Mozes And The Firstborn - Dadcore

Burger / LAB
VÖ: 25.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

The kings of comedy
Rockband-Romantik, die siebenunddrölfzigste, heute aus den Niederlanden: "'Dadcore' is a love letter to rock music. It's an ode to being in a band. After eight years we still play shows where only twelve people show up , there's no backstage and the fee is a case of beer and a place to crash." Wo Mozes And The Firstborn im Pressetext zu ihrem selbstbetitelten Debüt noch in der eigenen Arroganz badeten, feiern sie gute fünf Jahre später weniger sich selbst und mehr die Freude am einfachen Kneipen-Konzert. Erstaunlich, dass sie das überhaupt noch nötig haben – einen wirklich bekannten Szene-Namen hat das Quartett zwar nach wie vor nicht, doch immerhin konnten sie für ihre dritte Platte "Dadcore" Chris Coady gewinnen, als Produzent unter anderem für Beach Houses "Teen dream" verantwortlich. Doch Melle Dielesen und seine Jungs wollen auch gar nicht mehr, als ein bisschen drauflos zu zocken, und weil sie so viel Spaß inne Backen haben, füllen sie das eigentlich kompakte Album auch noch mit sieben nur wenige Sekunden dauernden Interludes auf, die keinen anderen Zweck erfüllen, als den Titel in der Tracklist zu buchstabieren. Diese Scherzbolde.
Als Hörer steht man nun vor der Wahl, sich entweder davon getrollt zu fühlen oder sich auf den Jux einzulassen – die Presse-Fotos, auf denen die vier Hipster-Buben etwa in einem Kunstatelier posieren oder händchenhaltend auf dem Boden hocken, schaffen auch nicht gerade Abhilfe bei dieser Zerrissenheit. Doch egal, ob man mit Grund-Skepsis oder -Heiterkeit auf "Play" drückt, hier kommt eine Plattentests.de-Garantie: Spätestens beim ersten Refrain des eröffnenden Titeltracks, einer knallbunten Garagen-Hymne feinsten Power-Pops, kommt man aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Kurz darauf brettern in "If I" härtere, grungige Gitarren los, bevor der Song in verträumten Neunziger-Indie-Rock abdriftet, "Baldy" schwankt mit Country-Slides und Mundharmonika in die Mittagssonne von Eindhoven. Irgendwo zwischen Weezer, den Kinks und einer fiktiven kalifornischen Schwester-Band von Nirvana haben sich Mozes And The Firstborn eine Identität geschaffen, die bei aller musikalischen Klasse und Stilsicherheit ihre komplette Wirkung erst dann entfaltet, wenn man sie nicht ganz für voll nimmt. Sie selbst tun das ja auch nicht.
Mit den Klischees und der Kultur ihres Heimatlands haben die vier indes eher nichts gemein, wohl aber mit eine anderen schrägen Band. Nicht nur Dielesens Stimme erinnert manchmal an den jungen Wayne Coyne, auch in der Musik steckt viel von der leicht schrägen bis völlig psychotischen Unbeschwertheit der frühen Flaming Lips. "Dadcore" zeigt sich zwar bei weitem nicht so experimentell wie diese, hat aber auch seine ambitionierteren Momente: das sechsminütige "Scotch tape/Stick with me" etwa, das im epischen Emo-Rock eine genauso gute Figur abgibt wie in allem anderen und das sich nach einem Kollaps in der Mitte beherzt wieder aufbaut. "Amen" wagt sich mit seiner Melodieführung ins Feld von Eels, während das finale "Fly out II", eine majestätische, luftige Akustikgitarren-Nummer, auch so manche Britpop-Großtat der Neunziger hätte abschließen können. Am allermeisten überzeugt aber der "Sad supermarket song", bei dem man sich tatsächlich wähnt, einem Outtake des seligen Kurt Cobain zu lauschen, allerdings in einem melancholischen Gegenentwurf zu seiner sonst herausgekotzten Wut. Hinter all dem Klamauk steckt also doch ein ernsthaft in der Musik investierter Kern – als Scherz wäre das viel zu makaber.
Highlights
- Dadcore (feat. Together Pangea)
- Sad supermarket song
- Scotch tape/Stick with me (feat. Kelsey Reckling)
- Fly out II
Tracklist
- D
- Dadcore (feat. Together Pangea)
- A
- If I
- Baldy
- D
- Sad supermarket song
- Fly out I
- Blow up
- C
- Hello
- O
- Scotch tape/Stick with me (feat. Kelsey Reckling)
- We're all saints
- R
- Amen
- E
- Fly out II
Gesamtspielzeit: 39:30 min.
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2019-01-17 21:10:05 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Weezer; The Dandy Warhols; The Flaming Lips; Pixies; Nirvana; Jimmy Eat World; Mikal Cronin; Ty Segall & Mikal Cronin; Ty Segall; Ty Segall & White Fence; Ty Segall Band; Epsilons; Ariel Pink's Haunted Graffiti; The Men; The Kinks; MC5; The Sonics; The Yardbirds; The Zombies; King Tuff; Jacco Gardner; Black Lips; Thee Oh Sees; Parquet Courts; Jay Reatard; Kurt Vile; Cloud Nothings; Cool Ghouls; Royal Headache; Wavves; Lotus Plaza; DIIV; Beach Fossils; Cymbals Eat Guitars; The Beach Boys; Brian Wilson; The Fuzztones; No Age; Foxygen; Tame Impala; The Replacements; No Joy; Bleached; Surfer Blood; Best Coast; Allah-Las; Deerhunter; Unknown Mortal Orchestra; Together PANGEA; Pavement; Guided By Voices; Beck; Camper Van Beethoven; The Brian Jonestown Massacre
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- Mozes And The Firstborn - Dadcore (1 Beiträge / Letzter am 17.01.2019 - 21:10 Uhr)