Homeboy Sandman & Edan - Humble pi
Stones Throw / PIAS / Rough Trade
VÖ: 26.10.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
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HipHop-Romantiker aufgepasst: Es gibt sie noch, die klassisch groovenden MCs über Sample-basierten Instrumentals. Aber Vorsicht – Rapper Homeboy Sandman und Produzent Edan, ihres Zeichens zwei der treibenden Indie-HipHop-Kräfte, haben mit "Humble pi" zwar einen anarchisch organischen Gegenentwurf zu den klinischen Beats des Mainstreams produziert, aber konservativ sind sie deshalb noch lange nicht. Das Album trägt die musikalische Attitüde des voranschreitenden, groovenden Oldschool-Raps, allerdings baut der studierte Musiker Edan kein Sample ein, ohne dieses nicht im Vorfeld mit Schnittmesser und Distortion bis zur Unkenntlichkeit zu verunstalten und durch clevere, nicht repetitive Mini-Breaks eine selten gehörte rhythmische Varianz zu kreieren. "Grim seasons" etwa versprüht in seiner zerstückelten Klanglandschaft den analogen Neo-Avantgarde-Flair eines Justin Vernon, würde dieser statt Autotune die ungenutzten künstlerischen Möglichkeiten von J-Dilla-Remixes erforschen.
Diese gleichermaßen spannende wie gewöhnungsbedürftige Beat-Technik offenbart sich bei "#Neverusetheinternetagain" auch in krudem Humor: "Everyday the bullshit worsen / Order a pizza like a fucking person." Das lyrische Augenzwinkern fügt sich bestens zum HipHop-Shuffle im Instrumental ein – Sugarhill-Gang-Hommage inklusive. Die klassische Vorstellung des Rappers als MC zelebrieren die beiden daher fast schon übertrieben und orientiert sich sowohl am Oldschool als auch an der Ambition, neue Wege zu erschließen. Duos bergen natürlich immer das gewisse Risiko, die Kombination könnte nicht aufgehen und das Resultat könnte nicht mehr als die Summe ihrer Einzelteile ergeben. Homeboy Sandman aber flowt wie kein anderer über Edans Progressive-HipHop-Beats, seine abgezockte wie komödiantische Art ergänzt sich perfekt mit den durch den digitalen Fleischwolf gedrehten Soul-Samples.
"Evolution of (Sand)man" beispielsweise übertrumpft selbst den überragenden, von grimmigen Blues-Gitarren dominierten Opener in puncto Coolness und Individualität: Über einen Wildwest-Beat groovt Homeboy Sandman gnadenlos in unregelmäßigem Sprechgesang, der gerade wegen seiner respektlosen Orientierung am Rhythmus so lässig daherkommt. Kopfnicker wie "Unwavering mind" erinnern an beste Boom-Bap-Zeiten, und "Rock & roll Indian dance" braucht eigentlich nur seine verboten treibende Bassline, um mit Retro-Flair zu überzeugen. Auch, wenn sich Homeboy Sandman und Edan abseits des Zeitgeists bewegen – die Chemie der beiden Musiker könnte nicht besser funktionieren.
Highlights
- Grim Seasons
- Unwavering mind
Tracklist
- Grim seasons
- The gut
- Rock & roll Indian dance
- Unwavering mind
- That moment when ...
- #Neverusetheinternetagain
- Evolution of (Sand)man
Gesamtspielzeit: 22:57 min.
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Referenzen
J Dilla; Dr Dre; Mos Def; Kanye West; Nas; Sugarhill Gang; Jay-Z; Roc Marciano; Bon Iver; Oh No; Blu; Jean Grae; Year Old Droog; Guilty Simpson; Quelle Chris; Open Mike Eagle; Blu & Exile; MED; Black Milk; Blueprint; Skyzoo; Jonwayne; Planet Asia; JJ Doom; Hail Mary Mallon; J-Live; Mr. Lif; King Geedorah; Peanut Butter Wolf
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