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J Mascis - Elastic days

J Mascis- Elastic days

Sub Pop / Cargo
VÖ: 09.11.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Natural born chiller

Die Rezeption, die "Several shades of why" und "Tied to a star", J Mascis' erste "richtige" Solo-Alben, erfuhren, ist interessant: Vergleiche zum binären Output Neil Youngs mit und ohne Crazy Horse wurden bemüht, nur weil der Alternative-Rock-Godfather den Gitarrenkrach von Dinosaur Jr. dort durch größtenteils schlagzeuglose, akustische Kleinode ersetzte. Solche Einordnungen waren aber eher fehlgeleitet – tatsächlich hat sich der alte Slacker-König nie groß verändert, Struktur, Attitüde und Melodieführungen seiner Songs alleine wie mit Begleitung homogen gehalten. "Elastic days" formuliert dies nun auch auf einer oberflächlicheren Ebene weiter aus, erhöht das Grundtempo, präsentiert sich auffallend üppiger als seine Vorgänger und spendiert allen seiner zwölf Tracks mindestens einen markanten Einsatz der Elektrischen. Und doch strahlt Mascis hier auch eine Form von Gelassenheit aus, die unter dem Ballast der Hauptband wohl so nicht möglich wäre.

So badet "See you at the movies" mehr in der heimeligen Kuschel-Melancholie von Death Cab For Cutie und Co. als in der Verzweiflung eines Nick Drake, funktioniert aber gerade deshalb perfekt als Eröffnung. Es ist ein wundervolles, warmes Stück Gitarrenpop, in dem man sich spätestens, wenn Mascis zu einem seiner charakteristischen, gänzlich unprätentiösen Soli ansetzt, direkt zuhause fühlt. Mit Gepose hat er sowieso noch immer überhaupt nichts am Hut: Die Streicher in der kraftvollen Ballade "Web so dense" erinnern an The Smashing Pumpkins, bei "Picking out the seeds" muss man unweigerlich an die akustische Hälfte des Foo-Fighters-Albums "In your honor" denken. Doch nie versucht der Urvater so ziemlich jeder Gitarrenströmung der Neunziger seinen Epigonen eins auszuwischen, er zeigt sich vielmehr so kumpelhaft und offen, dass Dave Grohl ihn bestimmt auch bei Problemen mit seiner Frau anrufen dürfte.

Es ist bei einem Musiker mit solchem Status natürlich irgendwo eine Floskel, aber auch selten so zutreffend wie hier: Mascis muss überhaupt niemandem mehr etwas beweisen und diese Tiefenentspannung strömt aus jeder Note. Was nicht heißt, dass er sich komplett zurücklehnt, das Album schlägt durchaus auch ein paar dynamische Haken. Die leicht jazzig angesägten "Give it off" und "Cut stranger" dienen als Blanko-Fläche für seine verspielteste Gitarrenarbeit, das fragile "Drop me" präsentiert das sonst eher im Hintergrund angeschlagene Piano als Star und "Sometimes" gönnt sich einen plötzlichen Tempowechsel, der einen auch nach wiederholten Durchgängen noch umhaut. Mascis' heißgeliebter Sechssaiter bekommt indes seinen größten Auftritt in "Sky is all we had" – für sich bereits eine bezaubernd schöne Perle nahe dem Jangle-Pop, doch in ihrem zwischen Klarheit und Krach changierenden Ausbruch wird's schlicht phänomenal.

Wenn man auf hohem Niveau irgendwas an "Elastic days" zu meckern haben möchte, dann höchstens, dass es eine ähnliche Schablone auf die Struktur so gut wie aller seiner Songs legt – stellvertretend sei hier "I went dust" gewählt, das als akustische Singer-Songwriter-Nummer beginnend nur beständig auf das obligatorische Solo hinzuarbeiten scheint. Doch die Formel geht immer auf und sowieso geht es hier auch um etwas ganz anderes: "When the wheels came off / I didn't know what to say / But it all made sense / If you know what to play", heißt es im Titelsong, dem konsequentesten Folkstück der Platte, in dem die Elektrische nur ein paar Akzente setzt. Man kommt schließlich nicht wegen Innovation oder Experimentierwillen zu Mascis, sei es mit Band oder ohne, sondern für dieses fast schon väterliche Verständnis, das er mal wieder in ein kompaktes Bündel lebensweiser, unmittelbarer Songs gießt. "Elastic days" wird auch nicht das Album sein, das einem der wichtigsten Musiker der alternativen Gitarrenmusik seine wohlverdiente Mainstream-Anerkennung zukommen lässt, doch diesem lebenden Monument der Ruhe dürfte wohl auch nichts egaler sein.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • See you at the movies
  • Sky is all we had
  • Elastic days
  • Sometimes

Tracklist

  1. See you at the movies
  2. Web so dense
  3. I went dust
  4. Sky is all we had
  5. Picking out the seeds
  6. Give it off
  7. Drop me
  8. Cut stranger
  9. Elastic days
  10. Sometimes
  11. Wanted you around
  12. Everything she said

Gesamtspielzeit: 41:28 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-09 19:16:44 Uhr - Newsbeitrag
J MASCIS hat ein Cover des TOM PETTY Klassikers „Don't Do Me Like That“ geteilt, der heute über alle digitalen Service Provider erhältlich ist. Der Coversong ist vollgepackt mit klassischen MASCIS-Schnipseln, die wir kennen und lieben gelernt haben. Ihr könnt euch den Song ab heute hier anhören.

Spotify: https://u.subpop.com/DDMLT_Spotify
Apple Music: https://u.subpop.com/DDMLT_Apple
YouTube:

MASCIS hat zwei Headline-Shows am 16. und 17. April in Japan bestätigt, bevor er im Mai den Teich überquert und Shows in Brighton, Leeds, Glasgow, Nottingham, Liverpool, Bristol und Manchester spielt. Ende Juni/Anfang Juli wird er dann mit Auftritten in Athen, Berlin, Paris, Genf und Rom nach Europa zurückkehren. Nachfolgend findet ihr eine vollständige Liste der Termine.

Im Laufe des Monats April wird J MASCIS die wöchentliche „Artist in Residence“-Show im australischen Radiosender Double J moderieren. Hier kann man hören, wie J seine Plattensammlung jeden Sonntag Abend (AU)/Samstag (EU) mit den Hörern teilt. Die erste Playlist enthält Alben von DISCHARGE, JONI MITCHELL, NIRVANA, AMERICA und natürlich auch von NEIL YOUNG. Es wird ein aufregender Monat der Musik, programmiert von einem der wirklich großen Künstler unserer Zeit.

Tour Daten:
01.07. Hamburg, Knust
03.07. Berlin, Festsaal Kreuzberg
06.07. F-Paris, La Maroquinerie
08.07. NL-Amsterdam, Paradiso Noord
09.07. NL-Rotterdam, Rotown [SOLD OUT]
11.07. I-Genova, Giardini Luzzati
12.07. I-Prato, Festival Delle Colline
14.07. I-Rom, Unplugged in Monti

Tim L.
2019-01-24 00:26:17 Uhr
hier könnte ihr die sonne sehen zur musik:

https://bilder-a.akamaihd.net/wetterv5/css/images/icons/weather/70x70/001_M.png?p7mqgc

super;oder?
Tim L.
2019-01-24 00:24:46 Uhr
top album!!!

Voyage 34

Postings: 958

Registriert seit 11.09.2018

2018-11-15 11:25:54 Uhr
Im ersten Hören war ich zugegebenermaßen etwas gelangweilt, aber beim zweiten hat's klick gemacht. Tolles Album!
Carl
2018-11-15 08:57:06 Uhr
7 von 10 ? Oder 5 vor 12?
Tolles Album! I love it!
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