Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Tropical Fuck Storm - A laughing death in meatspace

Tropical Fuck Storm- A laughing death in meatspace

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 26.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Akopalüze Nau

Der Klimawandel ist nicht nur für sich gesehen eine unangenehme Sache, er ist auch noch ein Verrat an der biblischen Prophezeiung. Was wird aus dem großen Knall zum Schluss, den vier Reitern, dem jüngsten Gericht? Wird alles abgesagt, stattdessen verdorrt die Menschheit langsam und undramatisch, jedes Jahr ein Grad mehr. Mit so einem Szenario wird auch Tropical Fuck Storm nicht zufrieden sein, schließlich hat diese Band aus Australien eine herrliche Indie-Oper zur Untermalung der Apokalypse erschaffen, nur echt mit Schwefelschwaden und Feuerbällen. Tropical Fuck Storm entstanden, als deren Köpfe Gareth Liddiart und Fiona Kitschin das Gefühl hatten, ihre Stammband The Drones würde ihnen nicht genug kreative Beinfreiheit lassen, obwohl die ja schon reichlich schräg waren. Kein Vergleich aber zu diesem Kotzbrocken "A laughing death in meatspace", welcher haltlos ausfransende Gitarrengarstigkeiten mit angeknacksten Percussionauswüchsen kreuzt und dabei immer wieder den Pop ins Gespräch bringt.

Es scheint, als wolle diese Band direkt mal klar machen, dass es etwas Haltloseres in Überlebensgröße dieses Jahr nicht mehr geben wird, die Gitarren in "You let my tyres down" betteln zu Beginn darum, dass sie mal gestimmt werden mögen, doch Liddiart und Gefährten haben etwas anderes im Sinn, es muss eine in ihrem manischen Größenwahn unerreichte, die Verzweiflung rausschreiende Überhymne mit Gänsehautgarantie sein, da ist man erst mal geplättet. Tropical Fuck Storm wissen jedoch trotz bedrohlicher Schräglage immer, was gut für ihre Songs ist und so kommt in "Antimatter animals" das Beste der Nullerjahre zusammen, der schizophrene Noise von Mclusky, die Messerwetzer-Ästhetik von The Paper Chase und der Hail-Mary-Indie von Modest Mouse, vermengt zu einem Cocktail, der nach Frostschutzmittel schmeckt. "Chameleon paint" könnte man dann den Fun Lovin' Criminals als Comeback-Single anbieten, wenn das Blech des Songs fachmännisch ausgebeult würde und man ihm seine Neigung zu Crystal Meth austreiben könnte. Auch "The future of history" hat einen sonderbaren Havanna-Hinterhof-Charme, die Latino-Percussion animiert zu einem spontanen Straßenkarneval, während die Gitarre sich fröhlich eins raspelt und der Gesang mit Schweiß im Nacken auf Autopilot gestellt ist.

Das apokalyptische Highlight dieser Platte ist aber "Two afternoons": "Where the sea's a desolation / It ain't much better than the land / And any trace of civilisation / Has been long buried in the sand." Dazu sägen die Gitarren, das tribale Pumpen des Schlagzeugs lädt die fatalistischen, blutroten Bläser förmlich zu ihrem Zerstörungswerk ein und am Ende bleibt nur noch ein qualmender Haufen Asche. Dass "Shellfish toxin" zwischendurch wie eine Heile-Welt-Phantasie eines morphinierten Wagners wirkt, mit Flöten, Plastikstreichern und einem schwindsüchtigen Chor, ist da nur ein zynischer Scherz. Aber immerhin, der Refrain im Titelstück, diesem Road Movie durch ein "Mad Max"-Outback, zeugt von ehrlicher Verzweiflung, ein Moment, der nicht dem beißenden Spott zum Opfer fällt. Insgesamt ist "A laughing death in meatspace" jedoch ein wunderbar übersteuerter Größenwahn, der jede Menge verbrannte Erde zurücklässt. Niemand konnte dieser Band einreden, dass sie sich zwecks Bekömmlichkeit mäßigen müsse. An diesem Bissen kann man sich durchaus verschlucken, es passiert viel und viel gleichzeitig, ein höllischer Spaß ist es aber auf jeden Fall.

(Martin Makolies)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • You let my tyres down
  • Chameleon paint
  • Two afternoons

Tracklist

  1. You let my tyres down
  2. Antimatter animals
  3. Chameleon paint
  4. The future of history
  5. Two afternoons
  6. Soft power
  7. Shellfish toxin
  8. A laughing death in meatspace
  9. Rubber bullies

Gesamtspielzeit: 47:17 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33489

Registriert seit 07.06.2013

2020-01-02 16:37:57 Uhr
Das Ding hat 5000 Ratings bei rym. Wusste gar nicht, dass die so bekannt sind.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33489

Registriert seit 07.06.2013

2020-01-02 16:18:10 Uhr
Der Opener ist immer noch einer der geisten Abfucks der letzten Zeit.
gobble
2019-01-03 11:01:27 Uhr
hier nochmal ein Push von mir, eines meiner Lieblingsalben dieses Jahr!
hab mich dadurch auch erst mit den Drones auseinandergesetzt, lohnt sich alles
fallfarbehind
2018-12-12 16:33:39 Uhr
Nochmal oben anstellen...
nilolium
2018-12-10 11:14:23 Uhr
wirklich geile scheibe, mehr liebe!
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify