Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Architects - Holy hell

Architects- Holy hell

Epitaph / Indigo
VÖ: 09.11.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Grande Messe des Morts

Die neue Architects-Platte ist ein Album mit schwerwiegender Geschichte. Sie ist die erste Veröffentlichung der britischen Metalcore-Veteranen seit dem frühen Krebstod ihres Gitarristen Tom Searle. Dieser Umstand ist für "Holy hell" natürlich nicht nur deshalb maßgeblich, weil der Band damit ein enorm wichtiger Songwriter verloren geht, sondern auch, weil die Verarbeitung von Searles Tod in den neuen Songs thematisch eine zentrale Rolle spielt. Für Architects ist dieser Schritt ebenso wie das ihnen wiederfahrene Trauma ein drastischer Einschnitt, immerhin hatte sich der Vorgänger "All our gods have abandoned us" thematisch vor allem mit politischen und gesellschaftskritischen Themen beschäftigt. Sorgen muss man sich als Fan des Quintetts dennoch nicht machen, denn trotz seines komplizierten Kontexts setzt "Holy hell" recht unbeirrt die Wege seiner Vorgänger fort.

Deswegen kann auch die achte Architects-Platte die Stärken ausspielen, die die Band in den letzten Jahren etabliert hatte, und die das Quintett von dem teils wüsten Sumpf der musikalisch enorm eingeengten Metalcore-Kapellen abheben können. Die Briten wirken auf "Holy hell" sogar ein Stück epochaler als auf jedem ihrer bisherigen Alben. Große Streicher-Massen heben die frickelig-scharfen Gitarrenläufe von Josh Middleton in himmlische Sphären. Auch das brutale Geschrei von Frontmann Sam Carter gehört nach wie vor zur absoluten Genre-Spitze, weil er es im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen fertig bringt, eine melodische Hook mit martialischer Energie vorzutragen anstatt in zuckrig-schwachbrüstiges Pitch-Gesäusel zu verfallen. Mit diesen Mitteln inszenieren Architects zum Beispiel in "Hereafter" eine gigantische Hymne, die in ihrer fantastischen Aufmachung ihresgleichen sucht. Der Opener "Death is not defeat" bekommt das fast ebenso gut hin und baut seine Spannung zunächst mit einem flirrenden Streicherteppich auf, um schließlich in einen dreckig-rohen Breakdown zu stürzen, der im Gegensatz zu den kalkulierten und zahmen Ausbrüchen vieler Genre-Zeitgenossen tatsächlich scharfkantig daherkommt.

Trotz seiner famosen Inszenierung und seinem tragischen Hintergrund bringt es "Holy hell" aber nicht fertig, ein neues "Stage four" zu werden. Dazu entgleitet Architects über die Breite ihrer achten Platte zu sehr ein übergreifender Spannungsbogen, der aus einem schematischen Korsett ausbrechen und dadurch überraschen könnte. Eine derart mitreißende Komposition wie besagtes "Death is not defeat" gelingt der Truppe bei anderen Songs des Albums nämlich zu selten. Meist brechen Architects relativ unvermittelt in ihre halsbrecherischen Riff-Läufe, was dafür sorgt, dass der Effekt der größtmöglichen Geste über die Gesamtdauer von "Holy hell" etwas verfliegt. Ebenjenes gilt für die obligatorischen Breakdowns und das etwas zu oft eingesetzte Herunterfahren des Instrumentariums zugunsten einer ruhigen Streicherpassage, um den nächsten Ausbruch übertrieben heftig erscheinen zu lassen. Im Gesamteindruck gerät "Holy hell" daher etwas zu kalkuliert, ist aber trotzdem ein Ausrufezeichen im Kontext eines Genres, in dem seit Jahren nur noch wenig floriert.

(Jakob Uhlig)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Death is not defeat
  • Hereafter

Tracklist

  1. Death is not defeat
  2. Hereafter
  3. Mortal after all
  4. Holy hell
  5. Damnation
  6. Royal beggars
  7. Modern misery
  8. Dying to heal
  9. The seventh circle
  10. Doomsday
  11. A wasted hymn

Gesamtspielzeit: 42:43 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

2019-02-11 17:03:50 Uhr
Für mich auch kein weltbewegendes Album, aber solide. Leider viel Standard-Geknüppel und die Synths hätte man etwas reduzieren können. Mortal after all und Doomsday find ich gut. 6/10

boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2018-11-27 19:51:06 Uhr
Meine Fresse sind diese Synths scheiße. Ich habe nichts gegen Pathos (vor allem, weil es im modernen Metalcore kaum ohne geht), aber Architects kleistern aktuell fast jegliches gute Riff mit diesem Mist zu. Ich dachte zwar, dass es nach dem absolut fürchterlichen Opener besser wird, aber leider irrte ich. Bei so viel Plastik sinkt meine Lust schnell gegen 0. Was nützen einem fette Parts, wenn Sekunden später alles in Kitsch ertränkt wird? Argh! Hier wäre weniger so viel mehr gewesen. Da haben August Burns Red im letzten Jahr das deutlich bessere Album abgeliefert.
A
2018-11-23 23:00:17 Uhr
Jemand postet "Aber Hauptsache erstmal meckern!" unter Affengitarres Beitrag. Ob das nun gerade geistreich war, bleibe dahingestellt, zumindest schien die Netiquette in Gefahr, denn der Kommentar musste gelöscht werden. Dann beschwert sich derjenige einigermaßen sachlich über die Löschung was - mitsamt meiner angehängten Zustimmung - wiederum gelöscht wird und ich frage mich wirklich, ob demjenigen das nicht selber langsam peinlich ist. Von mir aus kann das hier auch wieder gelöscht werden, ich schicke es eh noch per Mehl an Armin.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2018-11-23 18:36:59 Uhr
Doch doch, das Album wächst schon. Und da ich auch teilweise ziemlich kitschresistent bin, stören mich die stärker betonten elektronischen Elemente, das Orchester und die cleaneren Cleans auch nicht sooo sehr. Auch "Doomsday", was mir am Anfang nicht so gut gefallen hat, finde ich inzwischen echt gut. Starkes Riff (wohl noch von Tom Searle), die Gesangsmelodie ist super catchy und dieser Part ab 0:52 mit diesen vertrackten Drums ist echt toll.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2018-11-16 21:26:31 Uhr
"Seventh Circle" ist wirklich geil und da kommt wirklich "Hollow Crown"-Stimmung auf, aber der Rest, hm. Und doch, das klingt ziemlich oft nach BMTH zur "Sempiternal"-Zeit, mit seinen dramatischen Streichern, Elektrospielereien und dem Gesang, der immer zwischen Popgesang und Screams pendelt. Und sonst ist das auch nicht wirklich ein Schritt weg von den Alben davor. Das wurde jetzt ein bisschen neu justiert, aber die Elemente sind doch immer noch die gleichen. Da hätte ich mir, nachdem "All Our Gods.." schon so nah an "Lost Forever.." war, doch eine stärkere Neuausrichtung gewünscht.

Aber schlecht ist es erstmal nicht.
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify