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Disturbed - Evolution

Disturbed- Evolution

Reprise / Warner
VÖ: 19.10.2018

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Metallica für Arme

Es scheint, als hätte David Draiman ob des Airplay-Erfolgs mit Disturbed dank ihres Simon-&-Garfunkel-Covers "The sound of silence" langsam eine wirklich ungesund hohe Meinung von seiner Band. So verkündete er jüngst in einem Interview, "Evolution" sei für Disturbed das, was für Metallica das selbstbetitelte, schwarze Album gewesen war. Demzufolge wäre die siebte Platte von Draiman und Co. eine im Vergleich zur bisherigen Diskographie zwar deutlich geradlinigere Veröffentlichung, die aber trotzdem durch große Hitdichte und starkes Songwriting genreprägend wäre. Dass diese Aussage aus dem Mund des Sängers von Disturbed absolut keine Substanz haben kann, weiß jeder, der sich in den letzten Jahren auch nur entfernt mit der Band beschäftigt hat, denn was für Ecken und Kanten gäbe es bitte im Sound des Quartetts, die man noch herauspolieren könnte? So überrascht es schlussendlich wenig, dass "Evolution" qualitativ nicht mit dem schwarzen Album, sondern eher mit der Snare aus "St. Anger" zu vergleichen ist.

Gut, ganz so ekelhaft ist natürlich selbst dieses Album nicht, trotzdem bleibt es ein absolutes Rätsel, wie Draiman zu einer derartig gewagten These gekommen sein könnte, denn de facto ist keiner der Songs auf "Evolution" auch nur der Rede wert. Wem als Opener seiner Platte nichts besseres einfällt als das wirklich in jeder Note tief in die Klischee-Kiste greifende "Are you ready", der kann nicht ernsthaft behaupten, irgendeinen maßgeblichen Einfluss auf den aktuellen Musikdiskurs zu haben. Dass Rockmusik aktuell nicht mehr so gut im breiten Massenmarkt funktioniert, liegt eben auch an ewiggestrigen Kapellen wie Disturbed, die ihre gelinde gesagt konservativen Geschmacklosigkeiten noch immer für den neuen heißen Scheiß halten. Wohl auch aufgrund dieser Uneinsichtigkeit klingt "Evolution" wie jedes x-beliebige Proll-Dadrock-Album der letzten 30 Jahre. Da können auch die gelegentlichen programmierten Beats nicht helfen, mit denen Disturbed manche Songs wie "In another time" einleiten, weil die Band spätestens nach einer Minute fix wieder in ihren komfortablen Kokon aus Headbang-tauglichen Gitarren-Faustschlägen zurückflüchtet.

Ausnahmen hierzu bilden nur die Akustikballaden auf "Evolution", und von denen sind auf diesem Album dermaßen viele vorhanden, dass man sie eigentllich gar nicht mehr als Ausnahme betiteln dürfte. Vier der zehn Tracks sind derartige Pathos-Schmalz-Nummern, wer die Deluxe-Version des Albums kauft bekommt sogar noch eine oben drauf. Dieser Umstand zeigt viel zu deutlich, worauf Disturbed mit diesem Album hinauswollen - und genau deswegen wird diese Platte erst richtig gruselig. Es ist schon schlimm genug, dass seit dem Erfolg des viel zu dick aufgetragenen "The sound of silence" wirklich jede Breitbein-Hardrock-Band denkt, einen solchen Song auf ihrer Platte haben zu müssen. Dass Disturbed selbst es hier aber so penetrant versuchen, ist wirklich mehr als lächerlich. Zumal keine der ärmlichen Versuche auch nur ansatzweise so etwas wie Emotionen erzeugen könnte. "Watch you burn" versucht kläglich, eine Powerballade zu sein, verarbeitet dabei aber nur den unepischsten Streicher-Part aller Zeiten. Und der Closer "Already gone" versucht derartig krampfhaft Mitgefühl zu erzeugen, dass er im Endeffekt das exakte Gegenteil erzeugt. "Evolution" wäre wirklich leichter zu ertragen, wenn Disturbed einfach akzeptieren würden, dass sie eben nur eine mittelmäßige Kopfnicker-Kapelle sind, die genug Leute als Co-Headliner bei Rock am Ring ertragen können. Der krampfhafte Versuch aber, ein Massenphänomen in der Popkultur zu werden, ist genau der Grund dafür, dass Disturbed niemals eine Platte auf dem Niveau des schwarzen Albums schreiben werden.

(Jakob Uhlig)

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Highlights

  • -

Tracklist

  1. Are you ready
  2. No more
  3. A reason to fight
  4. In another time
  5. Stronger on your own
  6. Hold on to memories
  7. Savior of nothing
  8. Watch you burn
  9. Best ones lie
  10. Already gone

Gesamtspielzeit: 43:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Armin der Rocker
2018-11-02 08:18:40 Uhr
Die rocken einfach alles weg!
Beinout
2018-10-28 17:48:28 Uhr
Armin fragen. Dies turboteure metallic Car ist seines.
beinamputiert
2018-10-28 16:53:11 Uhr
metallica für arme, und was ist mit metallica für beine? na was kommt jeztztz?
hartz4
2018-10-28 16:51:37 Uhr
disturbed ist also metallica für arme, aber metallica ist doch schon sehr arm, oder?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-10-24 23:21:40 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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