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Razorlight - Olympus sleeping

Razorlight- Olympus sleeping

Atlantic / Believe / Soulfood
VÖ: 26.10.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Tanz auf dem Grab

"Indie-Rock ist tot", verlauteten so manche Musikredakteure hierzulande im Jahr 2007 nicht ohne Grund, aber vielleicht etwas zu früh. Ein gewisser Johnny Borrell allerdings, Frontmann von Razorlight, sah das damals ähnlich. Dabei war seine Band, die ziemlich lässig den Brückenschlag zwischen Garage-Schweiß und Schönklang-Britpop-Hymne suchte, und diesen mit dem selbstbetitelten Album im Jahr zuvor eindrucksvoll perfektioniert hatte, sehr weit oben angekommen. Rockstar-Medienhype, ausverkaufte Hallen, oberste Airplay- und Chartpositionen, selbst in Deutschland erlief sich Razorlights "America" schwindelige Rotationen im Mainstream-Radio. Borrell indes liebäugelte trotz des ebenso großen Erfolges der dritten Platte "Slipway fires" längst mit der Auszeit der Truppe aus London, blieb der Szene nach der Tournee einige Jahre weitestgehend fern, um anderen Projekten nachzugehen.

Und um dann just 2018 wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. In einem Jahr, das den Grabstein der Indie-Rock-Ruhestätte zwar nicht entfernen konnte, aber in dem sich die Indie-Parties vermehren, und sei es bloß aus retrospektiver Sehnsucht, ähnlich des Neunziger- oder Nuller-Tanzgebarens. Was an "Olympus sleeping" unmittelbar auffällt: Borrell und Co. blicken nicht nur im Titelstück mit einem zwinkernden Auge auf die Vergangenheit, die Szene und vieles mehr. Und dann ist es Adam Green höchstpersönlich, der quasi als Indie-Urgestein und Aladin in Personalunion den Startschuss in Sachen Ironie übernimmt: "Genie, it's Aladdin! Print me a Razorlight album that doesn't totally suck", lässt er verlauten, um sich nur ein paar Sekunden danach gemeinsam mit der Band am Mikro wiederzufinden und den hymnischen Einstieg "Got to let the good times back into your life" zu polternden Drums und typischen Indie-Gitarren in den Raum zu schmettern. Ja, auch so kann man Nostalgie in Frisch vertonen.

Und die Erwartungshaltungen? Gibt es vielleicht höchstens seitens der Fachschreibe. Razorlight selbst möchten zu ihrem Comeback vornehmlich gute Laune verbreiten, wie das samt Synthies und Bläserfraktion um sich selbst tänzelnde "Brighton Pier" mit dicken Lettern an die Strandmauer pinselt. Gar nicht mal so verkehrt in diesen seltsamen Zeiten des Brexit-Gezankes, schließlich schweifen die Blicke auch mal in Richtung des hübsch-luftigen Siebzigerjahre-Kleides von "Midsummer girl". Das wildere "Japanrock" spült mit ordentlich Rock'n'Roll-Attitüde schon mal ein paar Halbe runter. Und weil es nach dem Sonnentanz angetrunken in der nächsten Kneipe weitergehen darf, kehrt der leicht räudige Straßenfeger "Good night" mit bösen Punkriffs und besten Wünschen die leeren Flaschen am Strand zwischenzeitlich schon mal zusammen.

"Hubris, hubris / We always kill our attractions", schmunzeln Razorlight und huldigen dabei gleichzeitig der Musik der Nuller-Welle, die so viele tolle UK-Bands hervorbrachte. Zudem poltert der bereits erwähnte Titelsong zu hübsch verzerrten Gitarren und treibendem Schlagzeug, an dem Borrell The-Pretenders-Mann Martin Chambers platzieren konnte. Und doch entlarven der wiederum sehr tanzbare Indiepop der Hitsingle "Carry yourself" und ihr mächtiger Synthie-Schwamm, dass Razorlight ein gewiss wiederzuerkennendes Erfolgsrezept von jüngeren Szenehelden wie Two Door Cinema Club sehr wohl wahrgenommen haben. Tja, Herr Borrell: mal eben lässig aufgeflogen!

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Got to let the good times back into your life
  • Carry yourself
  • Japanrock
  • Olympus sleeping

Tracklist

  1. Adam Green skit
  2. Got to let the good times back into your life
  3. Razorchild
  4. Brighton Pier
  5. Good night
  6. Carry yourself
  7. Japanrock
  8. Midsummer girl
  9. Iceman
  10. Sorry?
  11. Olympus sleeping
  12. No answers
  13. City of women

Gesamtspielzeit: 36:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gordon Fraser

Postings: 2536

Registriert seit 14.06.2013

2019-02-07 07:04:38 Uhr
Sehr geiles Konzert gestern Abend, mit 23 Songs wirklich fast jeden meiner Wünsche erfüllt (nur "Dalston" fehlte). Borrell völlig ohne Allüren, das kennt man ja auch anders.

Jaggy Snake

Postings: 850

Registriert seit 14.06.2013

2018-11-04 20:37:57 Uhr
Dem kann ich mich nur anschließen. Knüpft nahtlos an 2005 an, ohne altbacken zu wirken. Macht einfach Spaß, das Teil.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-11-04 19:08:58 Uhr
Geht mir wie Gordon, hätte nicht gedacht, je wieder ein gutes Razorlight-Album auf die Ohren zu bekommen, aber hier ist es. Macht sehr viel Laune, spaßiger 00er-Indie ohne Ausfall.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-10-29 14:17:48 Uhr
Razorlight | 06.02. - 13.02.2019
Auf einmal sind sie wieder da: Razorlight, diese platinsatte Rockband aus dem Vereinigten Königreich, veröffentlicht nach zehn Jahren das neue und vierte Album „Olympus Sleeping“. Johnny Borrell, der ehemalige Bassist der Libertines, hat in dieser Zeit drei Mitglieder rekrutiert und knüpft mit Gitarrist Gus Robertson, Bassist João Mello und Schlagzeuger David Sullivan-Kaplan nahtlos an die alten Zeiten an. Im Februar kommen die neuen und besten Razorlight aller Zeiten zu uns auf Tour.
Präsentiert wird die Tour von piranha.

06.02.2019 Berlin - Heimathafen
11.02.2019 München - Freiheiz
12.02.2019 Köln - Kantine
13.02.2019 Hamburg - Gruenspan

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-10-26 19:50:00 Uhr - Newsbeitrag
Nach rund 10-jähriger Schaffenspause veröffentlichen RAZORLIGHT heute

ihr neues, und mittlerweile viertes, Studioalbum “Olympus Sleeping“.



“Ich habe dieses Album mit nichts weiter im Sinn geschrieben als der puren Freude an der Musik.

Es ist mein Liebesbrief an diese ganz bestimmte Art von Musik, die so viele Menschen inspiriert hat,

Rockbands zu gründen, oder Rockbands zu folgen“ erklärt Sänger und Gitarrist JOHNNY BORRELL.



Pünktlich zum Album-Release wurden auch vier Live-Termine für Deutschland bestätigt.



Tourdaten 2019:

06. Februar Berlin - Heimathafen

11. Februar München - Freiheiz

12. Februar Köln - Kantine

13. Februar Hamburg - Grünspan


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