LCD Soundsystem - Electric Lady sessions

DFA / Columbia / Sony
VÖ: 08.02.2019
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

House burning down
Nostalgie und Heldenverehrung waren schon immer Bestandteile von LCD Soundsystem, ob unverfälscht oder ironisch gebrochen. Schließlich machte sich James Murphy bereits in der Debütsingle "Losing my edge" über das eigene Hinterherhecheln in Bezug auf den Zeitgeist lustig. "We set controls for the hearts of the sun / One of the ways we show our age", hieß es später in "All my friends", einem ihrer größten Hits. Und irgendwie ist die Band nach Auflösung und Wiedervereinigung auch selbst im Elder-Statesmen-Status angekommen. Nur konsequent also, dass sich LCD Soundsystem in die Liste derer einreihen, die in den Electric Lady Studios in New York aufgenommen haben – ursprünglich erbaut für Jimi Hendrix' Klassiker "Electric Ladyland". Bedeutungsschwangerschaft allenthalben, das wissen auch die Beteiligten. Und legen sich dementsprechend ins Zeug.
"Electric Lady sessions", das Ergebnis dieser Aufnahmen, ist wie schon "London sessions" ein im Studio eingespieltes Livealbum, diesmal mit der Konzentration auf das jüngste Werk "American Dream". Die Hälfte der Songs stammt von ebendiesem, hinzu kommen drei ältere Stücke und drei Coverversionen. Während keine der Eigenkompositionen großartig auf links gedreht wird, vergrößern LCD Soundsystem zumindest deren dynamische Spannweite. Die Gitarre im Höhepunkt von "You wanted a hit" lärmt etwas mehr, "Call the police" erhält eine herrlich verrauschte Note und in den Gesang von "Oh baby" legt Murphy sämtliche Seele, die er aufbringen kann. Auch faszinierend, wie "Tonite" ganz flüssig in die Schwärmerei von "Home" übergeht, das sich wiederum Chics "I want your love" luxuriös als Coda hält. Das ohnehin famose "Get innocuous!" irritiert kurz durch zusätzlich eingefügte Synth-Hickser, die sind mit dem abartig fesselnden Wirbelwind, der ab der Mitte entfacht wird, jedoch schon längst vergessen.
Man möchte meinen, dass trotz netter, neuer Kniffe der Mehrwert überschaubar bliebe – wären da nicht noch die zwei Neuinterpretationen an den Rändern der Platte. "Seconds", im Original von The Human League, erscheint als Einleitung ganz und gar majestätisch, leuchtet synthdurchflutet und stellt praktisch alles in den Schatten, was LCD Soundsystem im Folgenden mit ihren eigenen Stücken anstellen. Und Heaven 17s "(We don't need this) Fascist groove thang" setzt mit Nancy Whangs energischen Vocals ein auch thematisch deutliches Ausrufezeichen an den Schluss. Eindrucksvoller könnte die Band kaum zeigen, dass sie sich noch lange nicht mit der Alteisen-Schublade zufriedengibt. Der Blick in die Vergangenheit bleibt ein wesentliches Element, dient auf "Electric Lady sessions" aber nicht als schnöde Nostalgieverliebtheit, sondern als Inspirationsquelle dafür, wie man in der Gegenwart ordentlich Feuer machen kann.
Highlights
- Seconds
- Get innocuous!
- Call the police
- (We don't need this) Fascist groove thang
Tracklist
- Seconds
- American Dream
- You wanted a hit
- Get innocuous!
- Call the police
- I used to
- Tonite
- Home
- I want your love
- Emotional haircut
- Oh baby
- (We don't need this) Fascist groove thang
Gesamtspielzeit: 68:19 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingsuede Postings: 4552 Registriert seit 15.05.2013 |
2019-02-11 18:59:48 Uhr
Vinyl ist heute eingetroffen, nun mal anhören... |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20172 Registriert seit 10.09.2013 |
2019-02-09 10:45:18 Uhr
?? Das ist doch ein Live-Album. |
SiDö |
2019-02-09 10:08:26 Uhr
"Schließlich machte sich James Murphy bereits in der Debütsingle "Losing my edge" über das eigene Hinterherhecheln in Bezug auf den Zeitgeist lustig."Na toll!! solche Sätze sehe ich besonders gerne. 1 einziger Satz hätte gereicht:LCD fällt nichts mehr ein. 2 "neue" Songs auch noch Coverversionen. Das war's mit LCD Soundsystem!!! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-01-31 20:32:09 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-01-17 19:40:57 Uhr - Newsbeitrag
Unverfälscht und roh - LCD Soundsystem veröffentlichen am 8. Februar "Electric Lady Sessions" digital und auf Vinyl Viele Musiker betrachten die von Jimi Hendrix‘ erbauten Electric Lady Studios als den Aufnahmetempel schlechthin. So auch LCD Soundsystem, die ihr am 8. Februar kommendes Album „Electric Lady Sessions“ in genau diesen altehrwürdigen Gemäuern produzierten. Wobei: Um ein „richtiges“ Album handelt es sich beim neuesten Output der US-Amerikaner gar nicht. Es ist vielmehr eine Ansammlung neu-aufgenommener Eigenkompositionen der Band – angereichert mit einigen ausgewählten Coversongs und bisher unveröffentlichten Stücken. Zudem spielten die Elektro-Rocker, ähnlich wie ihre 2010 erschienen „London Sessions“, die Lieder live im Studio ein. „Electric Lady Sessions“ wird am 8. Februar auf allen gängigen Streaming-Plattformen und exklusiv auch auf Vinyl veröffentlicht. Auf eine CD verzichten die audiophilen Musiker dieses mal. Tracklist: 01 - Seconds 02 - American Dream 03 - You Wanted A Hit 04 - Get Innocuous 05 - Call The Police 06 - I Used To 07 - Tonite 08 - Home 09 - I Want Your Love 10 - Emotional Haircut 11 - Oh Baby 12 - (We Don’t Need This) Fascist Groove Thang |
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Referenzen
The Juan MacLean; Soulwax; 2manydjs; De Lux; Digitalism; Talking Heads; !!!; Breton; Hot Chip; Pixeltan; Gavin Russom & Delia Gonzalez; Crooked Man; Museum Of Love; Black Tie Electrons; Factory Floor; Kraftwerk; New Order; The Rapture; Gang Of Four; The Fall; Von Südenfed; Public Image Limited; Radio 4; Wire; Mission Of Burma; MSTRKRFT; Supersystem; Shy Child; Munk; Daft Punk; Justice; Hercules And Love Affair; WhoMadeWho; Tiga; Vitalic; Holy Ghost!; Penguin Prison; Kaos; Lindstrøm; Prins Thomas; Junior Boys; Trentemøller; Booka Shade; Leftfield; The Chemical Brothers; Underworld; Simian Mobile Disco; Tom Vek; Goose; Metro Area; Shit Robot; Yacht; Holy Fuck; Out Hud; Caribou; Boys Noize; Gesaffelstein; The Presets; Zoot Woman; The Human League; Bicep; Project Jenny, Project Jan; Suicide; Death From Above 1979
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