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Mr Twin Sister - Salt

Mr Twin Sister- Salt

Twin Group / Infinite Best
VÖ: 23.11.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Einwandfreie Nachtmusik

Mit ihrem dritten Album "Salt" kommen Mr Twin Sister in der Zeit des Jahres, in der die Tage immer kürzer – und die Nächte dementsprechend länger – werden, genau richtig. Die neun Songs bieten sich ideal als Untermalung der Stunden nach Sonnenuntergang an, für einen Abend, den man ziellos umherstreunend in einer Großstadt verbringt, und man täte den Stücken unrecht, wenn man sie am helllichten Tag hören würde. Ihrem Genregrenzen sprengenden Stil bleibt die Band treu, am ehesten kann man das Quintett wohl in der um 2010 aufkommenden Chillwave-Bewegung verorten. Immer wieder werden die verträumten Instrumentals von Jazz-Reminiszenzen durchzogen, und Sängerin Andrea Estrella singt und haucht den Liedern eine ganz eigene Sogwirkung ein. Dass die Amerikaner, die zuvor als Twin Sister unterwegs waren, bei ihren Stil-Verwebungen auch die Nutzung von Autotune nicht scheuen, ist dabei nur konsequent und fügt sich in das Gesamtbild wunderbar ein.

Der Opener "Keep on mixing" führt den Hörer erst mal auf eine falsche Fährte. Das Uptempo-Stück klingt wie der euphorische Beginn einer feucht-fröhlichen Party und weckt mit den kurzen Flöteneinwürfen Erinnerungen an Björks jüngstes Album "Utopia", ist dabei allerdings bedeutend eingängiger. Auch stimmlich erinnert Estrella stellenweise an den kindlichen Gesangsstil der Isländerin. Bereits mit dem zweiten Stück "Alien FM" wird dann musikalisch abgebremst und der Hörer gedanklich in einen Jazz-Club gesetzt. Lange stehende Klavierakkorde, ein verspielter Schlagzeugrhythmus und ein verführerisches Saxophon verjagen die Partystimmung und etablieren die relaxte Atmosphäre, die den Rest des Albums über vorherrschend ist. In "Buy to return" verzaubert Estrella mit ihrer Kopfstimme, während sich mehrere wummernde Synthesizer und ein E-Piano umspielen. Der Hörer darf schwelgen und versuchen, die kryptischen Lyrics zu entwirren: "What is all this white sugar / Torture in the whites of your eyes / Something to quit, or to take up / To change, or just leave behind."

"Deseo" klingt dagegen wie eine angenehm reduzierte Version eines Nicolas-Jaar-Songs und ist der einzige spanischsprachige Track auf der Platte. Das Synthie-Motiv lädt trotz des minimalistischen Beats zum Tanzen – oder wenigstens verträumtem Schunkeln – ein. Das Album-Highlight ist aber "Jaipur", das mit dem eingängigsten Refrain aufwartet und das Saxophon wieder prominent aufspielen lässt. Getrieben wird das Stück von einer raffinierten Kombination aus Elektro-Beats und Congas und entwickelt einen ungeheuren Druck, unter dem der Hörer dem Bewegungsdrang nur schwer widerstehen kann. Ein kurzes Zwischenspiel mit Streichern erlaubt ab der Hälfte des Songs eine mitreißende Steigerung. Statt allerdings erneut im Chorus zu kulminieren, lassen Mr Twin Sister das Lied unter einem Saxophon-Solo ausklingen und den aufgebauten Druck damit langsam wieder entweichen. Ein spannendes Spiel mit den Erwartungen des Hörers. Die Nacht wäre damit musikalisch erst mal versorgt, wer hat was für den Tag?

(Simon Conrads)

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Highlights

  • Alien FM
  • Buy to return
  • Jaipur

Tracklist

  1. Keep on mixing
  2. Alien FM
  3. Koh-I-Noor
  4. Buy to return
  5. Tops and bottoms
  6. Deseo
  7. Taste in movies
  8. Jaipur
  9. Set me free

Gesamtspielzeit: 42:33 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27364

Registriert seit 08.01.2012

2018-11-22 21:39:34 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

saihttam

Postings: 2484

Registriert seit 15.06.2013

2018-10-05 14:21:57 Uhr
Am 25.10. erscheint ein neues Album von Mr Twin Sister. Die letzte, selbstbetitelte Platte war ja ein sehr stylischer Begleiter für die Nacht. Das hier scheint wieder ähnlich zu werden, vielleicht mit noch ein paar mehr Disco-Einflüssen.
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