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Evergrey - The atlantic

Evergrey- The atlantic

AFM / Soulfood
VÖ: 25.01.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Alles nur geklaut?

Da hatte es wohl jemand ganz besonders eilig, an neues Songmaterial von Evergrey zu kommen: So bequem die moderne Studiotechnik auch sein kann, mitunter ist es ein Nachteil, dass Aufnahmen nur noch auf schnöden Festplatten gespeichert werden statt auf den guten alten Bändern. Insbesondere dann, wenn ins Studio eingebrochen wird. Und während Tom Englund, Frontmann der schwedischen Prog-Metaller, für die Produktion der aktuellen Platte seines zusätzlichen Betätigungsfelds Redemption in den USA weilte, wechselte sein Laptop und diverses anderes Material unfreiwillig den Besitzer. Ob jener nun etwas mit den drei nahezu fertigen neuen Songs anfangen konnte, ist nicht überliefert, Englund jedoch durfte den Aufnahmeprozess für "The atlantic" direkt von vorne beginnen.

Dass die Skandinavier darüber nur mäßig amüsiert gewesen sein dürften, steht wohl außer Frage. Und der Opener klingt dann auch direkt so, als hätte die Band den gesammelten Frust über diesen Diebstahl in diesen einen Song legen wollen, so vehement brettert "A silent arc" aus den Boxen. Donnernde Riffs, wie sie selten bei den Schweden zu hören sind, darüber schwebender Gesang, episch wie gewohnt, aber doch in dieser Eindringlichkeit selbst für eigene Verhältnisse großartig. Als wären Fates Warning nach Nordeuropa umgezogen. Auch das folgende "Weightless" ist mitnichten ein Leichtgewicht, sondern ein tonnenschwerer Headbanger, über dem ein unverschämt eingängiger Refrain thront.

Womit wir beim Konzept des Albums angelangt wären. Naja, sagen wir beim roten Faden, denn eigentlich soll "The atlantic" den Abschluss einer Album-Trilogie bilden, deren Kern das Leben beziehungsweise Lebenserfahrungen sind. Klingt abgedroschen? Ist es auch, aber im Grunde egal, da die Songs für sich genommen bereits eindrucksvoll genug funktionieren. Damit nun aber Englunds Mühe nicht komplett umsonst ist, darf man gerne über die wunderbare Symbolkraft des Artworks nachdenken. Denn ja, das Leben ist in der Tat ein Ozean voller Tücken und unvorhersehbarer Gefahren, die einen in den Abgrund zu zerren drohen. Manchmal aber auch die sprichwörtliche ruhige See, auf der man entspannt dahinschweben kann, wenn man denn die Fluten beherrscht, sich treiben und entführen lassen kann. Und exakt das vermittelt Englunds Gesang immer wieder, vor allem aber bei "All I have", wo der Schwede wohl am eindrucksvollsten beweist, warum er ein würdiger Nachfolger des wahrlich nicht unbegabten Ray Alder in der Prog-Metal-Zweckgemeinschaft Redemption ist.

Man könnte jetzt beginnen, das Haar in der Suppe zu suchen. Man könnte jetzt anfangen, daran herumzumäkeln, dass der eine oder andere Refrain vielleicht nicht mitreißend zu sein scheint, weil er eben gerade nicht auf Airplay oder auf übermäßige Eingängigkeit schielt. Man kann es aber auch bleiben lassen und sich ganz old school von den Songs gefangennehmen lassen, die Strukturen erforschen und dabei völlig unwillkürlich immer weiter faszinieren lassen. Nein, "The atlantic" ist alles andere als Easy Listening. Will und soll es auch nicht sein. Und doch strecken Songs wie "Currents" oder "Departure" die Hand aus, fordern geradezu auf, die Reise in die Klangwelten von Evergrey anzutreten. Ob das der schnöde Laptop-Dieb auch so sieht?

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • A silent arc
  • All I have
  • Departure

Tracklist

  1. A silent arc
  2. Weightless
  3. All I have
  4. A secret Atlantis
  5. The tidal
  6. End of silence
  7. Currents
  8. Departure
  9. The beacon
  10. This ocean

Gesamtspielzeit: 54:09 min.

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User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2019-03-14 13:44:02 Uhr
danke, Rezension gefällt.
Weigthless überzeugt nicht vollends, aber bis End of Silence kann man das schon gut durchhoeren.

knappe 7/10

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-01-17 21:08:42 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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