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Matthew Dear - Bunny

Matthew Dear- Bunny

Ghostly / Cargo
VÖ: 12.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Aus dem Off

Hört man den Begriff "Elektrosoul", stellt man sich als Erschaffer eine Mischung aus Nerd und Crooner vor, der zwischen den Schaltkreisen des Studios sein Liebesleid beklagt. Der aus Texas stammende Matthew Dear gehört mit Sicherheit rein formell zu dieser Gattung, aber irgendetwas an ihm und seiner Musik ist – wie man im Englischen gerne sagt – "off": verschoben, schräg, unwirklich. Sein auffälligstes Merkmal ist der Stimmverzerrer, der auf der Oberfläche stets im Clinch mit den persönlichen Texten und den schnurrenden Synthesizern liegt. Er addiert auch auf seinem sechsten Album "Bunny" eine Distanz und Abseitigkeit in den Sound. Muss man initial erst einmal drüber hinwegkommen, um die Kompositionen zu erfassen und sich daran zu erfreuen. Der niedliche Titel, die grelle pinke Farbe auf dem Cover? Der Fakt, dass der 39-Jährige seit der letzten LP zwei Mal Vater wurde? Davon sollte man sich nicht täuschen lassen.

Das eröffnende "Bunny's dream" erschafft sich innerhalb von sieben Minuten tatsächlich eine eigene Welt, in der Dears Vocals wie ein Fremdkörper brummen. "You and I / In this world with you." Wie Liebesbekundungen einer Mensch-Maschine mit zweifelhaften Absichten. "Can you rush them" zieht zum ersten Mal das Tempo an, bevor "Echo" eine seltsame Art von Storytelling zu staubtrockenem Beat ist. "Echo looks the best at night", wiederholt Dear immer wieder, in Gedanken und Gemahnen an längst vergangene Zeiten. Wann immer die Musik auszubrechen droht, weist der stoische Vortrag den Weg zum Boden der Tatsachen. Für ungefilterte Vocals braucht es da schon zwei Gastauftritte von Tegan And Sara, die ihrerseits einen spannenden Kontrast zu Dear bilden. Insbesondere das schon deutlich früher als Single veröffentlichte "Bad ones" ist ein catchy Pop-Hit, so eingängig, dass er offenbar auf vorletzter Position versteckt werden musste und Teil eines ohnehin schmissigen letzten Albumdrittels ist.

"Behave, young man / There's so much more to live for", warnt Dear im sehnsüchtig tropfenden "Kiss me forever", und "Bunny" bietet in der Tat multiple Perspektiven auf das Leben. Gebrochen durch das Prisma der speziellen Ästhetik Dears, welche diese doch recht unterschiedlichen stolzen 14 Stücke wie eine Klammer umschließt. Nur so können ein käsiger Track wie das bei Perfume Genius' "Queen" klauende "Calling", der unterkühlte Trip "Moving man" und "Horses", welches mit den erwähnten Zwillingsschwestern sowie sanfter Gitarre und sinnlicher Bassmassage aufwartet, nebeneinander existieren. "Bunny" erscheint dadurch im Kleinen leicht durchschaubar, als Ganzes jedoch schwer zu fassen. Eingängige Strukturen setzen sich schnell an den Rezeptoren fest, doch die Vorahnung, dass mehr dahinter lauert, bleibt ein ständiger Begleiter. "I want to spend more time with you", singt Dear am Schluss der Platte. Kann man so nur zurückgeben.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Bunny's dream
  • Modafinil blues
  • Bad ones (feat. Tegan And Sara)
  • Before I go

Tracklist

  1. Bunny's dream
  2. Calling
  3. Can you rush them
  4. Echo
  5. Modafinil blues
  6. What you don't know
  7. Horses (feat. Tegan And Sara)
  8. Moving man
  9. Bunny's interlude
  10. Duke of dens
  11. Electricity
  12. Kiss me forever
  13. Bad ones (feat. Tegan And Sara)
  14. Before I go

Gesamtspielzeit: 62:01 min.

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Armin

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2019-01-03 20:00:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Als "Vergessene Perle 2018".

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Felix H

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2018-10-23 11:34:49 Uhr - Newsbeitrag




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