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Cass McCombs - Tip of the sphere

Cass McCombs- Tip of the sphere

Anti / Indigo
VÖ: 08.02.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mister Mysterium

Cass McCombs einzuordnen, ist – der billige, weil naheliegende Vergleich sei dem Rezensenten verziehen – in etwa so schwer, wie die Spitze einer Kugel zu finden. Seit das Independent-Label Monitor den Kalifornier 2002 unter Vertrag nahm, hat er acht Alben veröffentlicht, die immer wilde Hybride seiner verschiedenen Einflüsse waren. Country, Folk, Blues und Psychedelia, verwoben mit Gospel-Einflüssen, Punk-Attitüde und Lyrics, die oft am liebsten von der ganzen Welt in einem Atemzug erzählen würden. Mit "Mangy love" gelang dem Multi-Instrumentalisten 2016 so etwas wie der Durchbruch: Streaming-Zahlen im zweistelligen Millionenbereich, Chart-Positionen und das Auftauchen auf Jahresbestenlisten. Den als Griesgram Verrufenen dürfte das allerdings kaum interessiert haben, schließlich macht er schon immer nur sein Ding und das ändert sich auch auf seinem neunten Album "Tip of the sphere" nicht. Als Hörer und Fan ist man dankbar, denn McCombs' Ding war und ist mit das Spannendste, was die amerikanische Indie-Szene zu bieten hat.

Kurz fassen kann sich McCombs auch immer noch nicht. Der Opener "I followed the river south to what" wird mit satten sieben Minuten nur vom noch opulenteren, zehnminütigen "Rounder" übertrumpft. Lediglich ein Stück ist kürzer als vier Minuten. Dank verspielten Gitarren-Motiven, zurückgelehnten Schlagzeug-Rhythmen und seiner sanften Stimme werden McCombs' Songs allerdings dennoch kurzweilige Mitreißer. Durch intensive Stereo-Mischung erzeugen die Tracks vor allem unter Kopfhörern wahnsinnig atmosphärische Klangräume, in denen man sich, wie im Fall der beiden bereits erwähnten Stücke, unheimlich schnell verliert. "The great Pixley train robbery" ist energiegeladener Folk-Rock, der von feinen Gitarren-Schnörkeln durchzogen ist. Aus der Sicht eines der Räuber erzählt McCombs ausgesprochen nüchtern von einem realen Zugüberfall: "A fugitive, one of three highway man / Who stopped the Pixley train at night / About eight pm, 22 February / We bore seven thousand in gold / Two were killed in the mailing".

Im verträumten "Sleeping volcanoes" gibt sich McCombs zu mäanderndem Bass und an Kevin Morby erinnerndem, leicht lethargisch wirkendem Gesang dann weniger linear in der Erzählung: Zeilen wie "Sleeping volcanoes under this heathen Shambala / Ready to blow molten shell any minute" lassen dem Hörer Raum zur Interpretation, ähnlich abstrakt und mysteriös bleibt auch "Sidewalk bop after suicide". Auch wenn vieles klingt, wie man es von McCombs erwartet, liefert er mit dem Spoken-Word-Track "American canyon sutra" einen Song, der in seinem Œuvre einigermaßen frisch und aufregend klingt. Ein Elektrobeat und lange verhallende Gitarren schlängeln sich sogartig im Hintergrund der wirren Erzählung entlang, deren Sozialkritik man mehr schlecht als recht begreifen kann. Dieser etwas chaotische, unsortierte Charakter macht das Album zwar weniger zugänglich als etwa "Mangy love", aber auch Lust, dem Mysterium auf den Grund zu gehen – und die "Tip of the sphere" tatsächlich irgendwann zu finden.

(Simon Conrads)

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Highlights

  • I followed the river south to what
  • Sleeping volcanoes
  • Rounder

Tracklist

  1. I followed the river south to what
  2. The great Pixley train robbery
  3. Estrella
  4. Absentee
  5. Real life
  6. Sleeping volcanoes
  7. Sidewalk bop after suicide
  8. Prayer for another day
  9. American canyon sutra
  10. Tying up loose ends
  11. Rounder

Gesamtspielzeit: 57:38 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gordon Fraser

Postings: 2543

Registriert seit 14.06.2013

2019-05-30 19:13:20 Uhr
Hab ihn gestern nach mehreren gescheiterten Anläufen endlich live gesehen. Das Set war sehr fokussiert auf's neue Album und erstaunlich "rockig" - mir hätten sogar ein, zwei Gitarrensoli weniger gut getan. Aber hey, er hat "County Line" gespielt... :)

Plattenbeau

Postings: 976

Registriert seit 10.02.2014

2019-02-24 19:10:30 Uhr
"The Great Pixley Train Robbery" und "Absentee" sind echt gute Songs, die mich auf das Album neugierig gemacht haben. "Sleeping Volcanoes" kannte ich noch nicht, ist aber auch gleich beim ersten Durchlauf hängengeblieben.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2019-01-31 20:43:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Menikmati

Postings: 467

Registriert seit 25.10.2013

2018-10-31 09:28:39 Uhr
Hatte er seinen Durchbruch nicht schon mit dem letzten Album? Spotify-Klicks im zweistelligen Millionenbereich sprechen jedenfalls dafür.

Ist ja auch egal. Sehr entspannter, unaufdringlicher neuer Song. So darf es von mir aus weitergehen.

Gordon Fraser

Postings: 2543

Registriert seit 14.06.2013

2018-10-31 05:12:57 Uhr
VÖ: 08.02.

1. “I Followed The River South To What”
2. “The Great Pixley Train Robbery”
3. “Estrella”
4. “Absentee”
5. “Real Life”
6. “Sleeping Volcanoes”
7. “Sidewalk Bop After Suicide”
8. “Prayer For Another Day”
9. “American Canyon Sutra”
10. “Tying Up Loose Ends”
11. “Rounder”

"Sleeping Volcanoes" gibt es hier: https://www.stereogum.com/2020811/cass-mccombs-sleeping-volcanoes/music/

Toller Song, natürlich. Fast schon üppiger Sound für seine Verhältnisse, da steht der Durchbruch wohl kurz bevor.
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