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Panda Bear - Buoys

Panda Bear- Buoys

Domino / Goodtogo
VÖ: 08.02.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Weniger ist weniger

Wenn man jeden künstlerischen Pfad komplett breitgetreten hat, bleibt irgendwann nur noch der Weg in die Reduktion. Was kann sich Noah Lennox nicht alles in die Vita schreiben: Gefühlt haben er und sein Animal Collective schon jede psychedelische Droge in die passende musikalische Form gegossen, jede erdenkliche Beach-Boys-Hommage auf links gedreht, jedem noch so sturen Indie-Head Einflüsse aus kontemporärem Mainstream-Pop untergejubelt. Auch solo als Panda Bear stand er nie still und daran ändert auch "Buoys" nichts, nur rennt er jetzt im Vollsprint zurück statt nach vorn. Lennox schmiss das Gros seiner Synthesizer aus dem portugiesischen Studio, er und Langzeit-Kollaborateur Rusty Santos besinnen sich einzig auf rhythmisch gespielte Akustikgitarren, aufs Allerblankeste abgenagte Beat-Skelette und die menschliche Stimme – die natürlich trotz all des Minimalismus noch durch zahlreiche Effektgeräte gejagt wird. Am ehesten liegt dabei "Young prayer", sein zweites Album aus 2004, nahe, doch standesgemäß klingt "Buoys" wie nichts, was man zuvor gehört hat, weder von Panda Bear selbst noch von irgendwem anders. Ein bei diesem Querkopf ganz ungewohntes Gefühl hält das allerdings nicht davon ab, sich stärker als sonst zu manifestieren: die Langeweile.

Immerhin wirkt Lennox damit dem Trend von "Panda Bear meets the grim reaper" entgegen, das sich zwar wie alle seine Outputs durchaus charakterstark zeigte, jedoch auch etwas zu viel nach bekannten Versatzstücken griff. Nur hat dieser kunterbunte Synthie-Zirkus wenigstens noch Spaß gemacht, während sich bei "Buoys" in erster Linie die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt: Was bringen Überraschungspartys, wenn letztlich nur ein einzelner Typ mit Klampfe vor einem sitzt und melancholische Lieder intoniert, die andere Leute besser hätten schreiben können? Lennox ist zumindest zugutezuhalten, dass er die Karten direkt von Beginn an auf den Tisch legt und die Dösigkeit des eröffnenden und vorab ausgekoppelten "Dolphin" nicht mehr überbietet – ein Song, der die erste Assoziation seiner Hörerfahrung wie auf dem OP-Tisch präsentiert, indem er den tropfenden Wasserhahn gleich in seinen monotonen Beat einbaut. "Cranked" macht's im Anschluss zwar mit einer hübschen Melodie-Progression merklich besser, doch fällt es immer noch schwer zu glauben, dass sich dieser sonst so ambitionierte Künstler mit ein paar Gitarren-Loops und einem fast zur Nicht-Existenz reduzierten Songwriting zufriedengibt.

"Buoys" weiß dann am besten zu gefallen, wenn man sich von jeder Erwartungshaltung löst und den großen Namen dahinter ausblendet. Dann ziehen nicht unerhebliche Teile des Albums zwar immer noch recht nichtssagend vorbei, doch lässt sich auch Freude an den kleineren Höhepunkten finden, wenn sich etwa "Token" spannungsgeladen aufbaut und wieder zusammenbricht. Mit "Inner monologue" gibt es auch ein ganz grandioses Highlight: Eine Frau schluchzt, irgendwas klopft und nach modulierter Geige klingende Töne formen in Kombination mit einem geisterhaften Pseudo-Chor ein unbehagliches, hypnotisches Prunkstück von Musik, mit dem so nicht zu rechnen war. Bezeichnend, dass sich dieser beste Song der Platte mit seinem Stimmungswechsel und dem elaborierteren Arrangement so krass vom Rest abhebt. Klar ist es beeindruckend, wie konsequent Lennox seine Vision der Reduktion durchzieht und dabei sogar ein paar Mainstream-Trends wie Indie-Angstgegner Autotune bewusst und geschmackvoll einzubinden weiß. Doch der allen Teilen von Animal Collective schon immer inhärente Wahnsinn fehlt einfach ein bisschen. Nur um ihrer selbst Willen ist nicht jede Idee ihre perfekte Ausführung auch wert.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Inner monologue

Tracklist

  1. Dolphin
  2. Cranked
  3. Token
  4. I know I don't know
  5. Master
  6. Buoys
  7. Inner monologue
  8. Crescendo
  9. Home free

Gesamtspielzeit: 31:03 min.

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User Beitrag

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2019-10-11 13:45:18 Uhr - Newsbeitrag

Marvin

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 67

Registriert seit 27.04.2018

2019-02-04 19:34:10 Uhr
Ist jetzt geändert.
kräk
2019-02-04 10:45:32 Uhr
Mir ist auch schon aufgefallen, dass ich das nicht ganz korrekt zusammengefasst habe.
Aber nach kurzer Überlegung hab ich davon
abgesehen, das zu verbessern. Trotzdem danke
für die höfliche Antwort .

Marvin

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 67

Registriert seit 27.04.2018

2019-02-04 10:31:25 Uhr
Hallo kräk,

Ein winziges, aber nicht unwichtiges Detail: Ich schrieb nicht von einem "Über-40-Jährigen", sondern von einem 40-Jährigen. Ich hatte keine böse Absicht, sondern wollte ganz banal nur Panda Bears tatsächliches Alter einmal erwähnt haben, was sonst in der Rezi nicht geschehen ist.
Du hast aber recht, dass sich das an dieser Stelle auch schnell respektlos liest, und eigentlich ist die Erwähnung des Alters auch komplett überflüssig. Sowohl bei diesem speziellen Bild als auch im ganzen Text. Werde später mal versuchen, das ändern zu lassen.

Danke für den Hinweis und Alles Gute nachträglich!
Romy Stiller
2019-02-04 00:13:28 Uhr
Jugend und Schönheit sind Geschenke, die wir
leider alle einmal zurückgeben müssen.

Die Jugend ist an die Jugend verschwendet.
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