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Steve Hackett - At the edge of light

Steve Hackett- At the edge of light

InsideOut / Sony
VÖ: 25.01.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Kunst kommt von Können

Es gibt nicht wenige unter den Fans der alten Genesis-Schule, die nicht etwa den Abgang von Peter Gabriel 1975 als größte Zäsur in der Biographie der Prog-Ikonen ansehen. Viel schwerer wog – so die These – der Verlust von Steve Hackett im Jahr 1977. In der Tat wären legendäre Platten wie "Selling England by the pound" oder "Foxtrot" undenkbar ohne das filigrane Spiel des introvertierten Gitarristen, der so gar nichts mit den damals aufkommenden Guitar Heroes gemein hatte. Nun verließ Hackett die Band im Streit vor allem mit Keyboarder Tony Banks, dennoch ist er schon immer derjenige gewesen, der das Erbe der Prog-Ära am würdevollsten vertrat, während Kollege Phil Collins bekanntermaßen die Radiohits der späteren Bandphase zu verantworten hatte.

Auf seinen Solo-Alben hingegen fand Hackett schnell seinen eigenen Stil. Und der ist auch bei Studioalbum Nummer 26, "At the edge of light", keineswegs in irgendeine Schublade zu pressen. Vor allem ganz sicher nicht in diejenige mit der Aufschrift "Für Fans von Genesis". Auch das vom mittlerweile 68 Jahre alten Briten selbst vergebene Etikett "World Music" ergibt nur dann Sinn, wenn man darin die Einflüsse aus ganz verschiedenen Kulturen versteht und nicht etwa die Panflötenschwinger aus der Fußgängerzone. Zunächst jedoch beginnt "Fallen walls and pedestals" episch, und bereits nach wenigen Minuten wird wieder einmal deutlich, dass es nur eine kleine handverlesene Menge von Gitarristen gibt, die ihrem Arbeitsgerät einen derart einzigartigen Signature-Sound entlocken können.

Wie nur wenige ist Hackett in der Lage, Stimmungen vertonen zu können, und so bricht sich sein Frust über die aktuelle Weltlage vor allem in krachenden Riffs in "Beasts in our time" Bahn, bevor mit "Under the eye of the sun" der wohl artrockigste Song der Platte folgt. Nicht nur, dass der mehrstimmige Gesang dezent Yes zitiert, auch die Bassläufe des neu verpflichteten Jonas Reingold sind reinster Prog – kein Wunder, kann der Schwede doch Referenzen wie Kaipa und The Flower Kings vorweisen. Und dort, wo sich andere hoffnungslos in den einzelnen Kompositions-Strängen verzetteln, führt Hackett irgendwann doch noch die Fäden zusammen, auch wenn sich "Those golden wings" – einer der ganz seltenen Longtracks überhaupt des Engländers – mitunter hart an der Grenze zum Kitsch bewegt.

Wenn sich schlussendlich bei "Shadow and flame" selbst eine Sitar – gespielt von der englischen Künstlerin Sheema Mukherjee – songdienlich ins Gesamtkonzept einfügt statt für pseudo-indisches prätentiöses Zoing vergewaltigt zu werden, kann man wohl mit Fug und Recht von der Vereinigung unterschiedlichster Einflüsse sprechen. Einzig "Hungry years" wirkt in diesem Zusammenhang etwas zu simpel, darf aber als Überleitung zur Abschlusstrilogie aus "Descent", "Conflict" und "Peace" dienen. Natürlich ist das über weite Strecken l'art pour l'art ohne jeglichen kommerziellen Anspruch, dafür aber trotz aller musikalischer Weltoffenheit immer noch very british. Bei vielen wäre ein Vorhaben wie "At the edge of light" prätentiöser Müll. Steve Hackett hingegen macht das, wonach ihm der Sinn steht. Weil er's kann.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Beasts in our time
  • Under the eye of the sun
  • Peace

Tracklist

  1. Fallen walls and pedestals
  2. Beasts in our time
  3. Under the eye of the sun
  4. Underground railroad
  5. Those golden wings
  6. Shadow and flame
  7. Hungry years
  8. Descent
  9. Conflict
  10. Peace

Gesamtspielzeit: 54:27 min.

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User Beitrag

Der Wanderjunge Fridolin

Postings: 4355

Registriert seit 15.06.2013

2019-01-17 22:20:10 Uhr
Fand schon den Vorgänger extrem stark. Ich freue mich drauf.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-01-17 21:09:06 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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