Somewhere Underwater - Slowly & safely
AdP / Al!ve
VÖ: 18.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Julien will Meer
Metaphern über Gewässer sind in den Selbstbeschreibungen von Shoegaze-Bands bereits mindestens so abgeschmackt wie Metal-Kombos, die sich selbst mit Satanismus in Verbindung bringen oder Punk-Acts, die ihr kommendes Album als kompromissloses Brett bewerben. Insofern standen die Vorzeichen für das Debüt der äußerst klischeehaft betitelten Somewhere Underwater nicht unbedingt ideal: Band-Kopf Julien Agot betitelt sich auf jeder Social-Media-Plattform als "boy who loves the ocean", und selbst der Albumtitel "Slowly & safely" scheint ein konservativ-verwaschenes Werk ohne markante Kontur zu suggerieren.
Das tatsächliche Erlebnis dieser Platte wird dann aber nicht nur dadurch überraschend, dass die Songs von "Slowly & safely" tatsächlich eine höhere Qualität besitzen, als die Vorzeichen andeuteten, sondern vor allem, weil das Album des deutsch-französischen Quartetts im Klangbild dem Klischee der überzogenen Wässrigkeit gar nicht so sehr entspricht. Natürlich wartet das Album auch regelmäßig mit deutlich an Slowdive erinnernder Unerschärfe auf, die aber nicht zum alleinigen Qualitätsmerkmal wird, sondern sich mit anderen Stilmitteln klug die Hand gibt. So bleibt "Recovering" etwa trotz seiner typisch wabernden Synthesizern im Gesamtbild überraschend klar und klingt wie Rolling Blackouts Coastal Fever in einer Dreampop-Variante. "Silver coast" gelingt es gar, seine unklaren Sound-Überlagerungen mit einer groovigen Funk-Bass-Einlage einzuleiten, was im Ergebnis tatsächlich außerordentlich gut funktioniert. "It will stay" erinnert mit seinen schillernden 80er-Synthies an eine retrospektive Indierock-Hymne von Blossoms, die aber im Gegensatz zu den Songs des britischen Indie-Quintetts etwas weniger direkt zu Werke geht und mehr Soundspuren übereinander schichtet.
Das größte Argument für "Slowly & safely" liegt somit vor allem im Gelingen eines äußerst schwierigen Spagats. Obwohl sich Somewhere Underwater klar auf die strahlende Klangumgebung des Shoegaze beziehen, haben sie die Größe, sich nicht dahinter zu verstecken. Stattdessen zeigen sie Mut zum Pop und zur Struktur, wodurch die neun Songs dieser Platte an erfrischender Individualität gewinnen. "Slowly & safely" lässt sich auf derart rationale Weise erklären, dabei fühlt es sich eigentlich so magisch wie ein vertonter Klartraum an, in dem man stets die Kontrolle wahrt. Julien Agot fühlt sich auf seinem Meer der rauschenden Tonkonstrukte sichtlich wohl – aber Land ist stets in Sicht.
Highlights
- Recovering
- Silver coast
Tracklist
- Unpredictable times
- Recovering
- Images
- How far
- Silver coast
- Ne jamais revenir
- It will stay
- The past years
- Nothing changed
Gesamtspielzeit: 33:43 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Immermusik Postings: 1031 Registriert seit 04.11.2021 |
2024-11-09 09:53:14 Uhr
Schönes Album. Die Rezension damals nicht mitbekommen. Erst durch die Tour mit The BV‘s reingehört. Gibt einen neuen Song https://youtu.be/wenE-k2TWZg?si=bKfX9JN7pktsuL8D |
Tim L. |
2019-01-23 23:56:10 Uhr
gibt doch so nen film: ...will meer, lief auf sat1.TOP MOVIE! album höre i grad rein, klingt gut, wie der kleine bruder#schwester von slowdive. |
mieh naf |
2019-01-18 15:52:59 Uhr
Gutes Album! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27837 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-01-17 21:11:06 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Slowdive; Turnover; Airiel; Mew; Blossoms; Ride; Drop Nineteens; Cocteau Twins; Spiritualized; Pale Saints; George Clanton; Sycco; Junodream; Chapterhouse; Bowery Electric; Field Trip; Beach House; Halo Maud; The Jesus And Mary Chain; Holy Motors; A Place To Bury Strangers; Llovers; Modern Nomad; Red House Painters; Spinn; Lev Snowe; Say Sue Me; Eddie The Weel; Barrie; The Vryll Society; Kevin Krauter; Hibou; Girl In Red; Rolling Blackouts Coastal Fever
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- Somewhere Underwater - Slowly & safely (4 Beiträge / Letzter am 09.11.2024 - 09:53 Uhr)