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Volbeat - Let's boogie! Live from Telia Parken

Volbeat- Let's boogie! Live from Telia Parken

Universal
VÖ: 14.12.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Elvis im Moshpit

Mit manchen Bands ist es wie mit Kindern. Wer sie von Beginn an verfolgt, sieht sie stetig wachsen. Im Falle einer Musiktruppe also von Auftritten in winzigen Clubs, in der Hoffnung, am irgendwo dazwischen gequetschten Merch-Tisch irgendjemandem die erste eigenvertriebene CD verkaufen zu können, um im heute leider üblichen Pay-to-Play-System wenigstens die Kosten wieder einspielen zu können. Dann werden die Hallen größer und größer – und wenn man dann so richtig Glück hat, gehört man zu dem verschwindend kleinen Prozentsatz, der richtig Karriere macht. Und plötzlich sieht man die kleine Truppe von damals in einem Stadion auf der Bühne stehen und denkt: "Puh, sind die groß geworden." Im Fall von Volbeat sogar so groß, dass sie – nicht zum ersten Mal übrigens – am 26. August 2017 im komplett ausverkauften Telia Parken in Kopenhagen das größte Publikum mobilisieren konnten, das je ein Konzert einer einheimischen Band besucht hat.

"Let's boogie! Live from Telia Parken" ist also das Motto, und es könnte die auf den ersten Platten bestenfalls wohlwollend belächelte Mischung aus Country, Rockabilly, Rock und Metal – gerne auch leicht despektierlich "Elvis-Metal" genannt – kaum besser umschreiben. Denn bereits zu "The devil's bleeding crown" rastet das Publikum komplett aus, und beim zweiten Song "Heaven nor hell" fressen die Fans Frontmann Michael Poulsen aus der Hand. Dann ein kurzer Schreck: die erste Ansage auf Dänisch. Dabei reicht das skandinavische Idiom des Rezensenten doch normal bestenfalls für "Smørrebrød røm pøm pøm" und leidlich erfolgreiche Getränkebestellung aus. Doch keine Sorge, Poulsen begrüßt direkt im Anschluss die internationalen Gäste und macht im Anschluss auf Englisch weiter. Und wird kurz darauf beim einsetzenden Publikumschor aus 48.250 fanatisierten Kehlen zu Beginn von "Lola Montez" derart vehement von der Bühne geblasen, dass die Band den Song abbrechen und von neuem beginnen muss.

Jetzt könnte man meinen, Volbeat würden dem Anlass angemessen auf Sicherheit spielen und den Massengeschmack bedienen – genügend Auswahl hätten die Kopenhagener in ihrem Fundus allemal. Doch weit gefehlt. Zunächst marschiert zu "7 shots" Kreator-Frontmann Mille Petrozza wie schon in der Albumversion als Co-Sänger auf die Bühne und keift jegliche diesbezügliche Bedenken in Grund und Boden. Und einige Zeit später sorgt Mark "Barney" Greenway von Napalm Death mit "Evelyn" dafür, dass auch diejenigen, die die Platte "Beyond hell / above Heaven" tatsächlich nur flüchtig kennen, umgehend lernen, dass Elvis-Metal auch mit Grindcore-Vocals funktioniert. Überhaupt nimmt die Gästezahl insbesondere im Zugabenteil beinahe doroeske Züge an. Natürlich darf Danko Jones seinen Part von "Black rose" beisteuern, und zum dem Boxer Mikkel Kessler gewidmeten "A warrior's call" gibt sich der Faustkämpfer höchstselbst die Ehre. Absolutes Highlight, zumindest für die Anwesenden, ist allerdings der Auftritt des wohl bekanntesten dänischen Schlagzeugers. Und Lars Ulrich darf sich nicht nur zu "Guitar gangsters & cadillac blood" hinter die Drums setzen, sondern bekommt als kleines Ständchen noch eine Coverversion von "Enter sandman" geschenkt.

Als bekannt wurde, dass Volbeat 2017 Headliner des Wacken Open Air sein sollten, gab es nicht nur Jubel. Zu wenig Metal, sagten die einen, zu viel Mainstream die anderen. Doch die Dänen überzeugten bereits dort mit einem brachialen Set, und knappe vier Wochen nach diesem Auftritt sollte auch der Telia Parken eine leichte Beute werden. Immer wieder peitscht Poulsen die Meute auf, fordert weitere Crowdsurfer, ein Hit nach dem anderen wird in die Menge gefeuert. Wenn es überhaupt etwas zu bekritteln gibt, dann allerhöchstens den Umstand, dass die ersten beiden Alben "The strength / the sound / the songs" und "Rock the rebel / metal the devil" nur mit einem beziehungsweise zwei Songs vertreten sind. Dieser Umstand ist jedoch absolut zu vernachlässigen, wenn die Dänen ansonsten in über 2:15 Stunden alle Register ihres Könnens ziehen und ein restlos begeistertes Publikum zurücklassen. "Let's boogie! Live from Telia Parken" zeigt Volbeat auf dem Höhepunkt ihres Könnens, eine wie ein Uhrwerk funktionierende Band, die trotz des Erfolgs mit unglaublicher Spielfreude aufwarten kann. Das Resultat ist eines der eindrucksvollsten Live-Dokumente der letzten Jahre.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The devil's bleeding crown
  • Lola Montez
  • 7 shots (feat. Mille Petrozza and Rod Sinclair)
  • Maybellene i hofteholder
  • Guitar gangsters & cadillac blood (feat. Lars Ulrich)
  • Pool of booze, booze, booza

Tracklist

  1. The devil's bleeding crown
  2. Heaven nor hell
  3. Radio girl
  4. Lola Montez
  5. Let it burn (feat. Mia Maja)
  6. Doc Holliday
  7. Sad man's tongue
  8. 16 Dollars
  9. 7 shots (feat. Mille Petrozza and Rod Sinclair)
  10. Fallen
  11. Slaytan
  12. Dead but rising
  13. Goodbye forever
  14. Maybellene i hofteholder
  15. The everlasting
  16. For evigt (feat. Johan Olsen, Mia Maja and Rod Sinclair)
  17. Evelyn (feat. Mark "Barney" Greenway)
  18. Lonesome rider
  19. Seal the deal
  20. The garden's tale (feat. Johan Olsen)
  21. Guitar gangsters & cadillac blood (feat. Lars Ulrich)
  22. Enter sandman (feat. Lars Ulrich)
  23. A warrior's call (feat. Mikkel Kessler)
  24. Black rose (feat. Danko Jones)
  25. Pool of booze, booze, booza
  26. Still counting

Gesamtspielzeit: 136:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
HeToLu
2019-01-24 20:22:48 Uhr
Hi, wenn es einer lesen sollte. Meine Frage vom 13.01.2019 ist beantwortet. Wem die Antwort interessiert, fragt einfach.
HeToLu
2019-01-13 11:51:28 Uhr
Moin, hat noch jemand festgestellt, dass der Center beim dts-Sound dieser DVD nichts ausspuckt ? An den Einstellungen meiner Anlage kann es nicht liegen, weil alle anderen DVDs funktionieren.
Fan der ersten Stunde
2018-12-15 23:37:43 Uhr
Naja - nach „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ haben Volbeat kein gutes Album mehr gemacht - nur noch Mainstream Möchtegern Pop-Rock - über Geschmack lässt sich nicht streiten - ich für meinen Teil bin 2008 stehen geblieben.

Live ohne Thomas und Anders ist’s auch lange nicht mehr das, was es mal war. Alle inkl Schlagzeuger Jon Larsen sind lediglich Angestellte von Michael Poulsen.

Alles in Allem eine Band, die gigantisch groß geworden ist - warum weiß ich aber nicht - man gönnt es ihnen, klar - aber als unverbesserlicher Musikromantiker kann ich nichts mehr mit Volbeat anno 2018 anfangen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-12-10 21:30:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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