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Steven Wilson - Home invasion: Live at Royal Albert Hall

Steven Wilson- Home invasion: Live at Royal Albert Hall

Eagle Rock / Universal
VÖ: 02.11.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Bollywood zum Trotz

Für Steven-Wilson-Anhänger der ersten Stunde war das 2017 veröffentlichte "To the bone" zum Teil ein echter Belastungstest. Zumindest das irritierend lebensfrohe "Permanating" halten viele nicht zuletzt wegen der schrägen Bollywood-Tanzeinlagen bis heute für einen nicht sonderlich gelungenen Scherz. Mit der Aussage, die dahintersteckt, war es dem Künstler allerdings definitiv ernst, denn deutlicher konnte er kaum zum Ausdruck bringen, dass ihm das von Fans und Medien übergestülpte Korsett als Prog-Rock-Melancholiker mittlerweile viel zu eng geworden ist. Da passt es ins Bild, dass Wilson 2016 die Einladung als Headliner beim renommierten Night-of-the-prog-Festival ausschlug und zuletzt auch wiederholt verkündete, dass er sich nicht (mehr?) als Progger begreift.

Vor einigen Jahren wäre das wohl noch auf Unverständnis gestoßen, doch spätestens mit "To the bone" hat sich die Wilsonsche Welt eben ein Stück weit verändert. Aus dem unscheinbaren Briten ist inzwischen fast schon ein Star geworden, der es im weiteren Verlauf seiner Karriere am liebsten seinen Vorbildern wie David Bowie gleichtun würde, indem er sein eigenes musikalisches Vokabular und Universum erschafft. Die ihm in jüngster Zeit zuteil gewordene Aufmerksamkeit hat er sich mit seiner nahezu exzessiven Touren-Aktivität jedenfalls redlich verdient. Mittlerweile findet fast jede der weltweit ausgerichteten Shows in ausverkauften Hallen statt, darunter erste Adressen wie die altehrwürdige Royal Albert Hall in London, wo sich Wilson nach eigenem Bekunden besonders wohlfühlt. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass er dort zusammen mit seiner Band Ende März 2018 gleich drei Konzerte an drei Tagen zum Besten gab. Davon, dass die Besucher diese Auftritte sicher nicht so schnell vergessen werden, zeugt "Home invasion", auf dessen Datenträgern das letzte dieser Konzerte audiovisuell verewigt wurde, wobei die visuelle Komponente fast genauso wichtig ist, wie die reine Musik.

In der Tat erscheint es wenig sinnvoll, sich von diesem Auftritt lediglich die Audiofassung zuzulegen. Die ist zwar dank der bestechenden Form der Hauptakteure, darunter auch Co-Sängerin Ninet Tayeb, auf einem gewohnt hohen Niveau, aber nur dafür hätte es keine Darbietung in der Royal Albert Hall gebraucht. Erst der gekonnte Einsatz von Kameras und Lichtstimmungen, durch den Künstler und Kulisse auf teils atemberaubende Weise eingefangen werden, sorgt zusammen mit den geschmackvollen Leinwandbildern im Hinter- und dem enthusiastischen Publikum im Vordergrund für jene atmosphärische Extraklasse, die alle, die nicht live dabei sein konnten, vermutlich vor Neid erblassen lässt.

Die Farbe dürfte im Laufe der zweieinhalb Stunden allerdings rasch wieder ins Gesicht zurückkehren, denn obwohl das nicht unumstrittene "To the bone" komplett, jedoch in abweichender Reihenfolge wiedergegeben wurde, dürften nicht nur alle Abwesenden, sondern auch die eingangs genannten Fans der ersten Stunde voll auf ihre Kosten kommen, denn mit "The creator has a mastertape", "Arriving somewhere but not here", "Lazarus", "Sleep together", "Even less" und "The sound of muzak" hat Wilson ein paar echte Porcupine-Tree-Hochkaräter am Start, die zudem nicht einfach als obligatorischer Fanservice zusätzlich runtergebetet, sondern bewusst in den Ablauf des Konzertes integriert wurden. Und weil es noch dazu diverse andere Highlights von früheren Werken, darunter "The raven that refused to sing" vom "gleichnamigen Album" und "Ancestral" von "Hand. Cannot. Erase." zu Hören und zu Sehen gibt – die im Falle von "Routine", "Hand cannot erase" und "Heartattack in a layby" als Probefassung vor leeren Stuhlreihen ihren ganz eigenen Charme entfalten –, ist "Home invasion" nicht nur als Live-Denkmal, sondern außerdem unter Best-Of-Gesichtspunkten eine klare Empfehlung wert. Daran ändern selbst die Bollywood-Ballerinas nichts, die beim ohnehin schwierigen "Permanating" auch auf der Bühne wie Fremdkörper durchs Bild tanzen.

(André Schuder)

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Highlights

  • Pariah
  • People who eat darkness
  • Ancestral
  • Arriving somewhere but not here
  • Lazarus
  • The same asylum as before
  • Even less
  • The sound of muzak

Tracklist

  • CD 1
    1. Intro "Truth"
    2. Nowhere now
    3. Pariah
    4. Home invasion / Regret #9
    5. The creator has a mastertape
    6. Refuge
    7. People who eat darkness
    8. Ancestral
    9. Arriving somewhere but not here
    10. Permanating
    11. Song of I
    12. Lazarus
    13. Detonation
    14. The same asylum as before
    15. Song of unborn
    16. Vermillioncore
    17. Sleep together
    18. Even less
    19. Blank tapes
    20. The sound of muzak
    21. The raven that refused to sing
  • DVD 1
    1. Routine (Rehearsal)
    2. Hand cannot erase (Rehearsal)
    3. Heartattack in a layby (Rehearsal)
    4. Interview

Gesamtspielzeit: 159:37 min.

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User Beitrag

Old Nobody

User und News-Scout

Postings: 3656

Registriert seit 14.03.2017

2018-12-31 11:54:33 Uhr
Ja, das mit den Tänzerinnen war gewaltig zum Fremdschämen.
Mir kam das Set ohnehin etwas poplastig vor.
Seine Musik macht mir auf den Alben aber auch generell mehr Freude.

keenan

Postings: 5192

Registriert seit 14.06.2013

2018-12-31 11:40:57 Uhr
Ganz gute Performance. Allerdings der Song permanating mit den Tänzerinnen war wohl das schlimmste was wilson jemals getan hat.
Dafür ist die live Version von Song of unborn mit Abstand einer der besten Songs von wilson. Gänsehaut pur!

Trotzdem bleibe ich dabei, wilson allein berührt mich nicht so wie damals mit porcupine tree.

Lag es eigentlich nur an der Anlage (bose) meiner Eltern und deren Einstellung oder war der Sound einfach viel zu basslastig und die drums und Gitarren zu sehr im Hintergrund?
Hat das hör Vergnügen etwas getrübt.
Gleich, 10:30 Uhr, 3Sat
2018-12-31 10:20:27 Uhr
einschalten!
@keenan
2018-12-30 18:53:40 Uhr
Thx für den Hinweis!
Comfy Numb
2018-12-30 18:48:13 Uhr
Alleine Sleep Together haut einem sowas von weg.
Trotzdem wird's langsam mal Zeit, dass der gute Steven, nach der ganzenSekundärmonetarisierung, wieder mal geniale Musik an den Start bringt.
Was er ja bewießenermaßen gut kann.


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