Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


John Garcia - John Garcia and the Band Of Gold

John Garcia- John Garcia and the Band Of Gold

Napalm / Universal
VÖ: 04.01.2019

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wüste Söhne

Quo vadis, John Garcia? Auch über zwei Jahrzehnte nach der Auflösung von Kyuss macht die ewige Galionsfigur des Stoner Rock noch immer Musik. Das gilt mit Brant Bjork, Josh Homme und Nick Oliveri zwar auch für alle anderen Gründungsmitglieder, doch nur die Charakterstimme der legendären Band entfernte sich dabei kaum von deren Sound und ließ – bei allem Respekt – mehr und mehr die Inspiration vermissen. Worin liegt also die Motivation? "Der will doch nur Geld machen!" krakeelt der eine Zyniker, "Der will den ganzen jungen Stoner-Bands zeigen, wie man's richtig macht, und fällt dabei auf die Schnauze!" plärrt der andere. "Vielleicht macht's ihm auch einfach immer noch Spaß?" ertönt als vorsichtiger Zwischenruf, doch kassiert er nur höhnisches Gelächter. Aber nicht so vorschnell: "John Garcia and the Band Of Gold" legt die freundlichste Option tatsächlich auch als wahrscheinlichste nahe.

Ja, Garcia hat sein Feuer wieder. Um das festzustellen, reicht schon der instrumentale Opener "Space vato", der nach waberndem Intro ansatzlos aufs Gaspedal drückt. Was besonders nach dem Produktions-Desaster von "The coyote who spoke in tongues" positiv auffällt, ist der tolle Sound – die Gitarren hätten vielleicht noch ein bisschen mehr knallen können, doch insgesamt hat der alte Kyuss-Hausproduzent Chris Goss hervorragende Arbeit geleistet und betont damit vor allem den Bass des grandios aufspielenden Mike Pygmie. Trotzdem muss man früh im Album schon etwas einhaken: Der monotone Riff-Rock von "Jim's whiskers" hält sich mit einem Tempowechsel am Ende zwar noch am Leben, doch gilt das nicht für jeden Song auf Garcias drittem Soloalbum, samt seiner im Titel namentlich genannten Studio- und Live-Band.

Diese macht hier mehr als ordentlich Dampf, das in der ersten Hälfte der Platte noch eher schwache Songwriting kann sie damit allerdings nicht übertönen. Gerade "My everything" gerät zum arg drögen Stoner-Rip-Off und auch die ungewohnte Poppigkeit von "Lillianna" funktioniert nicht wirklich. Natürlich wissen Garcia und seine Kompagnons, wie man stilsichere, spaßige Genre-Standards komponiert und vorträgt, doch noch bekommt man beim Hören eigentlich nur Lust, "Blues for the red sun" oder "Welcome to Sky Valley" aufzulegen. Das ändert sich aber, sobald nach gut 20 Minuten mit "Popcorn (Hit me when you can)" das erste große Highlight erklingt. Unter seinen auf Anschlag gedrehten Effektgeräten begräbt Gitarrist Ehren Groban einen versteckt tanzbaren Hit-Brocken und leitet damit die zweite Albumhälfte ein, in der Garcia so inspiriert klingt wie vielleicht noch nie in seiner Post-Kyuss-Karriere.

"Apache junction" wagt sich ins Hoheitsgebiet der Queens Of The Stone Age und gibt dabei sogar eine bessere Figur ab als diese selbst zuletzt. "Don't even think about it" dreht alle Regler ein bisschen nach unten und schleppt sich mit Düsternis und Epik zur Stoner-Definition von Post-Rock. Und auch "Cheyletiella", mit knapp sechs Minuten Laufzeit der großzügigste Track der Platte, funktioniert auf seiner ganzen Länge als dynamisch mitreißende Wüsten-Suite. Doch das Beste kommt wie so oft zum Schluss: "Softer side" beginnt im psychedelisch-atmosphärischen Gitarren-Nebel und steigert sich immer weiter bis zum virtuosen, beinahe jazzigen Ausbruch, der – Achtung, festhalten – mit Riffs hantiert, die auch bei den rockigen Radiohead, etwa Richtung "Bodysnatchers", nicht groß aufgefallen wären. "I can't do anything right", singt Garcia hier – wie unrecht er doch hat.

(Marvin Tyczkowski)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Popcorn (Hit me when you can)
  • Cheyletiella
  • Softer side

Tracklist

  1. Space vato
  2. Jim's whiskers
  3. Chicken delight
  4. Kentucky II
  5. My everything
  6. Lillianna
  7. Popcorn (Hit me when you can)
  8. Apache junction
  9. Don't even think about it
  10. Cheyletiella
  11. Softer side

Gesamtspielzeit: 40:49 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2019-02-07 18:27:27 Uhr
Das waere ja wohl das Mindeste, dass der Chef sich um vernuenftige Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter zu kuemmern hat!
Ich spendier dann auch das Corona und dann ist auch die 7/10 in Reichweite, evtl. beim 2.Corona dann sogar die korrekte (knappe) 8/10...

Marvin

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 67

Registriert seit 27.04.2018

2019-02-07 17:12:45 Uhr
Du hast mich überzeugt, bei der nächsten Garcia-Platte werde ich mir von Armins Umfrage-Millionen einen Flug nach Kalifornien gönnen. Journalistische Sorgfaltspflicht.

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2019-02-07 17:00:50 Uhr
Ist schon ok, denke wir koennen mit Deiner guten 6 auch leben.
Die Vergleiche zu Kyuss sind natuerlich immer da. Diese Stimme! Das ist halt DIE Stonerrock-Stimme und wird es wohl immer bleiben. Mein Gott, wie bescheiden dagegen der gute Josh mit seinem teilw. Gequitsche ausschaut...
Das die Platte am Anfang etwas schwaechelt, ok! Der Gesamteindruck ist aber schon ueberdurchschnittlich (also >7/10). Guck Dir doch einmal nur an, wieviele 7er Platten hier abgefeiert und durchgewunken werden, ohne irgendwelche Resonanz...
Song 2 und 3, also Jim's Whiskers und Chicken Delight, fand ich anfangs auch ziemlich bieder und fad, beide gehoeren sicher zu dem eher schwaecheren Material, haben aber ein echt cooles letzte Drittel !

Na ja, Marvin, und Deinen von mir herausgeforderten Kommentar, dass Du saisonal anders bewerten wuerdest, nimm bitte nicht so ernst…, gibt aber Platten wie diese, die funktionieren im Sommer bei 30Grad im Schatten, unter kalifornischer Dattelpalmen mit einem Corona in der Hand, ganz anders, glaub es einfach…

Bist Du wirklich Jahrgang ´95 ! da kam glaube ich die letzte Kyuss Circus Leaves Town raus, Du erinnerst dich bestimmt :-)

Marvin

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 67

Registriert seit 27.04.2018

2019-02-07 16:10:32 Uhr
Nö, erwartet hab ich das nicht, aber er hätte ja durchaus positiv überraschen können. Ist ja auch kein Kritikpunkt, wenn die schwächeren Songs nicht wären, hätte ich auch ohne Innovation bedenkenlos die 7 gezückt.
fuzzmyass
2019-02-07 15:42:26 Uhr
Hat man jemals erwartet, dass Garcia "seinem Schaffen etwas neues hinzufügt"? Das ist doch noch nie sein Ziel gewesen...

Ich sehe/höre die Platte in einem sehr guten 7/10-Bereich.
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify