The Beta Band - The three EPs (20th anniversary remaster)
Because / Al!ve
VÖ: 14.09.2018
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Die Schotten dicht
"Ich stellte mir immer vor, wir würden so groß werden wie Radiohead", gab The Beta Bands Sänger Steve Mason einst in einem Interview mit The Guardian zu Protokoll. "Aber dazu kam es nicht. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum." An der Zuneigung seitens der massiv populäreren Band hatte es nicht gelegen, die angesprochenen, mit Lob nicht gerade als großzügig bekannten Radiohead outeten sich nebst den Gallagher-Brüdern als Fans. Dennoch war 2004 nach acht Bandjahren Schluss. Es gab noch eine Best-of-Compilation und mit "The Regal years 1996-2004" eine großzügige Alles-of-Box bestehend aus sechs CDs. Erstere wird nun 2018 remastert wiederveröffentlicht – nebst ihrer Compilation "The three EPs" aus dem Jahr 1998. Die nicht unbegründet oft als ihr bestes Werk bezeichnet wird.
Das Dutzend Songs war ursprünglich zu je vieren in 1997 und 1998 auf den Debüt-EPs "Champion versions", "The patty patty sound" und "Los amigos del Beta Bandidos" veröffentlicht worden. Diese versprühen jeweils ihren eigenen Charakter, ergeben jedoch besonders zusammengesetzt einen stimmigen Spannungsbogen innerhalb von schlappen 78 Minuten. The Beta Band legten das ohnehin bereits im Artwork fest: Alle drei Platten teilten sich die gleiche Art von Schriftzug, drei Symbole rotierten auf den Coverbildern systematisch durch – und zieren gleichwertig jenes von "The three EPs".
Es ist in gewisser Weise bezeichnend für die durchweg abseitig musizierenden Schotten, das Highlight ihrer Karriere gleich am Anfang zu verpulvern. Der Opener "Dry the rain" sorgte im Film "High fidelity" nicht nur für eine ikonische Szene und spontane Käufe der hier besprochenen EP-Zusammenstellung, sondern auch bei Musikhörern für weitreichende Gänsehaut dank des grandios überzeichneten Finales. Die Dramatik – und in Teilen sogar die Melodie – von "Hey Jude" wird klar kopiert, aber für die Slacker-Generation neu aufbereitet. Grundsätzlich sind die Tracks von "Champion versions" so etwas wie die zugängliche Visitenkarte der Band: akustischer Folk als stete Basis, psychedeliche Repetition als grundsätzliche Marschrichtung, elektronische Elemente als Beilage. Ganz hervorragend funktioniert das in der Klimax von "B + A", an dessen Handclap-Einsätzen sich moderne Songs gerne ein Beispiel nehmen könnten.
Die vier Songs von "The patty patty sound" nehmen derweil nicht nur fast die Hälfte der gesamten Spielzeit ein, sondern hauen einen ordentlichen Mix an desorientierenden Kräutern in die Waagschale. Besonders berüchtigt: das 16-minütige "Monolith". Ohne erkennbare Struktur stolpert die Komposition von einem Einfall zum nächsten. Wenn das mittendrin als verrauschtes Echo erneut auftauchende "Dry the rain" ihr "Hey Jude" ist, geht dieses Ungetüm als "Revolution 9" durch. "Inner meet me" und "She's the one" bieten hingegen mit ihren straighten Motiven als Ausgleich mehr Halt. "Los amigos del Beta Bandidos" fokussiert sich in den vier abschließenden Stücken wieder auf kompaktere Längen, auch wenn "Dr. Baker" mehrfach zwischen Pianostück, Drum-Chaos und hellem Geglöckel kämpft. "Needles in my eyes" ist aber der schöne Abschluss, den sich The Beta Band gerade noch erlauben wollen.
Der Remaster zum 20-jährigen Jubiläum ist keine Neuerfindung, mehr eine Politur. Am meisten sticht die dynamische Angleichung von "The house song" hervor, der im Original eher leise im Hintergrund wummerte und nun deutlich aufgepumpter daherkommt. Ansonsten beschränken sich die Unterschiede zur Urversion auf Details – mehr ist auch nicht nötig, schließlich gab es am bei aller Vernebeltheit im Songwriting kaum etwas am Klangbild auszusetzen. "The three EPs" ist ein in der Zeitschiene leider ein wenig untergeganenes Kleinod, das Liebhabern von psychedelischem Folk und Rock viel herrlich versponnene Stunden beschert. So groß wie Radiohead wird man damit freilich nicht. Dass sich The Beta Band wegen Erfolgs- und Geldmangel aber letztlich auflösen mussten, ist mit Blick auf ihr Schaffen und insbesondere diese tolle Compilation unfassbar ungerecht.
Highlights
- Dry the rain
- B + A
- Inner meet me
- Needles in my eyes
Tracklist
- Dry the rain
- I know
- B + A
- Dogs got a bone
- Inner meet me
- The house song
- Monolith
- She's the one
- Push it out
- It's over
- Dr. Baker
- Needles in my eyes
Gesamtspielzeit: 78:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Naja.... |
2018-12-20 21:02:17 Uhr
Eher so 10/10, aber passt schon |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27853 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-12-20 20:44:42 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Beck; Eels; Simian; The Flaming Lips; The Beatles; Ween; Alt-J; Why?; Badly Drawn Boy; Super Furry Animals; The Dandy Warhols; The Brian Jonestown Massacre; Boedekka; The Bees; Sensorama; Soulwax; Athlete; Elbow; Blur; Gorillaz; Clinic; Gomez; Bloc Party; South; The Stone Roses; Ian Brown; Erlend Øye; Schneider TM; Das Pop; Of Montreal; Soul Coughing; I Monster; The All Seeing I; The Mountaineers; Giant Robot; Scott 4; Massive Attack; Röyksopp; Doves; Alfie; The Coral; The Zutons; I Am Kloot; Spiritualized; My Bloody Valentine; Broken Social Scene; 22 Pistepirkko; Air
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