Steve Gunn - The unseen in between
Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 18.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Kurz Vile
Steve Gunn war einstmals Gitarrist bei Kurt Viles Begleitband The Violators und auch wenn er diesen Job an den Nagel hängte, hat die Freundschaft zu Vile immer noch Bestand. 2015 nahm er mit ihm eine Platte auf, sie veröffentlichten sie unter dem schlichten Projektnamen "Steve Gunn/Kurt Vile" und das passt natürlich irgendwie zu diesen beiden recht unprätentiösen Typen. Seit einiger Zeit nimmt der in New York beheimatete Musiker auch fast im Jahrestakt Soloalben auf, darunter das aktuelle "The unseen in between". Fleißig ist er also, der Gunn-Steve, aber was taugt sein schlicht gehaltener Indie-Folkrock? Können seine Songs mit der Musik seines Kumpels und Ex-Chefs mithalten? Erreicht sein neues Album die Qualität des hierzuseits abgefeierten Vorgängers "Eyes on the line"? Und wie kommt man eigentlich an einen so geilen Nachnamen?
Okay, die letzte Frage ist Quatsch, die restlichen hingegen wollen nun in aller Seriosität (jaha!) beantwortet werden. Klar ist: Gunn lässt sich, ebenfalls wie sein Buddy, eine Menge Zeit, um seine Songs vor dem Hörer auszubreiten. Zwar kommt er nicht auf die für Vile mittlerweile fast schon typischen Neun- bis Zehnminüter, aber unter fünf macht es der Mann aus Brooklyn auch selten. In Sachen lässiger Schluffigkeit müssen sich seine Kompositionen ebenfalls kaum verstecken: Gunn schlawinert sich durch allerlei Indie-Rock-, Folk- und Country-Kulissen, schnappt sich hier mal einen Cowboyhut, dort einen kecken Anklebschnäuzer und schlüpft auch gerne mal ins ausgeleierte Holzfällerhemd. Sämtliche musikalische Outfits stehen ihm, auch wenn er sie alle am Ende wieder abstreift und mit sehnsüchtigem Blick weiterzieht. Er ist eben ein "Vagabond".
Ebendieser Song ist das klare, hell scheinende Highlight auf dieser grundsympathischen, aber eben auch irgendwie unscheinbaren Platte: Ein sonniger Country-Twang treibt den Song nach vorne, die Gitarren drehen gedankenverloren ihre Pirouetten im letzten Licht des Tages und Gunns Stimme trägt genug Melancholie für gleich zwei Herzen. Der Opener "New moon" überzeugt mit einer gewissen Lagerfeuertauglichkeit und steigert sich dabei immer weiter in lässige Höhen. Auch hier steht die Arbeit an der Gitarre im Zentrum, sie ist das wichtigste Element in Gunns Soundkosmos, um sie herum baut er seine oft ins Hypnotische abdriftenden Stücke auf. Als Hörer kann man sich im wogenden Wohlklang verlieren, "The unseen in between" ist so gesehen das perfekte Album für schlaflose Nächte oder besonders lange Autofahrten durch besonders öde Landschaften.
An dieser Stelle ein kleiner Verbraucherhinweis: Hören Sie diese Platte am besten mehrmals am Stück an! Sie müssen dabei nicht einmal besonders aufmerksam sein, keine Sorge, die Melodien und kleinen Wendungen haken sich auch so im Hirn fest und werden Sie dann kaum mehr loslassen. "Morning is mended" krallt sich auf diese Weise mit aller Macht in den Kortex, erinnert in seiner reduzierten Intimität an den großen Nick Drake, vielleicht auch ein wenig an den ebenfalls großen Elliott Smith. Es fallen einem also nur große und noch größere Referenzen ein, was beeindruckend ist, bei einer eigentlich so kleinen, weil bescheiden wirkenden Platte. Ein Album, das so bescheiden ist, dass es freiwillig auf die 8/10 verzichtet, denn mit "Stonehurst cowboy" (hier klingt Gunn übrigens wie, kein Scheiß, Jochen Distelmeyer) und "New familiar" haben sich zwei nur halbspannende Songs draufgeschlichen, die für kleinere Längen sorgen. Auch in dieser Hinsicht ist Gunn dann wieder ganz bei Kumpel Kurt.
Highlights
- New moon
- Vagabond
- Morning is mended
Tracklist
- New moon
- Vagabond
- Chance
- Stonehurst cowboy
- Luciano
- New familiar
- Lightning field
- Morning is mended
- Paranoid
Gesamtspielzeit: 44:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27366 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-01-24 21:21:00 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
hallogallo Postings: 197 Registriert seit 03.09.2018 |
2019-01-22 09:57:51 Uhr
Es sei Dir verziehen, das großartige Vagabond klingt ja auch schon ein wenig nach besten Smoke Ring for my Halo-Zeiten...Freue mich auf die Rezi. |
Kevin Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 1034 Registriert seit 14.05.2013 |
2019-01-21 18:06:19 Uhr
Rezi kommt noch, aber natürlich nicht ohne Vergleich zu Kurt Vile. ;) |
hallogallo Postings: 197 Registriert seit 03.09.2018 |
2019-01-21 17:26:13 Uhr
Klingt gut und ist auch ohne den obligatorischen Vergleich mit Kurt hörenswert! |
dreckskerl Postings: 10420 Registriert seit 09.12.2014 |
2019-01-10 16:02:54 Uhr
Neues Album am 18.01.2019.3 Songs sind bereits veröffentlicht und ich finde sie alle 3 sehr gelungen...denke dass er ein besseres Album sufgenommen haben könnte, als sein alter Kumpel Kurt Vile letztes Jahr. New Moon https://www.youtube.com/watch?v=tqwx0r8n3tU Stonehurst Cowboy https://www.youtube.com/watch?v=9B2LQ4UP8DQ Vagabond https://www.youtube.com/watch?v=h6-dwxvTQd0 Hoffe die Rezension zum Album ist beim nächsten Update dabei. |
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Referenzen
Kurt Vile & The Violators; Kurt Vile; Kevin Morby; Thurston Moore; Lee Ranaldo; Lee Ranaldo And The Dust; Neil Young; Nick Drake; Bert Jansch; Elliott Smith; J Mascis; John Fahey; Jack Rose; Mike Cooper; Ryley Walker; William Tyler; Daniel Bachman; Jonathan Wilson; Bert Jansch; John Martyn; Amen Dunes; Alex Calder; Jackson Scott; Chris Cohen; Maston; Six Organs Of Admittance; Lou Reed; John Cale; The Velvet Underground; Ducktails; Espers; The Verlaines; Sebadoh; Dinosaur Jr.; Cass McCombs; Bill Callahan; Van Morrison; The Folk Implosion; Wilco; My Morning Jacket; Pajo; Guided By Voices; Stephen Malkmus; Robert Pollard; Yo La Tengo; Hiss Golden Messenger; The War On Drugs
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