Adam Naas - The love album
Virgin / Universal
VÖ: 05.10.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die Schönheit des Einfachen
Adam Naas mit den US-amerikanischen Tumblr-Formatmodels Cigarettes After Sex zu vergleichen, scheint angesichts des deutlich differierenden Stils des Franzosen zunächst abwegig. Ganz so verkehrt ist diese Gegenüberstellung aber nicht nur wegen Naas' hoher Stimme, die stellenweise genau wie das Organ von Greg Gonzalez enorm feminin klingt, sondern auch, weil Naas auf seinem Debüt die obligatorische Album-Ballade auf eine Länge von 45 Minuten erstreckt. Der 26-jährige bedient sich auf "The love album" fast durchgängig dem selben Groove im angenehm gezügelten Tempo, bleibt in seiner Instrumental-Untermalung äußerst minimalistisch, und manchmal könnte man meinen, Naas würde nicht von einem zum nächsten Song wächseln, sondern nur eine Pause etwas länger ziehen. Warum das trotzdem spannend ist? Zum einen, weil Naas' Stil sehr eigenständig ist und daher auch ausgiebig erkundet werden will, zum anderen, weil besagter Stil seine Wirkung erst im homogenen Klanggewand vollends entfalten kann.
Wäre Mavis Staples musikalisch in den 2010er-Jahren sozialisiert worden, so würde sie vielleicht so klingen wie Adam Naas auf dieser Platte. Der Franzose nutzt sein rauchiges Soul-Timbre nämlich nicht für warmen Gospel-Blues, sondern entfaltet es über der zurückhaltenden Coolness vorsichtiger Indie-Pop-Beats. Das funktioniert äußerst gut, weil Naas' zwar enorm kolorierte, aber trotzdem niemals peinliche Stimme wunderschön isoliert in den Vordergrund rückt. Eine besonders gelungene Variante dieses Rezepts findet sich zum Beispiel in "Love is never to blame", das über weite Strecken nur mit einem Handclap-Beat und leise verhallenden Klaviernoten auskommt. Die abschließende Chor-Passage dieses Songs stellt einen der wenigen Momente auf "The love album" dar, der klanglich die Breite anstatt die Reduktion sucht.
Und tatsächlich liegt genau hier die große Stärke dieser Platte. Weil Adam Naas sich nicht bemüht, immer wieder Haken zu schlagen und möglichst spektakulär zu sein, wirken solche Momente der Erhabenheit umso feinfühliger, während der darumgesponnene Minmalismus ein ungleiches Gefühl von Intimität verbreitet. "The love album" verdient sich daher vor allem mit Bodenständigkeit einen Orden, und das, obwohl sich Naas im fantastischen "True intimacy" sogar an Michael Jackson anlehnt. Der krönende Schlusspunkt "When you're holding me" ist ein seufzender Abgesang auf die Vergangenheit, der ganz akustisch instrumentiert Naas' unvergleichliche Echtheit auf den Punkt bringt und zeigt, dass die reine Seele oft die beste Musik schafft.
Highlights
- True intimacy
- Love is never to blame
Tracklist
- No love without risk
- True intimacy
- Shalalalove
- Cherry lipstick
- I want to get you close to me
- Strange love
- The love
- Eternity
- He's gonna kill me
- Love is never to blame
- When you're holding me
Gesamtspielzeit: 45:24 min.
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Referenzen
Pépite; Juliette Armanet; Otzeki; Grand Blanc; Vendredi Sur Mer; Papooz; Feu! Chatterton; Fhin; Aliocha; Seth XVI; Alice Et Moi; Isaac Delusion; Pomme; Bleu Toucan; Mavis Staples; Calypso Valois; Clara Luciani; Juniore; Las Aves; Fishbach; Taur; Agar Agar; Her; Blow; Flavien Berger; Cigarettes After Sex; Camp Claude; Voyou; Burning Peacocks; Michael Jackson
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- Adam Naas - The love album (1 Beiträge / Letzter am 04.10.2018 - 21:29 Uhr)