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Ian Sweet - Crush crusher

Ian Sweet- Crush crusher

Hardly Art / Cargo
VÖ: 26.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Frei von Ballast

Eigentlich war Ian Sweet von der Bostoner Songwriterin Jilian Medford als Soloprojekt erdacht wurden. Als 2014, kurz vor einer Reihe von Gigs, der eigens für die Tour angeheuerter Drummer absagte, geriet Medford an den Schlagzeuger Tim Cheney. Da es persönlich und kreativ sofort Klick machte, wurde Ian Sweet zuerst zum Duo, und kurz darauf mit Bassist Damien Scalise zum Trio transformiert. In dieser Besetzung entstand 2016 dann auch das passend zur Wandlung der Band betitelte Debüt "Shapeshifter". Nachdem das Verhältnis zu ihren Kollegen durch deren "Verhalten und rückständige Gedankenwelt" gelitten habe, fasste Medford den Entschluss, erneut die alleinige Kontrolle über Ian Sweet zu übernehmen.

In "Hiding" verarbeitet Medford die zuletzt schadhafte Beziehung mit Schlagzeuger Tim Cheney, dem sie heute vorwirft, frauenfeindliche Ansichten vertreten und sie klein gehalten zu haben. "I lost myself in you", singt Medford im Refrain voller Reue darüber, nicht früh genug erkannt zu haben, wie sie sich hat beeinflussen lassen. Mit kathartischer Gewalt bricht der Refrain aus dem zu Anfang zurückhaltend gestalteten Song aus und etabliert damit den Stil des Albums. Die Mischung aus verträumten Melodien und weichen Klängen im Wechsel mit dichten, vor Spannung überkochenden Parts, das ständige Spiel mit der Dynamik, sind ein definierendes Element auf "Crush crusher".

Die Mischung aus Shoegaze und dramatischem Pop geht auch in den weiteren Songs hervorragend auf. "Spit" spielt ebenso mit dem Wechselspiel zwischen laut, leise, schnell und langsam wie der Opener, während "Holographic Jesus" sich zu einem entspannten Rhythmus im Hall der Gitarren suhlt. Medfords Gesang lässt an Dramatik nichts zu wünschen übrig und erzählt von Angst, Unsicherheit und dem langen Weg zur Überwindung dieser Gefühle. Die Platte gibt sich textlich sowie musikalisch jedoch nicht der beschriebenen Dunkelheit hin, sondern schaut aus erhabener Perspektive auf die trüberen Tage Medfords zurück. So erforscht Ian Sweets zweites Album zwar seelische Abgründe und Momente der Verzweiflung, präsentiert aber eine Künstlerin, die durch ihre Erfahrungen gewachsen ist, statt an ihnen zu zerbrechen.

So berichtet "Question it" in säuselnder Stimme von der Befreiung Medfords aus ihrer vergifteten Beziehung mit ihren ehemaligen Bandkollegen. "We don't have to say that's okay", heißt es im Refrain. Sich der Situation zu ergeben, ist nie eine Option. So lautet die Message, die im Subtext des ganzen Albums mitschwingt. Die musikalische Umsetzung dieser Botschaft gestaltet sich äußerst spannend zwischen dramatischen Momenten und ausufernden Ausbrüchen aus dem an vielen Stellen geschickt kreierten Gefühl der Lähmung und Ausweglosigkeit. So inszeniert sich Jilian Medford auf "Crush crusher" nicht als Opfer, sondern berichtet offen von ihrer Verletzlichkeit, ihren Schwächen und dem Gefühl der Machtlosigkeit, welchem sie sich viel zu lange ausgesetzt sah, um im nächsten Atemzug bereits klar zu machen, dass nichts davon sie jemals aus der Spur werfen könnte.

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights

  • Hiding
  • Spit
  • Falling fruit

Tracklist

  1. Hiding
  2. Spit
  3. Holographic Jesus
  4. Bug museum
  5. Question it
  6. Crush crusher
  7. Falling fruit
  8. Borrowed body
  9. Ugly/bored
  10. Your arms are water

Gesamtspielzeit: 38:15 min.

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Armin

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2018-11-15 21:11:22 Uhr - Newsbeitrag
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