Max Giesinger - Die Reise

BMG / Warner
VÖ: 23.11.2018
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Phänomenal egal
Als Unheilig 2010 mit "Geboren um zu leben" einen gigantischen Kitsch-Hit für den kleinsten gemeinsamen Emotionsnenner landeten, war man noch versucht, lächelnd darüber hinwegzusehen. Dass eine Band im eigentlich Möchtegern-Rammstein-Format so dermaßen billig charten konnte, obwohl wirklich mehr als offensichtlich war, was die überzeichnete Sensibilitätsorgie beabsichtigte, war irgendwie auch wieder lustig. Den Erfolg des sich bescheiden als Der Graf bezeichnenden Frontmannes und seiner Band kann man mittlerweile allerdings nur noch als die Spitze des Eisbergs aus der Hölle bezeichnen. Heutzutage gibt es tatsächlich Künstler, die sich trauen, eine derartige Nonsens-Schmacht-Compilation auf Albumlänge zu strecken. Zu dieser schrecklichen Brut gehört auch Max Giesinger. Sein pseudo-bedeutungsschwanger betiteltes drittes Album "Die Reise" ist eine kaum zu übertreffende Kalenderspruch-Sammlung voller Nichtigkeiten, die aber mit fast schon wieder klugem Kalkül so offen gefasst ist, dass wirklich jeder darin einen unheimlich zutreffenden Selbstbezug entdecken könnte.
Natürlich ist diese Masche der sogenannten Deutschpoeten spätestens seit Jan Böhmermann hinlänglich erbittert zur Kenntnis genommen worden, und wer auf diese Rezension geklickt hat, der wusste mit hoher Wahrscheinlichkeit schon ziemlich genau, was ihn erwarten würde. Im Grunde bleibt deswegen eigentlich nur zu fragen: Ist Giesinger tatsächlich der Schlimmste unter den ganzen Bendzko- und Forster-Abziehbildern, so wie es Böhmermann in seiner umfassenden Zerpflückung suggerierte? Eine Antwort darauf ist angesichts der schier überwältigend gleichförmigen Masse deutscher Schmalzmusik gar nicht mal so einfach. Fest steht, dass Giesinger auf "Die Reise" stellenweise tatsächlich einige der ödesten Banalitäts-Hymnen überhaupt versammelt. Allen voran das unheimlich peinliche "Ultraviolett", das mit den Zeilen "Glück ist ultraviolett / Wo wir's nicht sehen können, ist's versteckt" auf der wohl beknacktesten Metapher seit "Black coffee" von Blackout Problems basiert. Fantastisch hohl textiert ist auch "Australien", das mit seinen leeren Melancholie-Phrasen höchstens als Soundtrack für 19-jährige Work-and-Travel-Abiturientinnen herhalten kann.
Natürlich muss bei dem mittlerweile salonfähig gewordenen Hass auf Giesinger und Konsorten auch die Frage erlaubt sein, ob es überhaupt dramatisch ist, seine Musik bewusst so offen zu formulieren. Dass Kunst im Auge des Betrachters liegt, ist immerhin eine durchaus gängige Prämisse, mit der "Die Reise" ein beinahe maßgebliches Leitbild der großflächigen Hörer-Anteilnahme schafft. Und ganz ehrlich: Substanzloser als die immergleichen lyrischen Teufelsbeschwörungen hunderter anerkannter Metal-Bands sind die Texte von Max Giesinger auch nicht. Trotzdem scheitert "Die Reise" an zwei entscheidenden Eckpfeilern. Erstens sind die Texte des 30-Jährigen nur in dem Sinne vage, dass sie keine konkrete Geschichte erzählen. Sie bemühen sich aber dennoch nach Leibeskräften, möglichst viele richtungsgebende Phrasen einzuwerfen. Und zweitens hat die Musik abseits ihrer äußerst diskutablen Lyrik wirklich gar nichts zu bieten. "Die Reise" setzt mit seinen großen Synthie-Streichern und laut hallenden Trommelschlägen stets auf der Ebene der maximalen Gefülsduselei an und ist dabei trotzdem immer darauf aus, Giesingers Stimme äußerst intim und nahbar klingen zu lassen, damit sich auch ja das stete Gefühl von bodenständiger Authentizität ausbreitet. Im Prinzip ist die Musik von Max Giesinger so egal, wie es nur geht. Es ist nur ekelhaft, wie kalkuliert egal sie dabei ist.
Highlights
- -
Tracklist
- Bist Du bereit
- Die Reise
- Legenden
- Australien
- Wenn ich leiser bin
- Zuhause
- Lieber geh ich
- Leerer Raum
- Ultraviolett
- Sommer
- Die Ausnahme
- Rucksack
- Wir waren hier
Gesamtspielzeit: 42:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Oceantoolhead Postings: 2316 Registriert seit 22.09.2014 |
2020-03-31 12:42:06 Uhr
Habe auf den Video-Link aus Sicherheitsgründen nicht drauf geklickt. Aber alleine dieser kurze Auszug der Lyrics lässt meinen Sehnerv schmockeln. Wie kann man so einen scheiss schreiben? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28501 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-03-25 19:31:47 Uhr - Newsbeitrag
MAX GIESINGER veröffentlicht neue Version seiner aktuellen Single„Nie stärker als jetzt“ erscheint heute! „Wir waren nie stärker als jetzt! Sich was trauen ist wie fliegen, zumindest für einen Moment. Lass die Ängste besiegen, um zu sehn’ ob in uns noch was brennt.“ Der Zusammenhalt unter den Menschen war noch nie wichtiger als in diesem Moment. Was wir vor einigen Wochen noch für unmöglich gehalten hätten, ist Realität geworden. Diese Situation gab es so noch nie und verursacht vor allem ein Gefühl von Unsicherheit und Angst. Aber wir stecken nicht alleine in dieser Situation, sondern alle. Jeder einzelne von uns. Und nur in der Gesamtheit sind wir jetzt stark. Als Max Giesinger im Februar 2020 seine neue Single (ursprünglich „Nie besser als jetzt“) herausgebracht hat, war die Lage noch eine andere. Inzwischen wurden Tourneen verschoben, Konzerte abgesagt und darüber hinaus wurde das gesamte öffentliche Leben auf ein Minimum heruntergefahren. Jetzt heißt es für den Großteil der Gesellschaft: Zuhause bleiben rettet Menschenleben. Max hat angefangen Akustik-Sessions aus seinem Wohnzimmer via Live-Stream zu übertragen, um den Fans etwas zu geben. Das Feedback war enorm. Zusammen mit einigen Musikerkollegen wurde sogar ein „Instagram-Festival“ – das #wirbleibenzuhause Festival – auf die Beine gestellt. Als Max in der Live Session „Nie besser als jetzt“ spielt bricht er den Song im Refrain ab. Er passt momentan einfach nicht in diese Zeit. Kurzerhand macht Max daraus: „Nie stärker als jetzt“. https://maxgiesinger.lnk.to/niestaerker Der Song soll Kraft geben: all denen die Zuhause ausharren müssen, aber vor allem denen, die gerade jeden Tag für uns kämpfen und probieren alles aufrecht zu erhalten: die Ärzte, Krankenhauspersonal, Polizei, Feuerwehr, Supermarktmitarbeiter, Postboten und unzählige mehr. Die Einnahmen des Songs/Videos werden an die „Stiftung RTL – Wir helfen Kinder e.V.“ gespendet. Dazu Max: „Die Einnahmen, die mit dem Song aus Verkäufen und Streams generiert werden, kommen über die „Stiftung RTL - Wir helfen Kindern e.V.“ der Hilfsaktion „Gemeinsam gegen Corona - gemeinsam für Kinder“ zugute!“ Tourdaten 2020: 29.05.2020 Hannover, NDR 2 Plaza Festival 30.05.2020 Meersburg, Schloßplatz 06.06.2020 Bad Vilbel, Hessentag 20.06.2020 Meppen, Emsland Open Air 03.07.2020 Schaan, FL1 Life Festival 05.07.2020 Eckernförde, Strand Open Air 09.07.2020 Balingen, Open Air 17.07.2020 Borkum, Beach Days 18.07.2020 Bassum, Open Air 20.07.2020 Dinslaken, Fantastival 21.07.2020 Ebern, Open Air 25.07.2020 Emmendingen, Schlossplatz 29.07.2020 Schwetzingen, Schlossgarten 31.07.2020 Zingst, Festwiese 01.08.2020 Willingen, Open Air 02.08.2020 Rudolstadt, Heidecksburg 08.08.2020 Hamburg, Stadtpark 14.08.2020 Görlitz, Kulturbrauerei 15.08.2020 Birkenwerder, Open Air 20.08.2020 Nideggen, Bühne unter Sternen 26.08.2020 Salzburg, Rockhouse 27.08.2020 Basel, Rhypark 28.08.2020 Spiez, Seaside Festival 04.09.2020 Wegberg-Beeck,Pape grillt 12.09.2020 Timmendorfer Strand, Stars am Strand Verlegungstermine: 09.10.2020 Fürth, Stadthalle 10.10.2020 Wilhelmshaven, Stadthalle 16.11.2020 Lübeck, Musik & Kongreßhalle 17.11.2020 Flensburg, Deutsches Haus 19.11.2020 Chemnitz, Stadthalle 21.11.2020 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle 22.11.2020 Bremen, Pier 2 24.11.2020 Magdeburg, GETEC Arena 25.11.2020 Saarbrücken, Saarlandhalle 26.11.2020 Erfurt, Thüringenhalle 28.11.2020 Neu-Ulm, Ratiopharm Arena 29.11.2020 Bielefeld,Lokschuppen 30.11.2020 Osnabrück, OsnabrückHalle 30.12.2020 Karlsruhe, DM-Arena https://www.maxgiesinger.de/live |
hloz |
2019-04-24 18:00:43 Uhr
die kann als curvy model bei trashy klum mitmachen. |
Er |
2019-04-23 10:17:29 Uhr
Das Lied von Estefania Wollny klingt wie eines von Giesinger haha...Böhmermann hat ja schon aufgedeckt, was da an Massenware produziert wird, aber hoffentlich geht der Spuk auch zu Ende.. |
Musikgeniesser |
2019-04-01 17:54:00 Uhr
Ich als Fußball-Fan und Musikgeniesser bin jedenfalls begeistert. |
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Referenzen
Wincent Weiss; Tim Bendzko; Mark Forster; Michael Schulte; Unheilig; Antje Schomaker; Andreas Bourani; Silbermond; Namika; Johannes Strate; Philipp Dittberner; Alexa Feser; Lotte; Lea; Philipp Poisel; Matthias Schweighöfer; Amanda; Elif; Adel Tawil; Frida Gold; Pohlmann; Cassandra Steen; Juli; Christina Stürmer; Johannes Oerding; Glasperlenspiel; Tonbandgerät
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