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Bosse-De-Nage - Further still

Bosse-De-Nage- Further still

The Flenser
VÖ: 14.09.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Dualität des Geknüppels

"Ein Deafheaven-Klon!" So möchte manch einer bei Bosse-De-Nage spontan ausrufen. Wäre natürlich absoluter Quatsch. Das Quartett stammt zwar ebenfalls aus der Metropolregion San Francisco, entließ aber bereits 2006 – vier Jahre früher als die derzeit so erfolgreichen Kollegen – die ersten Lebenszeichen in die Welt. Und dennoch gehören Bosse-De-Nage klar zu der Welle, die dem Black Metal durch Modernisierung, Kreuzung mit anderen Stilen und Befreiung von altbackenen Stigmata zu unverhoffter Popularität verhalf. Neu geboren als Blackgaze sozusagen. Dabei haben es die vier Mitglieder bis heute geschafft, ihre Anonymität zu bewahren. Auch auf ihrem mittlerweile fünften Longplayer "Further still" gibt es lediglich ihre Musik als Haltegriff. Und während sich die Kollegen von Deafheaven mit "Ordinary corrupt human love" in sanfte Postrock-Gewässer tragen ließen, ziehen Bosse-De-Nage den Härtegrad im Vergleich zum Vorgänger "All fours" noch einmal an.

Auf "Further still" sind dem Hörer lediglich gut fünf Minuten Entspannung vergönnt, die aus dem wunderbar atmosphärischen "Dolorous interlude" und dem Intro zur B-Seiten-Eröffnung "My shroud" bestehen. Drumherum herrscht atemberaubend präzises Geknüppel mit heiserem Schreien, das trotz der Unterteilung in verschiedene Tracks als ein langer Sog wahrgenommen wird. Was die Lyrik nur noch bestärkt. Die Texte sind wie bei Bosse-De-Nage üblich fernab von Reimschemata in Prosaform verfasst, erzählen Horror-Szenarien von Arbeitslagern, entstellten Kreaturen und unwillkommenen Parasiten im eigenen Körper. "Rats and insects are my only companions" heißt es beispielsweise in "Down here", während sich der im Wahnsinnsrausch endende Closer "A faraway place" durch einen "forest dense with suicides" bewegt.

Mit der klaren, präzisen Produktion, die so viel mehr Punch auspackt als das übliche Black-Metal-Mixing, unterstreichen Bosse-De-Nage obendrein ihr technisches Können auf beeindruckende Weise. An allen Ecken und Enden wartet eine herrliche Attacke, die gleichermaßen aufreibend und entspannend wirkt. Dass die Band bei all der Fokussierung auf eine gewaltige Tour de Force die Variabilität und Dynamik der hervorragenden Vorgänger ein wenig vermissen lässt, ist am Ende nur ein kleiner Wermutstropfen im Sumpf von "Further still". Die Stücke bleiben kompakter, dieses Mal bewegt sich keines in die Nähe der Zehn-Minuten-Marke. Obwohl die Trackgrenzen auf dieser Platte sowieso nebensächlich sind. Zusammen mit den abseitigen Metaphern – ohnehin nur beim Mitlesen der Lyrics erfassbar – ergibt sich ein wilder Strudel: in seiner Dualität zugleich wunderschön und abgrundtief hässlich.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Dolorous interlude
  • A faraway place

Tracklist

  1. The trench
  2. Down here
  3. Crux
  4. Listless
  5. Dolorous interlude
  6. My shroud
  7. Sword swallower
  8. Vestiges
  9. A faraway place

Gesamtspielzeit: 43:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Eliminator Jr.

Postings: 1243

Registriert seit 14.06.2013

2019-04-11 22:33:38 Uhr
Auch das Shirt mit der Glocke? Fantastisches Design.

Genau das ist es geworden. Fand alle Designs sehr ansprechend, aber das stach doch hervor.

Habe kurz mit Bryan geredet, die letzten beiden Alben auf Vinyl und seine Short Story gekauft.

Die Story habe ich mir auch gegönnt (und bei der Gelegenheit direkt vom Autor signieren lassen). Habe sie bereits ausgelesen, wer sich für seine Lyrics interessiert sollte sich damit unbedingt auseinandersetzen. Ist thematisch und atmosphärisch auch durchaus mit den Geschichten auf Further Still vergleichbar.

Hat eigentlich jemand eine Ahnung, ob die Storys zu Marie, die über die Alben hinweg immer wieder auftauchen, irgendwelche Hintergründe haben oder ob das bloße (wenn auch sehr kranke) Fiktion ist?

Das würde mich auch interessieren, wirkte mir als Frage während der sehr lockeren Gespräche an dem Abend aber doch zu intrusiv. Auch mein brennender Wunsch nach einer Verfilmung von Washerwoman hat vorerst keine Erwähnung gefunden.


boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2019-04-11 21:17:11 Uhr
Hat eigentlich jemand eine Ahnung, ob die Storys zu Marie, die über die Alben hinweg immer wieder auftauchen, irgendwelche Hintergründe haben oder ob das bloße (wenn auch sehr kranke) Fiktion ist?

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

2019-04-11 19:43:54 Uhr
Ich war letzten Freitag in Stuttgart. Ich möchte weniger wiederholen als dem beipflichten, was boneless und Eliminator Jr. geschrieben haben. Unterschreibe jedes Wort. Konzert des Jahres bisher. Die Energie und Intensität beider Bands haben mich nachhaltig beeindruckt. Besonders das völlig poser- sowie trve-freie Auftreten von BDN bei gleichzeitig maximal authentischer und niederschmetternder Peformance hat mich total beeindruckt. So muss BM live sein.

In Stuttgart waren wohl auch so um die dreißig Leute. Hier waren aber bestimmt/gefühlt die Hälfte am Merch-Stand. Ich war schon vorm Konzert dort. Habe kurz mit Bryan geredet, die letzten beiden Alben auf Vinyl und seine Short Story gekauft. Nur aufs Tshirt habe ich verzichtet - trotz coolem Design - weil ich schon ein God Ennui Shirt besitze (und an dem Abend als Fanboy auch angezogen habe).

boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2019-04-11 13:09:07 Uhr
Ja, es nervt mich durchaus. Ich hab schon so viele 0815 Vorgruppen ertragen müssen. Und dann verpasst man mal eine und es ist gleich eine derart trippige Erfahrung. Hrmpf.

Bei uns waren auch maximal 30 Leute anwesend, von denen aber gut 1/3 was am Merch gekauft hat. Guter Schnitt, wie ich finde.

Da stimmte letztlich alles, keine zehn Euro das Ticket, LPs und Shirts für 15€ (hab mich ordentlich zugedeckt)

Auch das Shirt mit der Glocke? Fantastisches Design.

Eliminator Jr.

Postings: 1243

Registriert seit 14.06.2013

2019-04-10 15:43:44 Uhr
Interessant auch, dass die Konzert-Metropolen mal eben links liegen gelassen werden...

Habe mich nach dem Konzert gestern ausführlich mit Bryan Manning unterhalten und ihn auch genau darauf angesprochen. Tatsächlich haben sie in Hamburg, Berlin etc. zahlreiche Venues angefragt und überall Absagen bekommen..

Mit Street Sects hast du tatsächlich etwas verpasst. In Kiel war die Nebelmaschine kaputt (worüber ich persönlich sehr froh war), doch durch das andauernde Stroboskop-Gewitter hat man zu keinem Zeitpunkt wirklich gewusst, wo der Sänger gerade sein Unwesen treibt und ob er plötzlich neben dir steht und ohne Mikro ins Ohr schreit. Und das ist denke ich allen Anwesenden (magere 15-20 Personen) passiert. Unfassbar intensiv und mit Sunn O)) eine meiner furchterregendsten Konzerterfahrungen. Mit gut 20 Minuten auch perfekte Länge. Am Merchstand dann die Platte von ihm gekauft, ein (was auch sonst) sehr freundlicher und höflicher Typ, der sich mit Handschlag bei jedem bedankt hat, der noch ein paar Taler mehr da gelassen hat.

Bosse-De-Nage habe ich ganz ähnlich erlebt, der Drummer hat alles geschlachtet und Bryan war gegen Ende absolut authentisch emotinal verausgabt. Die Gitarre war hier durchweg gut zu hören, ich war erstaunt, dass sie sich trotz sehr cleanem Sound gegen das Donnerwetter von hinten durchsetzten konnte. Da stimmte letztlich alles, keine zehn Euro das Ticket, LPs und Shirts für 15€ (hab mich ordentlich zugedeckt) und das Menschliche durchgehend vorne.

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