Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Camouflage - Sensor

Camouflage- Sensor

Zeitgeist / Polydor Island / Universal
VÖ: 26.05.2003

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Exciter

"Captain, ich empfange da ziemlich merkwürdige Werte." - "Bericht!" - "Unsere Sensoren melden eine synthetische Verzerrung im Raum-Zeit-Gefüge." - "Verdammt, wer hat denn da schon wieder mit dem Pop-Baukasten gespielt?" Szenen wie diese gibt es immer wieder in deutschen Redaktionsstuben zu belauschen, wenn man sich mit dem gar nicht mehr so neuen Thema Synthpop zu befassen hat. Wirklich aufregend wird's da dies- und jenseits von Wolfsheim arg selten. Selbst die alten Hasen kriegen es nicht mehr auf die Reihe: Namen wie Boytronic, Propaganda oder Celebrate The Nun sind längst erfolgreich verdrängt.

Dank "The great commandment" und "Love is a shield" lassen zumindest Camouflage das Glöckchen mit der "Da war doch mal was"-Aufschrift läuten. Die Bietigheimer haben jedoch am eigenen Leib erfahren müssen, was die Zeile "Nothing's quite forever" wirklich bedeutet. Statt des sich Ende der Achtziger abzeichnenden Durchbruchs jenseits des großen Teichs brachten die Neunziger für Camouflage sträflich mißachtete Ohrwürmer, halbherzige musikalische Neuausrichtung und die sogenannte künstlerische Selbstverwirklichung. Mit anderen Worten: eine Durststrecke nach der anderen.

An der plötzlich verschwundenen Fähigkeit, schwelgerischen Melodien raffinierte Elektro-Kniffe mit auf den Weg zu geben, lag es sicherlich nicht, daß das Album "Sensor" - eigentlich bereits 1999 eingespielt - lange Jahre auf Halde lag. Es konnte einem schon angst und bange werden, wenn man die Ankündigungen von Label-Wechseln, Neuabmischungen und untergegangenen Singles so mitbekam. Doch - wo Schwaben dabei sind, sind Binsenweisheiten selten fern - was lange währt, wird endlich gut. Die warmen Bestrahlungen, die "Thief" seit der Erstveröffentlichung vor drei Jahren genießen durfte, legen das hintergründige Lächeln des Songs richtig frei. Auch die fleischige Single "Me and you", "You turn" oder "I'll follow behind" drücken auf die genau richtigen Knöpfe.

Es geht also wieder was im Hause Camouflage. Im flotten "I can't feel you" wechseln sich blubbernde Effekte mit dezent knirschenden Riffs ab. Wenn das auf hypnotischen Gitarrenresten ruhende "Harmful" bedrohlich anschwillt oder "Here she comes" in bittersüßen Träume lebt, schimmert "Sensor" erfreulich organisch. Auch dort, wo die klangliche Sorgfalt der Bits und Bytes regiert, gibt es oft Grund zur Freude. Das ist zwar selten neu, aber nicht nur dank der sanften Stimme von Marcus Meyn fast immer reichlich unterhaltsam. Schalten wir zurück ins Redaktions-Logbuch: "Captain, ich registriere immer noch einen deutlich erhöhten Gehalt an Depechemodium in diesen Klängen." -"Kann das für die Mannschaft lebensbedrohlich werden?" -"Bestimmt nicht. Es handelt sich um eine äußerst verträgliche Form. Wir sollten uns das dringend mal näher anhören."

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Me and you
  • Harmful
  • I can't feel you
  • Thief

Tracklist

  1. Me and you
  2. Perfect
  3. Harmful
  4. Here she comes
  5. I can't feel you
  6. Lost
  7. I'll follow behind
  8. Adrenalin
  9. Blink
  10. Thief
  11. Together
  12. 74 minutes
  13. You turn

Gesamtspielzeit: 62:46 min.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify