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Value Void - Sentimental

Value Void- Sentimental

Tough Love / Cargo
VÖ: 26.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Die argentinischen Kims

Auf Metropolen wie London ist aus künstlerischer Sicht doch immer noch Verlass. Da kommen zwei unbedarfte Punkerinnen aus der argentinischen Provinz in die britische Hauptstadt, und diese sorgt dafür, neben vorhandenem Talent, dass etwas extrem Anziehendes mit der gewissen DIY-Attitüde entsteht. Die Schlagzeugerin Maria Zabala und ihre Jugendfreundin Paz Maddio, ihres Zeichens Gitarristin und Sängerin, stießen mit Luke Tristram schnell auf einen geeigneten Bassisten, und so konnten Value Void ihren musikalischen Ambitionen schnell Form verleihen. Das Debütalbum "Sentimental" zeigt dabei, dass ausgeprägtes Slackertum weder eine männliche Domäne, noch vom Standort abhängig sein muss. Denn zurückgelehnter Jangle-Pop reift nicht nur unter gelangweilten Jugendlichen auf den Parkplätzen einer kalifornischen Shopping Mall heran, er gedeiht auch bei nasskaltem, britischem Wetter. Dazu benötigt es nicht viel mehr als die Grundbausteine der klassischen Rockmusik, ein stoisches Schlagzeug, das dramaturgisch passend mal ins Stottern oder Stolpern gerät, eine Gitarre, die weiß, dass alles andere als das nüchterne Wiederholen der selben Akkorde unnötiger Firlefanz ist und einen Bass, der monoton, aber satt den Rhythmus vorranträgt.

In den richtigen Händen lässt sich aus diesen Grundlagen selbstredend aufregende Musik machen, die noch nicht mal richtig aus sich rausgehen muss. Lehrmeisterinnen in den Lektionen abgehangener Coolness waren merklich die beiden großen Kims des Indie Rocks, Spurenelemente der Breeders und von Sonic Youth finden sich in den neun Songs dieses Albums immer wieder. Das geht beim Gesangsvortrag Maddios los und zieht sich durch die blasiert gleichgültige Gitarrenarbeit. In Songs wie dem eröfnnenden "La trampa" oder dem trotz einiger Getriebenheit sonderbar stockenden "Back in the day" konzentriert sich die Band immer nur auf wenige Elemente, die sich genügsam wiederholen und nur in Ansätzen varriert werden. Es entsteht der Eindruck von latentem Desinteresse, minimale Verschiebungen in der Dynamik brechen dies jedoch immer wieder durch die Hintertür auf. "Bariloche" leiert da scheinbar ausgelaugt vor sich hin, und doch, wenn am Ende das Tempo fast widerwillig anzieht, fängt der Song von innen an zu glühen.

"Teen for him" zeigt später übrigens, dass diese Band generell auch etwas flotter kann, aus einem geschrammelten Brodeln schält sich ein durchaus wacher, zackiger Takt heraus, und man beginnt zu ahnen, dass die Damen und der Herr trotz aller Coolness auch mal richtig albern werden können. Beschwingt gibt sich auch "Babeland", ein melancholisch eingefärbter Bubble-Gum-Tingeltangel, der die alte Weisheit "At night every cat is grey" aufs Londoner Nachtleben überträgt. Das bevorzugte Betätigungsfeld für Value Void ist aber eher der narkotische, halb abwesende Groove vom abschließenden "Dead ladies lament". In diesen betont lässig ausgespielten Songs, deren Gitarrenmelodien zu feingliedrigen Mantras werden und deren Gesangslinien verschlafen vor sich hin mäandrieren, findet man eine betörend ausgearbeitete Eleganz vor, die von schmissigen Refrains oder mitreißenden Riffs nur unnötig aufgeschreckt würde. Das Trio agiert nach dem Motto "Play it cool" und fährt damit hervorragend, den Hörer haben die drei auf jeden Fall am Haken und das scheinbar ohne große Anstrengung. Ob man sowas bereits auf dem argentinischen Schulhof lernt oder dazu ein metropolitaner Tapetenwechsel nötig ist, bleibt aber ungewiss.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Back in the day
  • Bariloche
  • Teen for him

Tracklist

  1. La trampa
  2. Babeland
  3. Back in the day
  4. Bariloche
  5. Cupid's bow
  6. Mind
  7. The deluge
  8. Teen for him
  9. Dead ladies lament

Gesamtspielzeit: 31:29 min.

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User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 1013

Registriert seit 19.05.2014

2018-11-21 19:35:45 Uhr
Zu schlecht für meinen Geschmack...

kapomuk

Postings: 73

Registriert seit 25.08.2014

2018-11-20 08:40:04 Uhr
Zu schrammelig Lo-Fi für meinen Geschmack

https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Value_Void:_Sentimental_**

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28621

Registriert seit 08.01.2012

2018-11-15 21:15:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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