Tim Presley's White Fence - I have to feed Larry's hawk

Drag City / H'Art
VÖ: 25.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Bei Risiken und Nebenwirkungen
Das Cover von "I have to feed Larry's hawk" deutet es an: Auf Tim Presleys neuestem Werk unter seinem Künstlernamen White Fence wird Ihnen geholfen. Rx, damit werden verschreibungspflichtige Medikamente gekennzeichnet, und mal ehrlich – wer hat genau die nicht zum Fressen gern? Kopfweh, Bauchweh, Fußweh – schmeiß' eine Pille ein und es wird Dir besser gehen. Oder so. Tatsächlich nutzt Presley selbst lieber seine Musik, um über Kummer jeglicher Art hinwegzukommen. Und so beschäftigt sich auch sein siebtes Album mit jenen Dingen, die eigentlich gar nicht mal so gut für den Menschen im Allgemeinen und für Presley im Besonderen sind – und von seinem ganz eigenen Versuch, genau davon loszukommen.
Musikalisch bewegt sich Presley dabei weit weg von sämtlichen Erwartungen, die man an ihn herangetragen haben dürfte. Ist der Kalifornier und Ty-Segall-Spezi normalerweise für noisigere Töne bekannt, versucht sich "I have to feed Larry's hawk" an deutlich ruhigeren, nicht jedoch weniger psychedelischen Klängen. Wie eine nicht immer ganz einfache, aber immer spannende Zeitreise in den Golden State der Sechzigerjahre kommt das stellenweise daher, und wenn Presley bereits den Opener und Titeltrack für gut zweieinhalb Minuten in irrer Monotonie ausfaden lässt, sollte man sich schon mal auf ein überraschungsreiches Horrorszenario einstellen, an dem wohl auch die Manson-Familie ihre helle Freude gehabt hätte.
Natürlich macht sich Presley damit ein Stück weit auch angreifbar. So sehnt und fleht sich "Phone" durch eine schlaflose Nacht und präsentiert den sonst oft so rotzig auftretenden Sänger als emotionales Wrack, dessen Worte nicht immer ganz verständlich sind. Der Botschaft tut das keinen Abbruch: Mach kaputt, was Dich kaputt macht, und lass die Liebe in Dein Herz – wenn es doch nur so einfach wäre. Die Mini-Schlaghosen-Operette "I love you" und die Piano-Ballade "I can dream you" gehen noch einen Schritt weiter. Presley ist wahrlich nicht der beste Sänger und doch versucht er sich hier sogar am Falsett und beweist gerade durch seinen Mut Stärke. Dass beide Stücke zudem gänzlich unpeinlich sind und stattdessen ehrlich unter die Haut gehen, ist ein weiterer Pluspunkt für dieses bisher vorzüglich geglückte Experiment.
Trotz des Artworks ist "I have to feed Larry's hawk" freilich kein Allheilmittel, gibt aber sein Bestes. "Until you walk" sorgt so zumindest mit seinem naiven Kinderlied-Charme für ein Schmunzeln im Gesicht, und "Forever chained" lädt zum holprigen Tanz ein, Tritte auf die Füße des Partners und Stock im Arsch inklusive. Das recht am Anfang und am Ende platzierte Pärchen "Fog city" und "Fog city (Outro)" zeigt derweil, dass sich manchmal auch nach einer längeren Reise vermeintlich nicht allzu viel verändert zu haben scheint – der Blickwinkel macht jedoch schon viel aus. Das Album endet auf so verspielte wie merkwürdige Art und Weise mit der wie ein Computerspiel anmutenden Doppelspitze "Harm reduction (A: Morning)" und "Harm reduction (B: Street & inside mind)". Gut möglich, dass Presley noch nicht geheilt ist von seinem Leiden. Aber immerhin weiß er sich zu helfen.
Highlights
- I love you
- I can dream you
- Forever chained
Tracklist
- I have to feed Larry's hawk
- Phone
- Fog city
- I love you
- Lorelei
- Neighborhood light
- I can dream you
- Until you walk
- I saw snow today
- Indisposed
- Forever chained
- Fog city (Outro)
- Harm reduction (A: Morning)
- Harm reduction (B: Street & inside mind)
Gesamtspielzeit: 56:18 min.
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