The Neal Morse Band - The great adventure
Radiant / Metal Blade / Sony
VÖ: 25.01.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Morse of the fame
Der Ausdruck "Morse of the same" ist unter Prog-Kennern längst zu einem geflügelten Wort geworden. Leider aus gutem Grund, denn tatsächlich unterscheiden sich die vielen Veröffentlichungen, bei denen Neal Morse federführend war, stilistisch meist nur um Nuancen. Wo andere Genregrößen, wie etwa Steven Wilson, Wert auf Veränderungen legen, spielt der sympathische Amerikaner seit dem Ausstieg bei Spock's Beard unbeirrt seinen religiös gefütterten Prog-Rock-Stiefel runter, egal ob solo oder im Band-Gewand bei Transatlantic, Flying Colors oder mit seiner eigenen Formation. Das 2016 veröffentlichte "The similitude of a dream" war da keine Ausnahme. Obwohl beileibe kein schlechtes Album, wies es doch keine zwingenden Merkmale auf, die es zu einer unverzichtbaren Anschaffung außerhalb der treuesten Fangemeinde machten.
Im Prinzip trifft das auch auf "The great adventure" zu. Wiederum wird der Morse-kundige Hörer nichts wirklich Neues vorfinden, und wiederum wird eine an den Vorgänger angelehnte, tief religiöse Geschichte erzählt. Und doch ist "The great adventure" das bessere Album.
Da gut Ding bekanntlich Weile haben will, mag das daran liegen, dass sich Morse & Co. dieses Mal ungewöhnlich viel Zeit ließen. Benötigte der Kalifornier sonst meist nur ein paar Wochen, um ein Album zu vollenden, verging diesmal fast ein ganzes Jahr. Ein Schnellschuss im übertragenen Sinne war zwar auch der Vorgänger nicht, aber der zeitliche Mehraufwand ist "The great adventure" anzumerken. Morse selbst zieht Parallelen zum Spock's-Beard-Album "Snow" – zwar nur in Sachen Arbeitspensum, aber auch qualitativ muss "The great adventure" den Vergleich mit dem Meisterwerk von 2002 nicht scheuen.
Der Takt an schönen, einprägsamen Momenten ist ähnlich hoch, zudem macht es den Eindruck, als könnten Morse und seine Bandkollegen befreiter und kreativer aufspielen, vielleicht weil sich die Handlung diesmal noch mehr von der literarischen Inspirationsquelle – John Buyans "Die Pilgerreise" – löst. Das kommt dem Album auch atmosphärisch zugute, nicht zuletzt, weil immer mal wieder verschiedene Elemente von "The similitude of a dream" aufgegriffen werden, was schon damit beginnt, dass dessen letzte Zeile – "Let the great adventure now begin" – gleich zu Beginn zitiert wird.
Dafür, dass die Platte tatsächlich ein großes – wenn auch kein episches – Abenteuer geworden ist, sorgen vor allem zahlreiche Hitkandidaten, die auch problemlos allein bestehen könnten, darunter das vorab als Lyric-Video veröffentlichte "Welcome to the world", das düstere "I got to run" oder der spritzig dahinrockende Titeltrack, der ebenfalls vorab als Single samt Video veröffentlicht wurde. Auch Easy-Listening-Ausflüge wie "Vanity fair" stehen dem Album gut zu Gesicht. Weniger positiv fallen die manchmal nach wie vor arg käsig wirkenden Keyboard-Sperenzchen auf, die Morse-Anhänger aber gewohnt sein dürften. Dafür kann Ausnahmedrummer Mike Portnoy nicht nur am Schlagzeug, sondern obendrein als Vokalist Akzente setzen. In puncto Gesang ist die Platte sowieso über jeden Zweifel erhaben, wovon beispielsweise auch die Leistung von Eric Gillette bei "The great despair" zeugt. Und Neal Morse' Stimme, die trotz bald 60-jähriger Beanspruchung nichts von ihrem Charisma verloren hat, ist ohnehin grundsätzlich ein Genuss. "Morse of the same" bedeutet eben glücklicherweise oft auch "Morse of the fame" – was mit "The great adventure" eindeutig belegt wird.
Highlights
- Welcome to the world
- I got to run
- The great adventure
Tracklist
- CD 1
- Overture
- The dream isn't over
- Welcome to the world
- A momentary change
- Dark melody
- I got to run
- To the river
- The great adventure
- Venture in black
- Hey ho let's go
- Beyond the borders
- CD 2
- Overture 2
- Long ago
- The dream continues
- Fighting with destiny
- Vanity fair
- Welcome to the world 2
- The element of fear
- Child of wonder
- The great despair
- Freedom calling
- A love that never dies
Gesamtspielzeit: 103:37 min.
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Der Wanderjunge Fridolin Postings: 4355 Registriert seit 15.06.2013 |
2019-01-17 22:58:29 Uhr
Wird eingetütet. |
Analog Kid Postings: 2155 Registriert seit 27.06.2013 |
2019-01-17 22:52:35 Uhr
Oh, ne Neal-Morse-Rezi, nice. "Similitude..." fand ich ja auch nicht sooo den Überkracher, halt klassicher "morse of the same" :) im Gegensatz zu den 2, 3 Alben davor, die fand ich ja stellenweise wieder richtig geil. Und nu schon wieder so'n 100-Minuten-Doppelpack...Naja werd's mir wohl wieder holen müssen, mir isser ja auch immer noch sympathisch, der alte Jesus-Freak... und diesen immer so ein bisschen die guten alten 70ies-Kansas channelnden Emo-Symphoprog mit diesen Melodien, die immer so nach der weiten Prärie klingen (hat m.E. auch wirklich immer was von Spaghettiwestern), macht ihm ja auch nach wie vor keiner so richtig nach. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-01-17 21:09:54 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Neal Morse; Transatlantic; Flying Colors; Spock's Beard; The Tangent; Big Big Train; Mystery; Magic Pie; Sylvan; Kino; The Flower Kings; Flaming Row; Fates Warning; RPWL; Phideaux; Marillion; IQ; Sieges Even; Subsignal; Yes; Genesis; Pendragon; It Bites; Kaipa; Haken; Frost; Dream Theater; Ayreon; Rush; Enchant; Beardfish; Glass Hammer; Steve Hackett; Steven Wilson; Saga; Shadow Gallery; Roine Stolt; Peter Gabriel; Arena; Asia; Pink Floyd
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- The Neal Morse Band - The great adventure (3 Beiträge / Letzter am 17.01.2019 - 22:58 Uhr)