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Jean-Michel Jarre - Equinoxe infinity

Jean-Michel Jarre- Equinoxe infinity

Columbia / Sony
VÖ: 16.11.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Planspiele

Seien wir Freunde der gehobenen Musik doch mal ehrlich: Im Grunde genommen sind Konzeptalben stinklangweilig. Jaja, "Tommy", "Operation: mindcrime", "The lamb lies down on Broadway", "The wall", ist ja schon gut. Brillante Ausnahmen, die allerdings nur die Regel bestätigen. Denn allzu oft misslingt der Spagat zwischen Konzept und Songdienlichkeit gar fürchterlich, wie in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel Dream Theater mit ihrem arg prätentiösen "The astonishing" feststellen mussten. Und dann wiederum gibt es Konzeptalben, bei denen man erst mal erklären muss, dass sie eines sind. Was im Fall von Jean-Michel Jarres "Equinoxe" zuallererst einmal daran liegt, dass es ganz ohne Text, also rein instrumental, doch eher herausfordernd ist, eine Geschichte zu erzählen. Was wollte der Franzose 1978 eigentlich mitteilen? Ach ja: Ein typischer Tag im Leben eines Durchschnittsbürgers, beobachtet von den so genannten Watchern. Da nun jedoch die für die ersten Jarre-Alben typisch benannten Stücke "Equinoxe 4" und "Equinoxe 5" zum Kanon des Klangbastlers gehören, ist diese Story wohl eher in Vergessenheit geraten.

Ob Jarre wohl geahnt haben mag, dass der Mensch 40 Jahre später nahezu komplett gläsern geworden ist? Die Watcher sind mehr denn je gegenwärtig, und welche Ausprägung die Beobachtung der Maschinen hat, ist der eigenen Technikgläubigkeit oder -skepsis überlassen. "Equinox infinity" ist so etwas wie ein Nachfolger im Geiste und visualisiert dieses Dilemma auf großartige Weise durch zwei verschiedene Artworks, die wahlweise das Paradies oder die Apokalypse verheißen. Entsprechend dystopisch klingt "The watchers", das erste von zehn so genannten Movements, vor allem weil Jarre im Mittel kurz dezent den legendären "Blade runner"-Soundtrack des alten Weggefährten Vangelis zitiert. Und wenn der mittlerweile 70 Jahre alte Franzose in "Flying totems" hymnische Melodien so leichtfüßig über sanft schreitende Rhythmus-Patterns schweben lässt, wie es eben nur der Altmeister beherrscht, weiß man: Es ist vollkommen egal, welches Konzept hier verfolgt wird, so lange Jarre so klingt, wie Jarre nun einmal zu klingen hat.

Wie Jean-Michel Jarre allerdings bitte niemals, niemals wieder klingen darf, zeigt er mit "Infinity". Was zur Hölle soll das denn? Ja, er zitiert hier durchaus gekonnt aus seinem Frühwerk. Aber das Eurodance-artige Geblubber im Hauptteil ist seiner Klasse nun wahrlich nicht würdig. Bei diesem Heimorgel-Geplucker bekommt vielleicht noch Mambo Kurt ein feuchtes Beinkleid, der normale Hörer drückt höchstens aus Respekt vor dem Künstler nicht reflexhaft die Skip-Taste. Die einzige Entschuldigung hierfür mag höchstens der fließende Übergang zu den eher tanzbaren Nummern "Machines are learning" und "The opening" sein, zumal vor allem letzteres eine Art Easy-Listening-Techno darstellt – was hier in keiner Weise despektierlich zu verstehen ist. Zumal an einer Stelle ganz dezent das 8-Bit-Flirren des legendären C-64-Soundgurus Chris Hülsbeck zu hören ist. Zufall? Mag sein. Klingt aber trotzdem cool.

Und dann ist da noch das abschließende Titelstück, ein Grande Finale erster Güte. Weniger Song als Soundscape, ist "Equinoxe infinity" dystopisch, erdrückend. Ohrenscheinlich haben die Maschinen gewonnen, und Jarre gelingt es, dieses Szenario mit sparsamen Soundteppichen zu untermalen, ohne jegliche Effekthascherei. Wäre doch nur jedes der zehn Movements so schlüssig, so durchdacht wie dieser krönende Abschluss, "Equinoxe infinity" wäre eine meisterhafte Platte geworden. Ohne den akustischen Betriebsunfall zur Mitte des Albums weiter thematisieren zu wollen, beschleicht einen nämlich mitunter das Gefühl, der Franzose habe einen Tick zu viel gewollt. Denn aufgrund der Prämisse, Vorgänger wie Nachfolger eine zumindest ähnliche Spielzeit angedeihen zu lassen, wirkt die ein oder andere Passage zu fragmentiert oder brüsk abgewürgt. Das allerdings ändert nichts daran, dass Jean-Michel Jarre auch im gesetzten Alter noch hochklassige Musik zu machen imstande ist. Ob mit Konzept oder ohne.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Flying totems (Movement 2)
  • The opening (Movement 8)
  • Equinoxe infinity (Movement 10)

Tracklist

  1. The watchers (Movement 1)
  2. Flying totems (Movement 2)
  3. Robots don't cry (Movement 3)
  4. All that you leave behind (Movement 4)
  5. If the wind could speak (Movement 5)
  6. Infinity (Movement 6)
  7. Machines are learning (Movement 7)
  8. The opening (Movement 8)
  9. Don't look back (Movement 9)
  10. Equinoxe infinity (Movement 10)

Gesamtspielzeit: 39:55 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kapomuk

Postings: 73

Registriert seit 25.08.2014

2018-11-29 15:41:04 Uhr
Nichts, was nicht auch schon 1978 auch schon so hätte klingen können …
[https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Jean-Michel_Jarre:_Equinoxe_Infinity_**]

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27328

Registriert seit 08.01.2012

2018-11-22 21:37:46 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27328

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-14 21:29:08 Uhr - Newsbeitrag
Jean-Michel Jarre veröffentlicht neues Album "Equinoxe Infinity" im November
Überraschende Ankündigung bei Premiere der "Planet Jarre 360 Grad Experience" im Planetarium Hamburg

50 Jahre elektronische Musikgeschichte, Innovation und Rekorde: das ist Jean-Michel Jarre. Pionier und Mitbegründer des heute erfolgreichsten Genres: Electronic Music. Heute erscheint das 41 Tracks umfassende Best Of "Planet Jarre - 50 Years Of Music" inklusive der neuen Titel "Herbalizer" und "Coachella Opening" bei Sony Music.

Erhältlich als CD / Vinyl Buch / Box Set / Download / Stream: https://lnk.to/JMJ-PlanetJarre

Auf dem von Jarre persönlich kuratierten Best Of gibt er einen in Playlisten eingeteilten Überblick über seine Karriere, anstatt einfach nur seine zahlreichen Hits aneinander zu reihen. Bewusst eingeteilt in die vier Territorien des "Planet Jarre", sind die 41 Track in die Klangwelten "Soundscapes", "Themes", "Sequences" und "Explorations & Early Works" eingeteilt. Darunter zahlreiche Raritäten wie „Music for Supermarkets“, von dem es nur noch die Demo Version gibt, da das Original nach dem Verkauf einer einzigen Kopie in den 80ern als Protestaktion gegen die Verkommerzialisierung von Musik zerstört wurde, Weitere Highlight sind die zwei neuen Titel "Herbalizer" und "Coachella Opening". "Planet Jarre" erscheint als Digipack CD, 4er Vinyl Buch und Boxset inklusive dem Album als Digipack, 2 Kassetten und einer Downloadcard mit einigen Songs im 5.1. Sound. Das Boxset ist limitiert und nummeriert.

Als besonderes Highlight für Deutschland gab es am Mittwoch, den 12.09.2018 eine einstündige Präsentation der eigens erstellten "Planet Jarre 360 Grad Experience" im Hamburger Planetarium. Die Show ist seit heute im laufenden Programm für alle Interessenten im Planetarium Hamburg zu sehen. Bei der exklusiven Veranstaltung vor geladenen Partnern und einigen glücklichen Gewinnern aus aller Welt, redete Jarre nicht nur über sein Best Of "Planet Jarre", sondern kündigte auch ein brandneues Album an: "Equinoxe Infinity". Dies zeigt einmal mehr, dass ein Jean-Michel Jarre sich nicht auf seiner Karriere ausruht, sondern getrieben von Kreativität und Innovationsgedanken sein Best Of nicht als Abschluss einer Karriere sieht, sondern vielmehr als Meilenstein.

Fans wird die Veröffentlichung von "Equinoxe Infinity" besonders freuen, ist es doch das nach "Oxygene" am meisten gewünschte Werk Jarres für eine Fortsetzung.

Am 16.11.1978 erschien "Equinoxe". Auf den Tag genau vierzig Jahre später erscheint nun sein Nachfolger. 1978 komponierte und Produzierte Jean-Michel Jarre ein Album, welches die Musik unserer Zukunft widerspiegeln sollte und damit die elektronische Musikgeschichte revolutionierte. Als tragendes Element ging es auf "Equinoxe" um die "Watchers" (die Beobachter), die auf dem ursprünglichen Album Cover in unendlicher Zahl zu sehen waren. Diese Watchers waren 1987, in einer aufstrebenden Zeit von Technik und Neuerungen, ein Symbol für Maschinen die uns beobachten. Eine frühe Vision dessen, was uns die Zukunft bringen würde.

Auf "Equinoxe Infinity" führt Jean-Michel Jarre diesen Gedanken fort. Gleich mit zwei Covern von Künstler Filip Hodas erscheint das neue Werk. Die eine Version verkörpert eine Zukunft, in der der Mensch in Einklang mit der Natur lebt. Die andere Version zeigt die Zerstörung, die Maschinen und Menschen über den Planeten bringen könnten. Für den als Innovator und Pionier bekannten Jarre ist das Thema Artificial Intelligence und Man vs Machine das wichtigste und brisanteste Thema für die Menschheit der Zukunft. Für seine Gedanken wurde Jarre 2017 mit der Stehen Hawkings Medal for Science ausgezeichnet. "Equinoxe Infinity" ist der Soundtrack für diese zweiseitige Zukunftsvision. 10 brandneue Tracks beinhaltet "Equinoxe Infinity". Mit "The Watchers (Movement 1)" erscheint heute der erste Titel.

Jean-Michel Jarre - "The Watchers (Movement 1)"


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Jean-Michel Jarre - "The Watchers (Movement 1)"
https://open.spotify.com/album/5SyrHk11NMeNBKfz8Bfxkt?si=M-_0PXDJTqW5Jn16TwtBgA
Embed Code:

"Equinoxe Infinity" erscheint als Digipack und Vinyl in zwei Album Cover Versionen, sowie als Boxset inklusive "Equinoxe Infinity" und "Equinoxe Original" als Vinyl Replica CDs, Vinyl, sowie Download-Karte und Poster der Album Cover.
Das Album Cover der CD & Vinyl kann bei der Bestellung in Online Shops nicht ausgewählt werden. Die Auswahl erfolgt auf Künstlerwunsch nach dem Zufallsprinzip.

Das neue Equinoxe Infinity-Album kann hier vorbestellt werden: https://jean-michel-jarre.lnk.to/Equinoxe_all

Über Jean-Michel Jarre:
Jean-Michel Jarre ist ein Pionier auf seinem Gebiet, der in den letzten 50 Jahren bedeutend zur am schnellsten wachsenden musikalischen Revolution aller Zeiten beigetragen hat: der elektronischen Musik. Bekannt wurde er in den 1970er Jahren für sein von Kritikern gelobtes Album "Oxygene". Mit den darauf folgenden Alben (Equinoxe, Magnetic Fields, Rendez-Vous, Chronology) überwand er bisher dagewesene Grenzen in der Komposition und Produktion und ebnete so den Weg für das heute populärste Musikgenre: Electronic Music. Mit bisher über 80 Millionen verkauften Alben wird er noch heute oft von Musikern und zeitgenössischen DJs als Einfluss und Inspiration genannt nicht nur im Hinblick auf die Musik, sondern auch seine einzigartigen Visionen und Kreationen von Outdoor Konzerterlebnissen. Jarres legendäre Konzerte haben auf der ganzen Welt Guinnessbuch-notierte Zuschauerzahlen erreicht. Sie finden an ungewöhnlichen Schauplätzen statt und weisen auf außergewöhnliche Konstellationen hin: Jarre wurde als erster westlicher Musiker eingeladen, in Rotchina nach Mao aufzutreten; er feierte das Millennium an den ägyptischen Pyramiden; gab in Houston City in Zusammenarbeit mit der NASA ein Konzert um an die Besatzung der Challenger zu erinnern; absolvierte einen Auftritt für seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II.; zelebrierte den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft am Eiffelturm in Paris und spielte vor einem absoluten Live-Rekordpublikum von 3,5 Millionen Menschen in Moskau.
Jean-Michel Jarre ist eine lebende Legende und erschließt mit jedem neuen Musikstück und jedem Live-Auftritt neue, innovative Wege der Musikgeschichte.

www.jeanmicheljarre.com
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