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Friska Viljor - Broken

Friska Viljor- Broken

Crying Bob / Cargo
VÖ: 11.01.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nichts ist dasselbe

Friska Viljor standen auf ihren bisherigen sechs Alben für absolute Beständigkeit: Bierseliger Indie-Folk-Rock machte die Schweden seit ihrem Debüt "Bravo!" zu einer beliebten Festivalband. Auf dem 2009er Longplayer "For new beginnings" gewann die Truppe um Sänger Joakim Sveningsson und Gitarrist Daniel Johansson zudem die Herzen aller Hamburger Kiezkinder. "Huh-uh-uh Wohlwillstrasssseee-ee-e" lautete die mit satten Bläsern unterfütterte neue St.-Pauli-Hymne aus Skandinavien. In der Hansestadt traten Friska Viljor 2018 auch nach längerer Zeit, erstmals nach der Tour für ihr letztes Album "My name is Friska Viljor" von 2015, wieder gemeinsam auf: Beim Reeperbahn Festival 2018 unter falschem Namen. Doch irgendwas war anders. Auf ihrem neuen Album "Broken" lernt man, was passiert ist.

2016 konnte man in ihrem Dokumentarfilm "Remember our name" noch beobachten, wie viel Freude in dieser Band steckt. Doch seither war im Leben von Sveningsson einiges schiefgelaufen. "Broken" berichtet davon, wie sich die Trennung von seiner Frau erst anbahnte, dann Realität wurde und wie dies schließlich zum kompletten Absturz führte, in dessen Folge ihm obendrein noch ein paar falsche Freunde die Bude ausräumten. "Broken" ist also kein Album, wie man es erwarten würde. Es ist mit einigen wenigen Ausnahmen ziemlich düster. Der Opener "Unless you love me" täuscht noch ein wenig darüber hinweg, denn er beginnt druckvoll, wie man es von Friska Viljor kennt, selbst einen "Oh-oh-oh"-Chor hat er noch im Gepäck und dennoch lautet die Quintessenz: "I am not in love with you / If you are not in love with me / I wanna break up." Mit "Is it over?" folgt ein schwermütiges, pianogetragenes Instrumentalstück, das ankündigt, was folgen wird. "Trap" schließt sich diesem Sound an und offenbart einen schmerzlichen Einblick ins Gemüt Sveningssons zu jener Zeit, auch wenn die E-Gitarre zwischendurch einen Hoffnungsschimmer aufblitzen lässt.

"Lights out" mit seinem Hall auf der Stimme und den fernen Bläsern ist ein ganz bitterer Abschiedswalzer und "Endless life" versucht mit einer lustigen Orgel über die eigentliche missliche Lage hinwegzutäuschen. "Failure" kommt mit herzschlagendem Beat fast wie dunkler Post-Punk daher, "Regrets" könnte mit seinen Streichern tragischer kaum sein und "All is good" lügt sich mit seinem Titel ironisch in die eigene Tasche, denn die Wahrheit ist: "Someone stole my life." Zusammen mit jenem Song veröffentlichten Friska Viljor zudem einen emotionalen Facebook-Post, der noch einmal zusammenfasst, was geschehen war. Trotz allem aber verliert die Gruppe nicht ihren Hang zur großen Melodie, wie in "Mistakes" zu vernehmen ist – und zu "The fall" könnte man fast Discofox tanzen, wäre das nicht so unpassend. Mit "Guess it's over" folgt ein weiteres Instrumental und direkt darauf der Closer "Not the same", der zum Schluss kommt, dass heute alles anders ist als gestern, und nochmals reumütig zurückguckt, bevor kaputte Drones die Szenerie erschüttern, ein infernales Gewitter heraufbeschwören und das Album auslaufen lassen.

Ja, "Broken" ist eine Dreiviertelstunde Selbstmitleid, aber mit dieser eröffnen die Schweden eine neue Ebene, die einerseits glaubwürdig ist, wie auch schon ihr früherer Feel-Good-Sound glaubwürdig war und andererseits schlicht mitfühlen lässt. Man könnte fast sagen, so ein Album hätte man Friska Viljor gar nicht zugetraut – eines, das Geschichten vom Schmerz erzählt, statt die Bierfontäne zu zünden, das sich traut, nach außen zu kehren, was innerlich tobt, auch wenn es nicht eine weitere Portion gute Laune ist. Man kann Sveningsson nur alles Gute wünschen. Gleichzeitig aber muss man ihm und seinen Mitstreitern zu dieser Platte gratulieren!

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Lights out
  • Failure
  • Not the same

Tracklist

  1. Unless you love me
  2. Is it over?
  3. Trap
  4. Lights out
  5. Endless life
  6. Failure
  7. Regrets
  8. All is good
  9. Mistakes
  10. The fall
  11. Miss you (Ronnie & Rufus)
  12. Guess it's over
  13. Not the same

Gesamtspielzeit: 43:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
alikiraly
2019-02-02 11:19:03 Uhr
habe Friska Viljor in Köln und in Dresden live gesehen und bin seit Jahren Fan ... nachdem die ersten Alben wirklich klasse waren, haben die letzten drei Alben nicht mehr ganz die Qualität der Vorgänger ... dieses hier ist aber wieder ein Schritt in die richtige Richtung ... nicht so temporeich wie die Vorgänger, aber sehr gute Lieder mit viel Gefühl und einer klasse Stimme
Aufgetaucht
2019-01-25 08:36:32 Uhr
Schöne Rezension, jetzt sollte das Ganze nur noch physisch veröffentlicht werden

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-01-24 21:20:25 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Blub
2019-01-23 11:33:04 Uhr
Blubb blubb blubb blubb

Untergegangen
Aber_
2019-01-17 19:37:46 Uhr
Bin auch gespannt. Hier geht in letzter Zeit leider ziemlich viel unter...
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