Opeth - Garden of the titans – Live at Red Rocks amphitheatre

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 02.11.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Felsenfest
Am 31. Mai 1906 wurde eine Konzertbühne eröffnet, die wohl als eine der spektakulärsten Naturbühnen nicht nur der USA, sondern vermutlich weltweit gilt. Das "Red Rocks"-Amphitheater nutzt eine faszinierende Fels-Formation wenige Kilometer westlich von Denver für eine eindrucksvolle Kulisse. Einige der größten Bands der Geschichte traten hier auf, so zum Beispiel die Beatles, Jethro Tull, Depeche Mode oder U2. Nun ist von Opeth schon lange bekannt, dass die Band ein Faible für musikhistorische Stätten hat, so wurde das Album "Heritage" 2011 in den legendären Polar-Studios in Stockholm aufgenommen, wo schon die großen Alben von ABBA entstanden sind. Es zeugt also eben gerade nicht von Hybris, sondern eher von Gespür für außergewöhnliche Locations, dass die Schweden eben jenes Amphitheater als Aufnahmeort für "Garden of the titans", das vierte Live-Album der Karriere, auserkoren haben.
Fast noch mutiger als der Veranstaltungsort ist allerdings die Entscheidung, keinen Song der Alben "Still life" und vor allem "Blackwater park" auf die Setlist zu setzen, der Platten also, die den Skandinaviern den Durchbruch beschert hatten. Es zeigt sich allerdings schnell, dass sich die Trauer über diese vermeintliche Lücke schnell verflüchtigt, denn nach dem eröffnenden "Sorceress" donnert mit "Ghost of perdition" einer der ganz großen Klassiker der Death-Metal-Phase über die Felsen. Viel heftiger als hier ist das Gebirge wohl selten in seinen Grundfesten erschüttert worden. Und als wollte die Band die Natur für dieses Inferno um Vergebung bitten, folgen die eher filigranen Songs "Demon of the fall", bei dem zwischendurch die Gitarre von Mikael Åkerfeldt ihren Dienst quittiert, sowie das vom Frontmann augenzwinkernd als "my first prog rock song" angekündigte "The wilde flowers".
Überhaupt kämpft die Band – glücklicherweise erfolgreich – gegen ungeahnte Widrigkeiten. Denn ausgerechnet die eigentlich an niedrige Temperaturen gewöhnten Skandinavier stellen mehrfach fest, dass Hitze am Tag in der Wüste nicht unbedingt milde Nächte bedeutet. Ergo: Gerade die Gitarristen Mikael Åkerfeldt und Fredrik Åkesson müssen sich mehrfach die Hände aufwärmen, um die komplexen Riffs fehlerfrei spielen zu können. Und als wollten sie sich nachhaltig warm spielen, geben die Schweden im zweiten Teil der Show so richtig Gas und laden mit "Cusp or eternity" und dem knallharten "Heir apparent" zum fröhlichen Ausrasten ein. Genau so geht eine professionelle Band mit vermeintlich schwierigen Umständen um – souverän, sich gerne selbst auf die Schippe nehmend, aber immer wieder spielfreudig und wie aus einem Guss agierend.
Es wäre jetzt zu billig und auch unfair, angesichts von inflationären Veröffentlichungen bei sinkenden Absätzen den Sinn von "Garden of the titans" in Frage zu stellen. Opeth geben allerdings trotzdem auf diese hypothetische Frage die einzig richtige Antwort, indem sie die Besonderheit der Location in dieser wunderschönen Landschaft bei allen Herausforderungen wunderbar einfangen, erst recht auf der in opulenten Bildern schwelgenden DVD. Kleine Malaisen wie eben der Ausfall des Arbeitsgeräts werden souverän überspielt, zudem zeigen die Skandinavier immer wieder, welch großartige Instrumentalisten sie sind. Insbesondere Åkerfeldt scheint nach einer Zeit des Fremdelns seinen Frieden mit der alten Death-Metal-Phase gefunden zu haben und wechselt wieder ansatzlos zwischen Ohrenschmeichlern und garstigen Growls. Opeth waren schon immer eine höchst spannende Band, aber mit dieser Mixtur darf man gespannt sein, auf welche Reise das nächste Studio-Album führen wird.
Highlights
- Ghost of perdition
- The wilde flowers
- Cusp of eternity
Tracklist
- CD 1
- Sorceress
- Ghost of perdition
- Demon of the fall
- The wilde flowers
- In my time of need
- CD 2
- The devil's orchard
- Cusp of eternity
- Heir apparent
- Era
- Deliverance
Gesamtspielzeit: 88:03 min.
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2018-12-10 21:29:29 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Led Zeppelin; The Doors; Cream; The Yardbirds; King Crimson; Steven Wilson; Storm Corrosion; Gentle Giant; Camel; Wishbone Ash; Deep Purple; Jethro Tull; Porcupine Tree; Pain Of Salvation; Riverside; Symphony X; Anathema; Antimatter; Pink Floyd; Ayreon; Rush; Amorphis; Katatonia; Tool; Psychotic Waltz; Archive; VAST; Dredg; Oceansize; Dream Theater; Fates Warning; Yes; Spock's Beard
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