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Esben And The Witch - Nowhere

Esben And The Witch- Nowhere

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 16.11.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Die Gefangenen

Heute mal etwas triviale Sprachphilosophie: Wenn sich ein Ding – nehmen wir als rein zufällig gewähltes Beispiel eine 2008 in Brighton gegründete Rockband – beständig weiterentwickelt, schreibt man diesem Ding dann Konstanz oder Veränderlichkeit zu? Ist es überhaupt notwendig, sich zu entscheiden, oder können diese beiden widersprüchlich scheinenden Eigenschaften auch problemlos koexistieren? Im Grunde ist das zwar völlig latte, doch auch auf ihrem fünften Album "Nowhere" regen Esben And The Witch noch immer zu solchen Spielchen an. In seiner zehnjährigen Geschichte blieb das Trio stets seinem Kernsound treu, führte aber auch immer subtile Verschiebungen daran durch, die jeder Platte ihren eigenen Charakter zuwiesen. Man stelle sich ein Quadrat mit den Eckpunkten Post-Rock, Shoegaze, Doom und ätherischem Gothic-Pop vor, das die drei zwar nie verließen, in dem sie sich allerdings auch nie gemütlich ausruhten.

So kommt man nicht drum herum, jedes neue zunächst mit dem vorhergegangen Album zu vergleichen. "Nowhere" zirkuliert mit seinen Bildern von Natur und Ursprünglichkeit zwar um ähnliche Themen wie "Older terrors", präsentiert sich aber merklich unmittelbarer als die vielleicht schwerste, schleppendste LP der Engländer. Das deutet bereits ein Blick auf die Tracklist an, denn trotz zwei Songs mehr gibt es hier knapp zehn Minuten weniger Laufzeit. So baut sich "A desire for light" auch gar nicht groß auf, feuert direkt seine Breitseiten von krachend verzerrten Gitarren ab, die begleitet von hypnotischem Drumming voll einschlagen. Nach zwei Minuten folgt der Bruch, Rachel Davies' gleichzeitig heller wie kraftvoller Sirenengesang übernimmt die Kontrolle und behält diese auch bis zum übermächtigen Shoegaze-Finale. Ein beeindruckender Opener und eine weitere Gemeinsamkeit von "Nowhere" und seinem Vorgänger: Das beste Stück kommt gleich zu Beginn.

"Dull Gret" treibt mit markantem Basslauf etwas doomiger vor sich her, zeigt sich aber ähnlich dynamisch und mitreißend. Davies' Stimme klingt hier ihrem am öftesten zitierten Vorbild, nämlich der jungen PJ Harvey, so ähnlich wie nie – ihre bluesgetränkte Gesangslinie hätte auch auf "To bring you my love" oder "Is this desire" ihren Platz gefunden, ohne groß aufzufallen. Sie bewahrt "Nowhere" allerdings auch nicht vor dem einen oder anderen Durchhänger: "Golden purifier" und "Seclusion" atmen einmal tief durch, inszenieren sich als abgeschottete Ruhe-Refugien inmitten des um sie tobenden Sturms. Diese sich fast nur auf das atmosphärische Zusammenspiel zwischen zurückhaltender Gitarre und Davies' Vocals besinnenden Songs funktionieren für sich stehend allerdings nicht wirklich und sind als kurze Verschnaufpausen mit zusammen über zehn Minuten Spielzeit schlicht zu lang. Esben And The Witch berauben sich hier einer ihrer größten Stärken, indem sie ihren sonst so fest gespannten Spannungsbogen etwas zu sehr schleifen lassen.

"The unspoiled" und das abschließende "Darkness (I too am here)" machen da schon bedeutend mehr Laune und offenbaren vor allem, was für großartige Produktionsarbeit hier mal wieder geleistet wurde. "Nowhere" klingt wie live unter freiem Himmel eingespielt, alle Instrumente bekommen gleichermaßen wie Davies' Gesang ihren notwendigen Raum, ohne sich je auf den Füßen zu stehen. Dennoch vertraut das Trio hier etwas zu sehr auf ihren Autopiloten und treibt damit auf der Stelle. Sie formulieren weder die düstere Epik von "A new nature" und "Older terrors" mit letzter Konsequenz aus, noch ist ihr Songwriting konzise genug, um mit einem gesteigertem Drang zur Kompaktheit vollends zu überzeugen. "I am a blank page", konstatiert Davies zum Ende hin wiederholt, man wünscht sich zwar nicht unbedingt eine Tabula Rasa, aber möchte Esben And The Witch zumindest ganz zaghaft das Radiergummi reichen. Das eingangs gezeichnete Quadrat öffnet sich schließlich nicht von selbst.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • A desire for light
  • The unspoiled

Tracklist

  1. A desire for light
  2. Dull Gret
  3. Golden purifier
  4. The unspoiled
  5. Seclusion
  6. Darkness (I too am here)

Gesamtspielzeit: 37:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Das Böse ist immer und überall
2018-11-25 19:37:29 Uhr
Heuer hatte ich noch kein Metalalbum. Da kommt mir ein neues EatW gerage recht.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-11-15 19:28:53 Uhr - Newsbeitrag
ESBEN AND THE WITCH are streaming their full new album 'Nowhere' via the Quietus (US). The record will be released worldwide tomorrow (Friday November 16). Listen to the full album here: http://thequietus.com/articles/25672-esben-and-the-witch-nowhere-new-album

The band comments: "Nowhere, a verdant garden teeming with beauty and awe. A place where giant birds eat the dead and the lost seek solace deep in the forests. Where women are warriors and freedom and liberation rule supreme. A place where darkness is explored not feared and shadows become reminders of the light. We all belong in Nowhere. Find your peace."
Hecktor
2018-11-15 18:20:40 Uhr
Jaja ganz nett

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-11-08 21:18:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
Hammsel
2018-09-25 18:44:36 Uhr
Besonders "The Unspoiled" gefällt mir gut.
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