Crashcaptains - In too deep
Lametta
VÖ: 02.11.2018
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Graceland in Lichtenberg
Wie man sich täuschen kann: 2014 gab es dieses wundervolle "Some time soon" der Berliner Combo Crashcaptains. Und alsbald stellte man sich vor, wie die Band, bei runtergedämpften Licht und auf muffigen Teppichen stehend, quasi ein Konzert für sich selber spielte und jemand so geistesgegenwärtig war, den Aufnahmeknopf zu drücken. Kuscheliger Indie mit schroffen Einschüben, wunderbare Nahbarkeit mit Sepia-Filter. Im Rahmen der News zum neuen Album "In too deep" dann die Überraschung: vorrangig habe man beim Debüt mit Overdubs gearbeitet, jetzt erst, beim zweiten Schlag sei das anders, viel wurde live eingespielt. Dabei hört sich "In too deep" deutlich ausgefuchster an, ausgiebig scheint an rhythmischen Mustern und einer variablen Klangpalette gebastelt worden zu sein.
Zum Beispiel hat die anfängliche Gitarrenfigur im eröffnenden "Automatic doors" mit Sicherheit etwas von Vampire Weekends Ethno-Exkursen vernommen, dazu ein elektrisch aufgeladener Plucker-Beat, der in einem Groove mündet, welcher Postkarten aus den Tropen schickt. Zusammengehalten wird dies von einer 80er-Pop-Ästhetik, die sich bereitwillig von warmen Synthies sponsern lässt. Dass das Ganze jedoch über den Umweg einer watteweichen Refrain-Melodie im Post Rock mündet, und zwar schlüssig, ist ein erstes Anzeichen für die Brillanz dieser Platte. Ein weiteres ist der Umstand, dass das Mehr an klanglicher Variation nie den Weg zum großen Popmoment verstellt, zu hören im weltumarmenden, zwischen Unsicherheit und Euphorie taumelnden Titelsong. Auch "Bridges" mit seinem raffinierten Übergang von knisternd raschelnder Percussion zu einer verlässlichen Bass-Drum – ein rhythmisch herrlich vielfältiges Bild – findet sein Glück in einem luftig-melancholichen Chorus. Dabei gehen die einzelnen Songpassagen flüssig ineinander über, es entstehen reizvolle Verknüpfungen statt Brüche, Gitarrenplingern, Schäfchenwolkenchor, vertrackte Rhythmik, passt alles ganz intuitiv zusammen.
Wenn die Gitarrenfigur in "Summerhouse" zu anglo-amerikanischem Stampfbeat selbstbewusst in Richtung Schwarzafrika schaut und man sich letztlich vorstellt, was Paul Simon für eine Figur als Leader von Death Cab For Cutie abgeben würde, dann ist man in einem rhythmischen und melodischen Wunderladen gelandet, der seine eindeutigen Ausprägungen immer in glasklaren Hooks und wundervollen Gesangslinien findet. Dies kann von einer markigen Rockigkeit flankiert sein, wie in "Lakeland", oder in "Done" von einem Versuch der Kreuzung von Akkordeon und Synthie ("Done") eingeleitet werden. Ja, selbst wenn das Keyboard in "Too late" für Plastik plädiert, das rurale Schlagzeug aber für einen Indie-Knitterlook ist, mündet alles in diesen nahbaren und warmen Gesangsmelodien, die nachhaltig verzaubern. Dass die Crashcaptains ihr Album mit einer epischen Rockwuchtigkeit wie "Tightrope" abschließen, zeigt, neben all der zur Schau gestellten Varianz und der zwingenden Eingängigkeit, dass diese Band on top noch ganz anders könnte. Kollege Smeets hat das Vorgängeralbum als ein Versprechen für die Zukunft genommen, jetzt kann man klar sagen: diese fünf Berliner sind ganz nah dran, es einzulösen.
Highlights
- Automatic doors
- Summerhouse
- Tightrope
Tracklist
- Automatic doors
- In too deep
- Cheap shots
- Bridges
- Lakeland
- Summerhouse
- Done
- Too late
- Tightrope
Gesamtspielzeit: 42:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Meinung |
2018-10-25 11:54:52 Uhr
Gefälligkeitsrezension aufgrund privater Freundschaft. So geht professioneller Musikjournalismus. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-24 23:21:10 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-24 14:54:26 Uhr
CRASHCAPTAINS NEWSLETTER OKT 2018 II +++ scroll down for English version +++ Hallo miteinander, es gibt schon wieder Neuigkeiten von den Crashcaptains! Record Release-Konzert diesen Freitag in Berlin Neue Single "In Too Deep" + Video veröffentlicht Video-Performance von "Automatic Doors" Rückschau Konzerte in Bamberg und Würzburg Deutschland-Tourdaten Oktober / November RECORD RELEASE-KONZERT DIESEN FREITAG IN BERLIN Am 02.11.2018 erscheint endlich unser zweites Album „In Too Deep“. Wir sind tierisch gespannt, wie ihr die neuen Stücke findet. Eine Woche vorher, also diesen Freitag, den 26.10., wollen wir das Release mit euch feiern! Zusammen mit den Favoriten von unserem Debüt bringen wir die neuen Songs im Berliner Auster Club auf die Bühne. Mit dabei sind die Jungs von Roast Apple aus Hamburg. Die Türen gehen um 19:00 auf. Los, kommt mal vorbei! Tickets gibts im VKK unter https://www.love-your-artist.de/de/auster-club/crash-captains-konzert Facebook Event: https://www.facebook.com/events/309807479778246/ NEUE SINGLE "IN TOO DEEP" + VIDEO VERÖFFENTLICHT Falls ihr es verpasst hattet: Seit dem 04.10. ist unsere neue Single und der Titeltrack unserer neuen Platte überall erhältlich. Dazu ist ein wunderbares Musikvideo entstanden. Ihr findet es unter: Ihr bekommt den Song u.a. auch via: Spotify: https://tinyurl.com/y988wc9d iTunes: https://tinyurl.com/y7m64x4g Deezer: https://tinyurl.com/y9lq9yqv VIDEO-PERFORMANCE VON „AUTOMATIC DOORS“ Vor einigen Tagen kam auch dazu auch noch eine Video-Performance vom Album-Opener „Automatic Doors“ raus. Wir durften sie in der stimmungsvollen Kulisse der Berliner Malzfabrik drehen. Ein großes Danke nochmal an die Betreiber dafür. Schaut hier rein: RÜCKSCHAU KONZERTE BAMBERG UND WÜRZBURG Letztes Wochenende gab es bereits Konzerte in Bamberg und Würzburg. Wir haben die Herbstfarben am Straßenrand und die Zeit unterwegs genossen. In Bamberg bespielten wir das wohl bisher älteste Haus, in dem wir zu Gast sein durften (800 Jahre!). Unsere Show in Würzburg lief auch über Facebook live - sie ist auf der Seite des Tonzimmers Würzburg noch nachträglich anzusehen. Schaut rein wenn ihr mögt: https://www.facebook.com/tonzimmer.wue/videos/489515038217828/ DEUTSCHLAND-TOURDATEN IM OKTOBER / NOVEMBER Rund um das Release der neuen Platte sind wir live unterwegs. Hier die weiteren Konzerttermine im Herbst im Überblick: 25.10. Hamburg - Hebebühne w/ Roast Apple - FB Event 26.10. Berlin – Auster-Club, “In Too Deep” Record Release Konzert - FB Event 1.11. Wilhelmshaven - Morgaen Café (semi-plugged) - FB Event 2.11. Werne – FlözK - FB Event |
seno Postings: 3636 Registriert seit 10.06.2013 |
2018-10-05 08:03:27 Uhr
Schönes Ding. Erinnert mich weniger an Death Cab For Cutie, mehr an die neueren Jimmy Eat World. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-04 19:29:34 Uhr - Newsbeitrag
Am 02. November veröffentlichen die Berliner Indie-Popper Crashcaptains ihr zweites Album "In Too Deep" über das Indielabel Lametta. Wem Death Cab For Cutie auf ihren letzten Platten zu vorhersehbar und langweilig geworden sind, dürfte mit der Band sehr schnell warm werden. Heute erscheint der Titeltrack des neuen Albums als Single.Die Single „In Too Deep“ ist der Titelsong des zweiten Albums des Berliner Indie-Quintetts Crashcaptains. Der Upbeat-Track erzählt vom zaghaften Anfang einer Liebe - den ersten Wochen, in denen alles neu und im Fluss ist, in denen Euphorie und Ungewissheit Ping-Pong spielen. Während die zentrale Gitarrenlinie von luftigen Synthesizern umspielt wird, treiben Drums und Bass mit stetigem Puls voran. Das Video zum Song ist eine Mixtur aus Reportage und Collage: Die Band hat drei Paare auf ihren Dates mit der Kamera begleitet und versucht, junge Liebe auf authentische Weise einzufangen. Crashcaptains - "In Too Deep" (Musikvideo) Das neue Album der Crashcaptains erscheint am 02.11.2018 - gerne bemustern wir euch in Kürze auch mit dem kompletten Album. Bisher war bereits ein Musikvideo zur ersten Single "Done" erschienen. Crashcaptains - Live 2018 20.10. Bamberg, Freiraum 21.10. Würzburg, Tonzimmerkonzert 25.10. Hamburg, Hebebühne 26.10. Berlin, IN TOO DEEP Record Release Concert - Auster Club 01.11. Wilhelmshaven, Morgæn Café 02.11. Werne, Flöz K |
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Referenzen
Death Cab For Cutie; Ben Gibbard; Maritime; The Promise Ring; The Postal Service; Nada Surf; Honig; Chris Walla; Frightened Rabbit; +/-; The Shins; Local Natives; Rogue Waves; Cold War Kids; Wild Beasts; Vampire Weekend; Everything Everything; Django Django; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Sunny Day Real Estate; The Weakerthans; Field Music; Paul Simon; Lower Dens; Tom Vek; David Byrne; Friendly Fires; Dutch Uncles; John Grant; Tunng; Electric President; Modest Mouse
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