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Mastersystem - Dance music

Mastersystem- Dance music

Physical Education
VÖ: 13.04.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mach's gut, Scott!

Es tat wahnsinnig weh und es ist immer noch nicht wirklich gut: Scott Hutchison fehlt. Am 9. Mai 2018 verschwand der Frontmann der beliebten schottischen Indie-Rock-Band Frightened Rabbit und die meisten Fans und Freunde ahnten schon, dass es wohl kein gutes Ende nehmen würde. Hutchison hatte schon länger mit psychischen Problemen zu kämpfen und wählte letztlich den Freitod. Die Lücke, die er hinterlässt, könnte kaum größer sein: Seine Songs berührten unmittelbar, erzählten sie in meist drastischen Metaphern doch auf bravouröse Art und Weise vom Scheitern und dem Umgang damit. Fünf Alben veröffentlichte er mit seiner Hauptband Frightened Rabbit, ein Soloalbum unter dem Moniker Owl John folgte 2014. Sein letztes Vermächtnis ist jedoch "Dance music", ein Album, das er mit seinem Nebenprojekt Mastersystem aufgenommen hat. Es erschien vier Wochen vor seinem Tod.

Gemeinsam mit seinem Bruder Grant und Mitgliedern von Minor Victories und Editors nahm Scott Hutchison nochmal neun intensive, rohe und atmosphärische Stücke auf, die mit dem Sound von Frightened Rabbit in gewisser Weise brechen: "Painting of a panic attack", ihr letztes Album, war deutlich opulenter arrangiert, "Dance music" setzt hingegen auf stürmische Gitarren, stoische Drums und immer wieder aufbrechenden Noise, der den Kompositionen gut zu Gesicht steht. Hutchison singt sich wie eh und je die Seele aus dem Leib, manchmal brüllt er gar. Es tut gut, ihn nochmal zu hören, so viel steht fest. Aber auch ohne jede sentimentale Verklärung ist diese Platte, dieser akustische Abschiedsbrief über jeden Zweifel erhaben.

Freunde des Frightened-Rabbit-Debüts "Sing the greys" dürften sich ganz besonders über die neun Stücke freuen, denn in ihrem Sturm und Drang erinnern sie besonders an das Frühwerk von Hutchisons Stammband. Der Opener "Proper home" legt wuchtig los, Ellenbogen raus und rein in den Moshpit, der sich Leben nennt: Und wenn Hutchisons Stimme einsetzt, fühlt man sich natürlich irgendwie "daheim". Mit ihr im Ohr hat man schließlich selbst Herzschmerz, Trauer und andere Lebenskrisen bewältigt. "Notes on a life not quite lived" nimmt Tempo und Durchschlagskraft ein wenig raus, zeugt von einer gewissen Grunge-Sozialisation, die sich gegen Ende immer deutlicher manifestiert. Intensiv wird es mit "Teething", einer sich langsam aufbauenden Noise-Hymne, die bedrohlich anschwellt und recht abrupt endet.

Mit dem tollen Doppel aus "Peaks & troughs & graves" und "Old team" machen Mastersystem freilich auch nichts verkehrt: Hier spielt das Quartett angenehm krachigen Indie-Rock, der weiß, wann er eine kurze Ruhepause einlegen muss. Jene Laut-Leise-Dynamik kennt und schätzt man als Anhänger von Frightened Rabbit, wenngleich Mastersystem eben deutlich raubeiniger, weniger zartgliedrig zu Werke gehen. Mit Hackebeil und Kettensäge wird hier am offenen Herzen operiert, die emotionale Laubsäge kommt hingegen nur selten zum Einsatz. Aus jeder Pore trieft die Dringlichkeit, die Intensität, die jenen Songs innewohnt. Songs, die offenbar noch unbedingt raus mussten, in die Welt, in unsere Herzen, kurz bevor Hutchison ging. Ein lautes Adieu. Danke für alles, Scott!

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Proper home
  • Notes on a life not quite lived
  • Old team

Tracklist

  1. Proper home
  2. Notes on a life not quite lived
  3. The enlightenment
  4. Teething
  5. Peaks & troughs & graves
  6. Old team
  7. Must try harder
  8. A waste of daylight
  9. Bird is bored of flying

Gesamtspielzeit: 35:02 min.

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User Beitrag

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2019-01-16 11:06:31 Uhr
Stärkster Song auf dem Album ist Bird is bored of flying!

Sehe ich auch so. Knapp vor "Notes on a life not quite lived". Hach, Scott.

BibaButzemann

Postings: 116

Registriert seit 15.06.2013

2019-01-16 11:02:02 Uhr
Kaum ein Künstler hat und hatte so ein Gespür für die große Melodie wie Scott. Auch dieses Album beweist das.
Ich mag es sehr, auch wenn es kein Meisterwerk ist.

Eine Schande, dass man seine Stimme nicht mehr hören wird.
Shakinstevie
2019-01-12 18:17:03 Uhr
Bin da voll bei Hoschi und Tobi89: Stärkster Song auf dem Album ist Bird is bored of flying!
Testopa
2019-01-07 13:31:22 Uhr
Die Bezeichnung "akustischer Abschiedsbrief" sehe ich nicht als Überhöhung. Abschiedsbriefe sind doch selten die alles überstrahlenden Werke im Schaffen eines Künstlers.

Hoschi

Postings: 1741

Registriert seit 16.01.2017

2019-01-07 13:10:44 Uhr
"Bird is bored of flying" nicht in den Highlights ?!
Ernsthaft ?!

Geile Scheibe mit großem Abschlusssong
8/10

Farewell Scott.
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