, und schon ist noch der Blick auf die schnelle Kohle impliziert. Warum nur wird dann Soen immer wieder eine "Supergroup" genannt? Nur weil Bandgründer Martin Lopez zuvor bei so illustren Arbeitgebern wie Opeth oder kurzzeitig Amon Amarth tätig war? Man weiß es nicht. Zu Anfang der Bandhistorie war hingegen so überhaupt nichts super, insbesondere weil das Debüt "Cognitive" 2012 auch als Tool-Coveralbum hätte durchgehen können. Aber, und jetzt kommen wir zur Gegenwart, der internationalen Band gelang es glücklicherweise, sich mehr und mehr von Tool abzusetzen, bis "Lykaia" 2017 erstmals zeigte, welche Klasse eigentlich in dieser Zweckgemeinschaft steckt. Also doch super?
Zunächst einmal gilt es allerdings, mit Cody Ford einen neuen Gitarristen für "Lotus" einzuarbeiten, da sich Vorgänger Marcus Jidell wohl doch eher auf seine Hauptband Avatarium konzentrieren mochte. Und von eben jenem unbekannten Neuzugang wird noch die Rede sein. Doch zunächst einmal zum Opener "Opponent" mit seiner unaufdringlichen, aber unglaublich tief gehenden Musikalität, die immer wieder neue Entdeckungen vorbringt, ohne in Frickeleien zu münden. Und natürlich ist da die immer latent vorhandene Schwermut, die in ihren besten Momenten eher an eine Mischung aus Katatonia und eben Opeth erinnert, denn an die erwähnten Tool. Zumal sich Sänger Joel Ekelöf tatsächlich bisweilen wie ein Stimmenverwandter von Katatonia-Frontmann Jonas Renkse anhört.
Doch Soen können auch anders. Und jetzt kommt Cody Ford ins Spiel. Denn das Doppel aus "Martyrs" und "Lotus" ist schlicht großartig, ein Genuss. "Martyr" ist Emotion pur, gekrönt von einem Wahnsinns-Refrain, der wie ein Monolith über den mächtigen Strophen und filigranen Riffs des neuen Bandmitglieds thront. Der seine Klasse endgültig beim folgenden Titeltrack zeigt. Immer wieder setzt Ford kleine Reizpunkte, kleine Spielereien in die Halbballade, bis er nach etwa drei Minuten seine Gitarre formvollendet singen lässt. Und auch, wenn solche Vergleiche immer schwierig sind: Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Großmeister David Gilmour hätte kurz mal im Studio vorbeigeschaut. Beeindruckend. Bewegend. Zauberhaft.
Vielleicht ist das die am meisten hervorstechende Eigenschaft von "Lotus": Soen können anscheinend mittlerweile auch eingängig. Denn auch "Covenant" überzeugt durch einen mächtigen Chorus sowie mit viel Raum für die Musiker – wer angesichts der herrlich luftig-warmen Produktion an den momentanen Star-Produzenten Jens Bogren denkt, liegt nicht so falsch, hat doch Bogrens Studio-Kollege David Costillo ganz ohrenscheinlich eine ähnliche Philosophie. Man sagt, Bands müssen an sich wachsen und spricht vermeintlichen Supergroups genau dies ab, da sie ja bereits höchste Weihen erlangt haben. Was für ein Unsinn. Denn an den Alben von Soen kann man genau dieses Wachstum, dieses Reifen erkennen. War "Lykaia" schon eine starke Platte, ist "Lotus" schlicht faszinierende Kunst. Und zwar auf einem Niveau, das Soen nicht nur von den großen Einflüssen emanzipiert. Sondern ihnen direkt zeigt, dass ernsthafte Konkurrenz an der Spitze des atmosphärischen Prog-Metal entstanden ist. Und das wiederum ist – super.
Highlights
- Opponent
- Martyrs
- Lotus
Tracklist
- Opponent
- Lascivious
- Martyrs
- Lotus
- Covenant
- Penance
- River
- Rival
- Lunacy
Gesamtspielzeit: 54:12 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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VelvetCell Postings: 8116 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-10-27 20:53:03 Uhr
Und der Titelsong mit seiner David-Gimour-Gedächtnisgitarre ist ja mal wirklich grandios: 10/10.https://youtu.be/qLSh0E0Rikc |
Fiep Postings: 1208 Registriert seit 29.04.2014 |
2020-10-27 20:39:39 Uhr
Recht haste. Glaub der größte vergleich war wegen Canvas von der Cognitive, und weil er da mehr versucht hat wie Maynard zu singen. Jetzt sind wir mehr im Opeth gefielde... |
VelvetCell Postings: 8116 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-10-27 20:35:06 Uhr
Mit Tool hat das wirklich nichts mehr zu tun, außer dass da harte Gitarren vorkommen. |
Fiep Postings: 1208 Registriert seit 29.04.2014 |
2020-10-27 20:33:13 Uhr
Hab sie damals mit der ersten als "tool copycat" kennengelernt. seit dem nichts mehr gehört. letztens von ner bekannten wieder erwähnt worden, anscheinend wert mal rein zu schnuppern. |
VelvetCell Postings: 8116 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-10-27 19:39:33 Uhr
Da kommt gerade ein neues Album. Bin erst jetzt auf Soen aufmerksam geworden. Gefallen mir! Höre das auch ganz nahe an Katatonia und Opeth. Wobei mir diese beiden nur bedingt gefallen. Soen machen möglicherweise die Dinge richtig, die ich an Opeth und Katatonia nicht mag, ohne dass ich das jetzt direkt benennen könnte. Pointierter vielleicht? Mehr Kante? Weniger Prog? |
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Referenzen
Opeth; Katatonia; Riverside; Tool; Pain Of Salvation; Porcupine Tree; A Perfect Circle; The Pineapple Thief; Amorphis; Haken; Gazpacho; Caligula's Horse; Leprous; Rishloo; Karnivool; Lunatic Soul; Anathema; Votum; Earthside; OSI; Indukti; Blackfield; Coheed And Cambria; Storm Corrosion; Evergrey; Shadow Gallery; Everon; Green Carnation; Threshold; Symphony X; Demians; Redemption; Gentle Giant; Camel; Archive; Psychotic Waltz
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