PeterLicht - Wenn wir alle anders sind
Tapete / Indigo
VÖ: 19.10.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Mehr nicht!
Wir waren gemeinsam mit ihm auf dem Sonnendeck, entspannten uns zusammen um die Wette und änderten letztlich unser Leben. Weil wir mussten. Der Mann, der sein Antlitz so lange verbarg, dabei aber stets kluge Anti-Ratschläge gab und uns darüber hinaus noch viele weitere Flausen in den Kopf setzte, nahm sich derweil eine Auszeit vom Plattenmachen und ist nun nach sieben Jahren zurück: PeterLicht taucht aus der Versenkung auf, zeigt Gesicht und präsentiert dabei gleich noch seine neue Platte "Wenn wir alle anders sind". Mit im umfangreichen Gepäck hat er noch eine Menge Autotune, Synthesizer und unzählige weitere Sperenzchen. Bei aller berechtigten Freude, fällt es einem schwer, an dieser Stelle schreiben zu müssen: Es ist eine nicht gänzlich unkomplizierte Situation, hier und jetzt mit dieser neuen Scheibe von PeterLicht.
Natürlich gibt es sie: die großen, augenzwinkernden Momente, die schrägen Metaphern, der Ulk, der dem Ernst innewohnt. Also all das, was PeterLicht in der Vergangenheit ausmachte. Dass sich nicht die gewohnte Begeisterung einstellen mag, hat nun freilich verschiedene Gründe, doch am schwersten wiegt sicherlich die mangelnde musikalische Spannung: Zu oft pumpt recht stereotyper Electro-Deutschpop durchs Brachland, da fehlt schon ein wenig der Witz, die Raffinesse. Gerade gegen Ende des Albums dominieren jene Nummern, die weder auf musikalischer noch auf lyrischer Ebene an das übliche PeterLicht-Niveau heranreichen. "Letzte Tote des großen Krieges" beispielsweise nervt mit seinem exzessivem Autotune-Gebrauch so sehr, dass wohl sogar Cher und Kanye West Reißaus nehmen würden.
Die meisten neuen Stücke bleiben in ihrer selbst geschaffenen Komfortzone, wagen sich kaum heraus aus der biederen Soundästhetik der aktuellen Pop-Musik, rein ins pralle Leben. Menschen, leben, tanzen, Welt, nur eben ein weiteres Mal ironisch gebrochen. Aber wer braucht das? Wenn PeterLicht im harte Fakten schaffenden "Kontolied" dann seinen Kontoauszug betrachtet und den "Schwund" beklagt, ist das zumindest für einen kurzen Augenblick mal witzig und halbwegs nonchalant. Aber so ein richtiger Groove will sich dennoch nicht einstellen. Auch nicht, nachdem endlich mal ein wenig Kohle auf dem blanken Bankaccount eingegangen ist. Es bleibt irgendwie beim nett gemeinten Ulk, die Gesellschafts- und/oder Kapitalismuskritik ist hier in Spurenelementen erkennbar, juckt aber letztlich kaum.
Im thematisch zumindest interessanten, musikalisch aber desolaten "Umentscheidungslied" fabuliert PeterLicht über die Qual der Wahl, die in sämtlichen Lebenslagen zu persönlichen wie zwischenmenschlichen Zerrüttungen führt. Die Entscheidung, das Ganze in stumpf biependen Synthpop zu packen, war jedenfalls weniger glücklich. Vielleicht eine Erkenntnis, die ihm selbst auch kam, schließlich folgt am Ende des Albums eine kurze Reprise mit dem akustischen "Umentscheidungslied / Zwitscher". Toll hingegen: "Candy Käsemann"! Quatschiger Songtitel, noch quatschigerer Song, aber großer Spaß, weil hier eine sonnige Melodie auf einen amüsanten Text trifft, ohne dabei den Bogen des guten Geschmacks zu überspannen. Dafür immerhin: Cheers an den Mann, der aus dem Tischmülleimer trinkt!
Highlights
- Candy Käsemann
Tracklist
- Chipslied
- Candy Käsemann
- Emotionale / Hört die Signale!
- Menschen
- Die Nacht
- Kontolied
- Umentscheidungslied
- Liebeslied von unten / Optionslied
- Letzte Tote des großen Krieges
- Umentscheidungslied / Zwitscher
Gesamtspielzeit: 39:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Quirm Postings: 471 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-10-23 18:26:56 Uhr
Konzert gestern in Köln war wieder sehr unterhaltsam. Ist echt ein Erlebnis ihn Live zu sehen. |
MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2018-10-23 10:22:14 Uhr
Nichtssagend ist tatsächlich der falsche Begriff. Quirm hat recht, es klingt eher wie die frühen Sachen. Ist schon ein widerspenstiges Teil. |
False Flac (unangemeldet) |
2018-10-22 15:18:40 Uhr
Habe die Platte jetzt auch gehört. Also nichtssagend finde ich sie nicht. Es ist eher so, dass ich mich hart getrollt fühle. Das "Chipslied" hat mich erst positiv gestimmt. Nur spätestens bei "Letze Tote des großen Krieges" fragte ich mich ob das jetzt widerwärtig oder genial ist. Werden die Songs absichtlich durch den exzessiven Einsatz von Autotune zerstört? Als Statement? Keine Ahnung. Ist jedenfalls schwer mit den letzten Alben vergleichbar. Die großen Popsongs findet man hier nicht. Es überwiegen die wirschen Sachen. Interessant genug um dem Album noch ein paar Durchläufe zu geben, ist es aber schon. |
Quirm Postings: 471 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-10-19 18:03:17 Uhr
Als Fan der ersten Stunde kann ich der Rezension so nicht zustimmen. Klar, an die beiden von Martin angesprochen Platten kommt die nicht ran. Geht für mich wieder eher in die Richtung der ersten Platte. Und musikalische Totalausfälle kann ich hier nicht entdecken. Bin gespannt wie sie sich noch entwickelt. Vielleicht muss man PeterLichts Sachen schon richtig mögen, um auch mit dem hier mitzugehen. :-) |
False Flac (unangemeldet) |
2018-10-19 17:42:48 Uhr
Die "Beschwerde" hat auch ein paar Hits und gelungene Experimente. Finde die nicht sonderlich schwächer. "Menschen" gefällt mir irgendwie gar nicht. Habe nicht mehr allzu große Hoffnungen auf eine gute Platte. |
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