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Lost Under Heaven - Love hates what you become

Lost Under Heaven- Love hates what you become

Mute / GoodToGo
VÖ: 18.01.2019

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Amors Maschinengewehr

Können Sie das groß machen, bitte? Ein Anliegen, dem Ellery James Roberts und Ebony Hoorn gerne entsprechen. Meister der Subtilität waren der Ex-Frontmann der kurzlebigen britischen Indie-Rocker Wu Lyf und die niederländische Konzeptkünstlerin auf ihrem gemeinsamen Debüt unter dem Namen Luh nämlich keineswegs. Vielmehr inszenierten sie "Spiritual songs for lovers to sing" als gewaltiges Fanal überbordender Emotionalität, auf dem das Paar sowohl das höchste aller Gefühle feierte als auch Raubtier-Kapitalismus geißelte und gesellschaftliche Utopien propagierte. Gravitätische Mantras, Trommelfeuer aus der Shoegaze-Vorhölle, ein karnevalesk freidrehender Industrial-Gabba-Track und Roberts' ruinöses stimmliches Geraspel – alles da, alles ideologisch und musikalisch aufgeladen bis in die Haarspitzen. Welch dynamisches Duo.

Da wollen sich die beiden auch auf dem Nachfolger, der das Akronym Luh nun offiziell in Lost Under Heaven auflöst, zumindest anfangs nicht lumpen lassen. Nicht auf dem bereits im Mai 2018 vorausgeschickten "Bunny's blues", einem störrisch elektrifiziert rockenden #MeToo-Kampflied, und erst recht nicht im die Stromgitarren noch gröber anspitzenden Opener "Come", der analog zu Extrem-Performer Genesis Breyer P-Orridge von der körperlichen Verschmelzung zweier Menschen fabuliert. Eine Band als Maschinengewehr Amors, die Steine in fremde Glashäuser wirft – freilich nicht ohne zuvor einen Zettel mit der Aufschrift "Ich liebe Dich" daran befestigt zu haben. Und dafür, dass dieser Auftakt nicht zu wenig tumultös gerät, sorgen mit Swans-Drummer Thor Harris und The Paper Chases John Congleton als Produzent gleich zwei berufene Kollegen.

Groß schiefgehen kann auf "Love hates what you become" also nichts, zumal Roberts' heiseres Organ diesmal stärkere Konkurrenz von Hoorn bekommt. Die glänzt im fragil-bedrohlichen Akustik-Folk von "Black sun rising" gesanglich ähnlich wie bei der mehr oder weniger romantischen Zwiesprache mit ihrem Liebsten im ungewohnt kleinlauten Titelstück und setzt seinem Gebell einen sinnlichen, wenn auch weniger allesverschlingenden Part entgegen. Das ziemlich genaue Gegenteil der donnernden Autotune-Raserei "$ORO" von "Spiritual songs for lovers to sing", über die viele Hörer seinerzeit die Nase rümpften – und trotzdem hätte eine solche Monstrosität auch diesem Album gut zu Gesicht gestanden, während relative Nichtigkeiten wie das schluffige "Most high" oder die fußlahme Hymne "Serenity says" einiges an Stichhaltigkeit einbüßen.

Letzteres gilt glücklicherweise nicht für Roberts' und Hoorns Liebe – und wenn es nach ihnen geht, ebenso wenig für ihre Zeitgenossen, wie das sich langsam hochschaukelnde "Post millennial tension" konstatiert: "Our generation's burning / Still we sing our love songs." Der letzte davon ist vielleicht der beste: "For the wild" tarnt sich zunächst als angerauter Humpel-Blues mit Schellenkranz, punktgenauem Riff und Synthie-Fläche, bis Roberts den einsamen Rock'n'Roll-Rufer in der Wüste gibt und Lost Under Heaven den Song nach ein paar Breaks schließlich mit orgiastischem Geknirsche frontal vor die Wand fahren. Ein tolles, tosendes Finale, das zwar nicht über vereinzelte Ausfälle hinwegtäuschen kann, das Duo aber als engagiertes Querulantenpärchen im positiven Sinne etabliert. Stark wie zwei – und immerhin mit den Ohren im Bausand der Zukunft.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Bunny's blues
  • Love hates what you become
  • For the wild

Tracklist

  1. Come
  2. Bunny's blues
  3. The breath of light
  4. Most high
  5. Black sun rising
  6. Love hates what you become
  7. Serenity says
  8. Savage messiah
  9. Post millennial tension
  10. For the wild

Gesamtspielzeit: 44:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MickHead

Postings: 5132

Registriert seit 21.01.2024

2025-02-28 16:49:31 Uhr
Haben sich offiziell getrennt!

Farewell Single "Creation Song"

https://www.youtube.com/watch?v=WTWYhdLE5nc

saihttam

Postings: 2629

Registriert seit 15.06.2013

2024-03-18 23:38:13 Uhr
Hat überhaupt irgendjemand das Album aus dem letzten Jahr gehört. Ich finde keine einzige Review dazu. Höre jetzt mal rein.

vincent92

Postings: 145

Registriert seit 22.11.2016

2019-01-11 20:38:20 Uhr
Klasse Album, wie schon das Debut. Auch live super :-)
Lieblingsband 2019
squand3r
2019-01-11 19:16:58 Uhr
hm auf Apple Music gibt es nur die 2019 EP jedoch mit gleichem Cover. Kommt da noch was? Gefällt mir ausserordentlich gut soweit

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28662

Registriert seit 08.01.2012

2019-01-10 20:42:02 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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