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Say Anything - Oliver Appropriate

Say Anything- Oliver Appropriate

Dine Alone / Universal
VÖ: 25.01.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Es ist aus

Da hatte wer was klarzustellen: Max Bemis, Mastermind und Stimme von Say Anything, hatte Redebedarf. Im August 2018 gab er in einem emotionalen Statement Einblicke in seine Gedankenwelt, sein Privatleben, in seine Spiritualität und Sexualität. Über neun A4-Seiten erstreckt sich der bemerkenswerte Text an Fans und Öffentlichkeit, in dem Bemis auch über die Zeit der Drogensucht, seine Arbeit als Comic-Autor und nicht zuletzt über die Zukunft des Kollektivs Say Anything spricht. Er schildert, warum er das Kapitel Say Anything zumindest bis auf Weiteres beenden muss, und warum "Oliver Appropriate" daher das vorerst letzte Album der Emorock-Formation sein wird. Bemis' Depressionen, die ständige Trennung von seiner Frau und den drei Kindern während der Tourneen und nicht zuletzt seine Bisexualität, zu der er sich erst 2018 öffentlich bekannte, nennt er als Hauptgründe für diese Entscheidung.

Bemis' Körper braucht Ruhe, der Geist mehr Zurückgezogenheit und Intimität. Von den Erlebnissen, die in einem langen Prozess zu dieser Einschätzung geführt haben, handelt indirekt auch die neue und vermeintlich letzte Platte, die den abgestürzten Punk-Sänger Oliver in 14 Songs als Hauptfigur in den Mittelpunkt rückt, und die passend zum Klar-Schiff-Machen mit nur gut 34 Minuten Spielzeit ziemlich kompakt geraten ist. Say Anything liefern zunächst unscheinbare Stücke wie "Pink snot" und "Your father", irgendwo zwischen Singer-Songwriter und akustischem Pop-Punk, zu denen Bemis wie gewohnt inbrünstig singt und schreit, die sich aber erst nach und nach und im Gesamtkontext in den Gehörgang fräsen. Ebenso kredenzt der Vierer aus Texas von Klavier begleitete Spoken-Word-Passagen, kraftvollen Power-Pop wie den Ohrwurm "Daze" und räudige Emorock-Perlen wie "Send you off", die Say Anything spätestens seit dem großartigen "...is a real boy" unverkennbar machten. An ebenjene Geschichte des Erfolgsalbums aus 2004 knüpft "Oliver Appropriate" an.

Der alles überstrahlende Plot macht es zu einem echten Album-Album: Aus der Sicht von Karl, einer Romanze von Oliver, erzählt Bemis von insgesamt 48 Stunden aus dem Leben des finanziell und mental angeschlagenen Frontmannes, doch es sind zwei entscheidende und dramatische Tage. Neben den offensichtlichen Geschichten von langen Partynächten, vergeudeten Hangover-Tagen und verprellten Ex-Freundinnen tut Oliver zunächst sein homoerotisches Abenteuer mit Karl in "Ew Jersey" und "When I'm acid" bloß als oberflächlichen Teil des Sex-Drugs-and-Rock'n'Roll-Lifestyles ab. Klar tritt hier jedoch die autobiografische Parallele zu Bemis' Coming-Out in Erscheinung: Was Oliver verdrängt und gegenüber dem enttäuschten Karl nicht zulässt, war für den Songwriter selbst der Schlüssel, um mit seinem Leben klarzukommen und seine Bisexualität anzunehmen.

Und so kann die Geschichte dieses musikalisch zunächst unscheinbaren, aber zu jeder Sekunde spannenden Albums für Oliver nur als Tragödie enden. Als er seinen Job verliert und sein Begehren gegenüber Karl endlich als reales Gefühl wahrnimmt, offenbart Karl dem exzentrischen Frontmann, dass es nun einen Anderen gibt. Von hier an biegt der Plot auf seine mehr als dramatische Schlussgerade ein. Voller Respekt für seine stets fesselnde und kreative Musik, überlassen wir Bemis die zu Say Anything vorerst letzten, nicht minder dramatischen Worte einmal selbst:

I'm not a god, but I am a creator. I created Oliver in 2004, though he wasn't named. And I'm sorry, Oliver, but I have to live… and you’re fucking dead. Real Boy, you helped save me.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • When I'm acid
  • Send you off
  • It's a process
  • The hardest

Tracklist

  1. The band fuel
  2. Daze
  3. Pink snot
  4. Greased
  5. Ew Jersey
  6. Mouthbreaker
  7. When I'm acid
  8. Captive audience
  9. Your father
  10. Send you off
  11. Fired
  12. It's a process
  13. The hardest
  14. Sediment

Gesamtspielzeit: 34:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Larzzz
2019-01-30 13:05:20 Uhr
Sicher nicht die stärkste Platte der Band, aber als "Abschiedsalbum" dass die Geschichte von Bemis rund macht, finde ich das sehr gelungen. Ein Album für Fans halt!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-01-17 21:10:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-12-05 20:38:51 Uhr - Newsbeitrag


SAY ANYTHING - OLIVER APPROPRIATE
Neue Single "Send You Off" im Stream
Am 25. Januar 2019 veröffentlichen Say Anything ihr vorerst letztes Album: vor einigen Monaten hatte Frontmann Max Bemis in einem 10-seitigen Brief das vorläufige Ende der Band verkündet. Das letzte Album heißt "Oliver Appropriate" und ist ein geistiger Nachfolger zum Überalbum "... Is A Real Boy" von 2004. Die Geschichte des Titel"helden" Oliver wird auf "Oliver Appropriate" zu Ende erzählt: Themen sind Mysogenie und patriarchalische Strukturen im Musikgeschäft sowie mentale Erkrankungen.

Nach den bisher veröffentlichen Songs "Daze", "Pink Snot" und "It'a Process" ist "Send You Off" der vierte Song aus dem neuen Album und schließt auch musikalisch den Kreis zum Frühwerk der Band.



Say Anything - "Send You Off" (Stream)


Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-25 17:48:06 Uhr
"Daze" fand ich noch mal deutlich stärker, aber das ist auch ziemlich gut. Ich freue mich sehr aufs Album.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-25 17:42:47 Uhr - Newsbeitrag
Der Song heißt "Pink snot", war kurz falsch, hiermit korrigiert.
Zum kompletten Thread

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