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As A New Revolt - Txrx

As A New Revolt- Txrx

Sand / Atypeek
VÖ: 16.11.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Rage with the machine

Passierte 2018 was im Internet? Ein Aufstand vielleicht? 50 Jahre nach Gil Scott-Herons "The revolution will not be televised", 30 nach Revolting Cocks, dem Ministry-Projekt aus dem Schwitz- und Spritzkasten, und rund 20 nach "Destroy 2000 years of culture" oder "Revolution action" von Atari Teenage Riot haben sich umstürzlerische Aktivitäten längst von der Mattscheibe in die virtuelle Welt verlagert. Arabischer Frühling, Euromaidan oder die Unruhen auf dem Taksim-Platz fanden jedenfalls so verstärkt via Facebook oder Newsfeed statt, dass kaum ein Außenstehender mehr mit musikalischer Agitation per bombender Parolen-Beats darauf aufmerksam gemacht werden musste. Und zetteln The Prodigy tatsächlich alle Pöbeljahre mal wieder Rabatz an, geschieht das eher im Namen einer ruinösen Party ohne nennenswerten gesellschaftlichen Nährwert. As A New Revolt machen auf ihrem Debüt "Txrx" bei dieser nicht mit – und wenn doch, dann unter grundlegend anderen Vorzeichen. Banden bilden, Mund auf, Arsch hoch und Zähne eingetreten.

Songtitel wie "Riot porn" oder "Now!" lassen kaum einen anderen Schluss zu, und richtig: Mit Manu Barrero und Julien Lhullier aus Grenoble ist nicht zu spaßen. Die beiden schauen so entschlossen unter der Schirmmütze hervor, als wollten sie einen direkt zum nächsten Abrissbirnen-Happening mitschleifen. Im Zeichen des guten Lärmzwecks, aus Freude am Krach, für Fortschritt und Wahnsinn. Vor allem im Opener "Blood brothers", der aggressive Raps und schwer atmende Breakbeats vor sich herkickt und dank der kehligen "Woo-hoo!"-Vocal-Einlagen wirkt, als sei Dennis Lyxzén in seiner Refused-Inkarnation bei angepissten Beastie Boys eingestiegen. As A New Revolt genügen dafür Mikro, berstendes Drumkit und elektronische Drone-Subversionen inklusive Samples aus den gleichen übers Knie gelegten Gitarren, die das Duo vermutlich längst dem Klassenfeind über den Schädel gezogen hat. Gewaltig auftischender Krawall, der wie die erste Single zuweilen "Speechless" macht. Rage with the machine.

Da fällt es kaum ins Gewicht, dass der wutschnaubende Hit "Retina" dank hyperaktivem Schlagzeug und rütteliger Percussion inmitten der scharfen Kraftbrühe gar eine Art Groove entwickelt und sich "Perfect" einen zerstückelten Dub-Reggae-Einstieg gönnt, ehe Distortion und Geschrei auch diesen in der Luft zerfetzen. Nach dem aus allen Ecken und Enden morphenden "Scream patrol" gibt dann auch die altehrwürdige Brotmaschine aus Korns "Falling away from me" den Geist auf und zerstört sich zu bassigem Gebrutzel selbst, und deutet "Kompromat" zum Schluss im Titel eine gütliche Einigung an, ist das maximal ein bis obenhin mit Knallkörpern vollgestopftes Trojanisches Pferd. Aufmerksamen Lesern wird zwar nicht entgangen sein, dass sich die Rebellion der Franzosen nicht zuletzt aus Leitbildern von vorgestern speist – ein latenter Widerspruch in sich. Aufmerksamen Hörern hingegen jedoch noch viel weniger, wie tödlich sicher "Txrx" ins Schwarze trifft. Damit Popmusik auch in Zukunft fröhliche Aufständ feiern kann.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Blood brothers
  • Retina
  • Scream patrol

Tracklist

  1. Blood brothers
  2. Empire
  3. Speechless
  4. Retina
  5. Riot porn
  6. Perfect
  7. Scream patrol
  8. Now!
  9. Kompromat

Gesamtspielzeit: 37:10 min.

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Armin

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2018-12-20 20:48:22 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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