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Kelela - Take me a_part, the remixes

Kelela- Take me a_part, the remixes

Warp / Rough Trade
VÖ: 05.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Weltmusik

Eine simple Einordnung als austauschbare zeitgenössische Soul-Queen wurde Kelela noch nie gerecht. Von ihren sperrigeren Erst-Veröffentlichungen ganz zu schweigen, aber auch der Durchbruch "Take me apart" lebte vor allem von progressiven Instrumentals, welche die klassische R'n'B-Ästhetik des Gesangs mit vertrackt clubbiger Elektronik vermengten. Dass die 35-Jährige ein Jahr später eine Sammlung von Remixen hinterherschickt, erscheint ebenso naheliegend, wie sich hier selbstverständlich nicht von einem konventionellen Remix-Album sprechen lässt. Kuratiert von Kelela selbst und Asma Maroof, einer Hälfte des Produzenten-Duos Nguzunguzu, dient "Take me a_part" – man beachte den Unterstrich – als große Spielwiese für ein globales Netzwerk von unterschiedlichsten DJs und anderen Künstler*innen, die der Aufforderung des Albumtitels leidenschaftlich nachkommen. Obwohl die Laufzeit fast 80 Minuten beträgt, man große Teile des Personals mit nicht mehr als einem Fragezeichen würdigen kann und sich die Tracklist mit ihrer anstrengenden Formatierung inklusive BPM-Zahl hinter jedem Song höchst unzugänglich gibt, steht die Platte ihrem Original in Sachen Kohärenz und Ausdruckskraft in kaum etwas nach.

Die künstlerische Hingabe gerade in der Albumstruktur wird direkt von Beginn an deutlich. Santa Muerte streckt "Bluff", zuvor kaum mehr als ein Interlude, zum optimalen Opener, der mit eiskalter Präzision Schicht um Schicht dazugewinnt. Besonders faszinierend an "Take me a_part" ist, wie mehrere Artists ein- und denselben Song bearbeiten und sich dabei jeweils auf andere Aspekte des Originalstücks fokussieren. "Waitin" gibt es gleich dreimal: Tre Oh Fie erhöht das Tempo und erschafft ein von Jungle (dem Genre, nicht der Band) infiziertes Elektro-Biest im Geiste einer Sophie, Kaytranada entledigt sich stattdessen der Industrial-Produktion und legt mit melodischen Loops sowie einem Maracas-Beat die Luftigkeit dahinter offen, während Nathaniel W. James und Dave Quam einen radikalen Ambient-Take präsentieren. "Onanon" geht in der Interpretation von DJ Lag straight in die Großraumdisco und hat rein gar nichts mehr mit der Unsicherheit und Zerbrechlichkeit in Kelelas Vortrag zu tun, auf die sich wiederum der Skyshaker-Remix konzentriert. Ein weiteres erwähnenswertes Gegensatz-Paar: LSDXOXO macht aus "Truth or dare" einen herrlich verspielten und tanzbaren Club-Track nah an Disclosure, der New Yorker Rapper Divoli S'vere nutzt den Song dagegen als Ausgangspunkt für sein ganz eigenes, undefinierbares Ding.

Das ist ohnehin eines der Hauptmerkmale von "Take me a_part": Obwohl Kelela selbst so stark involviert war und einige Gesangsspuren sogar neu aufgenommen hat, lässt sie alle ihre Kollaborateure völlig von der Leine. So klingt "Altadena" hier eher wie ein Serpentwithfeet-Song mit Kelela-Feature, die Brasilianerinnen BADSISTA und Linn Da Quebrada spinnen aus dem zuvor ruhigen "Better" eine gleichermaßen spaßige wie abgründige Party-Sause, während "LMK" erst mit dem neuen, hochspannenden Line-Up aus Princess Nokia, Junglepussy, CupcakKe und Ms. Boogie sein ganzes Hitpotenzial entfaltet. Manche Tracks sind auch kaum wiederzuerkennen. Vor allem die karibisch anmutende, Percussion-lastige Variation des Titeltracks von Rare Essence wirkt zunächst befremdlich, bis sie eine neue Ebene der Tiefenentspannung offenbart, Kareem Loftys "Turn to dust" hätte indes als fast gesangsloses, nacktes Dark-Ambient-Stück auch gut als Filmscore getaugt. Die radikalste Umdeutung findet allerdings erst ganz am Schluss statt und funktioniert auch perfekt als Closer. "Enough" kommt über sechs Minuten mit nicht mehr als Kelelas isolierten Vocals und Ahya Simones wunderschönem Harfenspiel aus – man kann sich gar nicht entscheiden, was davon mehr Gänsehaut erzeugt. In dieser Form ist das Kelelas bester Song, eine konsequente Neuinterpretation, welche die Essenz des Alten wahrt, aber auch keinerlei Kompromisse bei der künstlerischen Vision des Neuen macht. Lässt sich einem Remix ein größeres Kompliment machen?

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • LSDXOXO_Truth or dare_123 bpm
  • Rare Essence_TMA_83 bpm
  • LMK_What's really good remix_feat_Princess Nokia_Junglepussy_CupcakKe_Ms. Boogie_100 bpm
  • BADSISTA_feat_Linn Da Quebrada_Better_125 bpm
  • Skyshaker_Onanon_129 bpm
  • Ahya Simone_Enough_No bpm

Tracklist

  1. Santa Muerte_Bluff_94 bpm
  2. Kaytranada_Waitin_115 bpm
  3. LSDXOXO_Truth or dare_123 bpm
  4. Ethereal_Jupiter_97 bpm
  5. Dj Lag_Onanon_127 bpm
  6. Rare Essence_TMA_83 bpm
  7. Joey Labeijja_Better_107 bpm
  8. Serpentwithfeet_Altadena_88 bpm
  9. LMK_What's really good remix_feat_Princess Nokia_Junglepussy_CupcakKe_Ms. Boogie_100 bpm
  10. Tre Oh Fie_Waitin_150 bpm
  11. Nídia_Blue light_123 bpm
  12. Divoli S'vere_Truth or dare_130 bpm
  13. BADSISTA_feat_Linn Da Quebrada_Better_125 bpm
  14. Mountain_LMK_130 bpm
  15. Gaika_Frontline_141 bpm
  16. Hitmakerchinx_Blue light_108 bpm
  17. Skyshaker_Onanon_129 bpm
  18. Kareem Lofty_Turn to dust_No bpm
  19. Nathaniel W. James & Dave Quam_Waitin_122 bpm
  20. Ahya Simone_Enough_No bpm

Gesamtspielzeit: 79:56 min.

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Armin

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2018-12-20 20:45:43 Uhr - Newsbeitrag
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