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Soundtrack - A star is born

Soundtrack- A star is born

Interscope / Universal
VÖ: 05.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Sehen und gesehen werden

Zum vierten Mal. Den Film "A star is born" gibt es jetzt quasi zum vierten Mal. Es ist das Remake vom Remake vom Remake. Das spricht einerseits für die Einfallslosigkeit von Hollywood, andererseits auch für eine gesunde Markt-Kenntnis und die Berechenbarkeit des Publikums. Funktioniert ja schließlich. Die Geschichte: Country-Rock-Star mit schwindendem Gehör und Alkoholproblem trifft in einer Bar eine junge talentierte Frau. Liebe, Hochzeit, gemeinsame Tour. Ihr Stern steigt auf, seiner verblasst. Grob zusammengefasst. Der Clou an der Sache: Die jüngste Verfilmung mit Bradley Cooper und Lady Gaga ist wirklich gut. Und das liegt neben überzeugenden Darstellern auch am Soundtrack, um den es an dieser Stelle ja vornehmlich gehen soll.

Cooper, gleichzeitig Produzent, Regisseur und Co-Autor einiger Stücke, zeigt als rührig-verliebter Mentor und grummelig-betrunkenes Gitarren-Genie die Ambivalenzen und persönliche Tragödie der Figur Jackson Maine auf, überrascht aber vor allen Dingen als Sänger. Im starken Opener "Black eyes" raunt er zu Breitbein-Riffs mit rauer Stimme und tröstet in "Maybe it's time" die Country-Seelen an der Akustikgitarre. Jason Isbell hat die Nummer mitgeschrieben, beim angesprochenen Opener – und diversen anderen Tracks – ist hingegen Lukas Nelson Teil der Entstehungsgeschichte, seines Zeichens Sohn von Country- und Kiffer-Legende Willie Nelson. Des Sohnemanns Band Promise Of The Real gibt übrigens im Film die Backing-Truppe für Cooper. Das passt so gut zusammen, dass man sich beim Zusehen vor der Leinwand ins Auditorium des Auftritts wünscht, um etwa dem Instrumental-Track "Out of time" beizuwohnen oder beim bluesigen "Alibi" ein texanisches "Yee-haw" ins Rund zu rufen. Die Songs von "A star is born" sind keine Wunderwerke an Kreativität, aber durch ihre bestechende Einprägsamkeit auch ungemein clever.

Der "star" aus "A star is born" hört auf den Namen Lady Gaga. Interessant: Sie klammert ihren bürgerlichen Namen Stefani Germanotta auch als Schauspielerin aus und schickt ihr Pop-Pseudonym aufs Filmplakat. Die 32-Jährige spielt die zunächst gar nicht so glamouröse Ally, räkelt sich in einer Drag-Bar auf dem Tresen vor dem angetrunkenen und natürlich umgehend verzauberten Jackson Maine, singt "La vie en rose" und ein paar Szenen später auf einem verlassenen Parkplatz die ersten noch ungeschliffenen Zeilen von "Shallow". Die Rolle steht Lady Gaga deshalb so gut zu Gesicht, weil sie sowohl ihre baren Fähigkeiten als Sängerin und Songschreiberin zeigen kann – für alle jene, die das immer noch nicht glauben – als auch den geschminkten Bühnen- und Popprofi. Mit sämtlichen Höhen und Tiefen. Analog zu ihrer Karriere. So erinnert sie auf dem Soundtrack im großen "Always remember us this way" an einen weiblichen Elton John, mimt die raumfüllende, trauernde Grand Dame in "Is that alright?", entfernt sich im immer noch feinen Soul-Pop von "Look what I found" langsam von ihren Kernkompetenzen und steuert schließlich auf kontemporäre Nichtigkeiten zu wie den Soundtrack-Tiefpunkt "Why did you do that?" Im Film werden die Fragen übrigens auch aufgeworfen, nach dem Motto "Bist das wirklich Du?", "Ist das ein guter Song für Dich?", allerdings nicht beantwortet. Machen wir es halt: Nein.

Der Film lebt aber natürlich nicht von der Koexistenz zweier Musiker, sondern von der Art und Weise ihres Miteinanders. Privat und beruflich. Nehmen wir "Shallow", dieses Paradebeispiel für eine oft kopierte, aber nicht immer erfolgreiche Inszenierung eines Duetts. Ein paar Akkorde an der Akustikgitarre, Cooper singt eine Strophe, Lady Gaga die zweite, langsames Rantasten bei gemeinsamen Zeilen, dramatische Schläge auf die Drums, ein inbrünstiger Vokal-Ausbruch Gagas für die Klimax und dann unter Jubel und Getöse Seite an Seite ins Ziel fahren. Sträubt Euch ruhig, es bleibt ein Hit (mit Hilfestellungs-Credits von Mark Ronson). Beim bluesigen "Diggin' my grave", das den oft sehr präsenten Hall gegen Live-on-tape-Charakter tauscht und im charmanten Retro-Schmachter "I don't know what love is" mit Crooner-Cooper harmonieren beide ebenfalls. Zwar sticht Lady Gaga in den alternierenden Performances schon heraus, aber das liegt in der Natur der Sache und der Handlung des Films. Zu diesem zählt auch "I'll never love again". Das finale Stück widmet Ally mit Tränen im Kanal ihrem Mann. Beim Schnäuzen ins Taschentuch vergessen wir auch schnell, dass die Piano-Tropfen an Nilssons "Without you" erinnern. Den Rest wird die Oscar-Verleihung 2019 erledigen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Black eyes
  • Alibi
  • Shallow
  • Diggin' my grave
  • Always remember us this way
  • I'll never love again (Film version)

Tracklist

  1. Intro
  2. Black eyes
  3. Somewhere over the rainbown (Dialogue)
  4. Fabulous french (Dialogue)
  5. La vie en rose
  6. I'll wait for you (Dialogue)
  7. Maybe it's time
  8. Parking lot (Dialogue)
  9. Out of time
  10. Alibi
  11. Trust me (Dialogue)
  12. Shallow
  13. First stop, Arizona (Dialogue)
  14. Music to my eyes
  15. Diggin' my grave
  16. I love you (Dialogue)
  17. Always remember us this way
  18. Unbelievable
  19. How do you hear it?
  20. Look what I found
  21. Memphis (Dialogue)
  22. Heal me
  23. Vows (Dialogue)
  24. Is that alright?
  25. SNL (Dialogue)
  26. Why did you do that?
  27. Hair body face
  28. Scene 98 (Dialogue)
  29. Before I cry
  30. Too far gone
  31. Twelve notes (Dialogue)
  32. I'll never love again (Film version)
  33. I'll never love again (Extended version)

Gesamtspielzeit: 74:45 min.

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User Beitrag

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 998

Registriert seit 11.06.2013

2018-12-01 12:44:38 Uhr
Ist jetzt entspoilert.
Meh
2018-12-01 01:40:54 Uhr
Den spoiler mitten im Satz hätte man sich sparen können. Uncool

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28670

Registriert seit 08.01.2012

2018-12-01 00:13:39 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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